Begeistert für Düsseldorf
Warum brauchte es 1989 einen Zusammenschluss wie die…
Er bekam sie alle vor die Linse: OB Thomas Geisel ließ sich von Ralf Schilberg ablichten, genauso wie Kabarettist Dieter Nuhr, Schauspieler Armin Rohde und viele andere Prominente aus unserer Stadt. Das Ergebnis ist jetzt in der Galerie „noir blanche“ zu sehen.
Ralf Schilberg sucht seine „Models“, die entweder Düsseldorfer sind, hier schon lange leben oder aber einen engen Bezug zur Stadt pflegen, am liebsten in ihrer gewohnten Umgebung auf oder an einem Ort ihrer Wahl. Den Oberbürgermeister in seinen Amtsstuben, den Comedian in Bühnen-Nähe, die PR-Chefin in ihren Agenturräumen, den Intendanten im Konzerthaus. Ausgerüstet mit seiner Kamera, einem schwarzen Tuch und einer Lichtquelle inszeniert der Fotograf seine Protagonisten sehr reduziert und stilsicher in eigenwilliger Pose. „Ich brauche kein Studio, sondern bin mobil unterwegs und oft ist in fünf Minuten das Foto im Kasten“, betont er. Diese schwarz-weiße Serie, die fortlaufend weitergeführt wird, zeigt stets Personen im Spiel zwischen Licht und Dunkelheit. Oftmals ist die Wirkung geheimnisvoll, geradezu mystisch, manchmal diabolisch.
Denn ein großer Anteil des Bildes und der Person bleiben im Dunkeln verborgen. Wobei Licht und Schatten im Dialog stehen. „Es ist, wie wenn das Unsichtbare sichtbar würde“, sagt Ralf Schilberg. Der gebürtige Düsseldorfer, Jahrgang 1968, der an der Heinrich-Heine-Universität Philosophie und Germanistik studierte, ist eigentlich Leiter der Geschäftsstelle vom Verein Digitale Stadt. Doch die Fotografie ist seine Passion, seit seiner Jugend ist er mit der Kamera unterwegs. Vor zwei Jahren hat er das Projekt „duesseldorf faces“ mit bekannten Gesichtern gestartet. Oberbürgermeister Thomas Geisel war sein erster Kandidat. Es folgten Dieter Nuhr – der Kabarettist und Fotograf, der an der ehemaligen Folkwangschule in Essen Bildende Kunst studiert hat und mit Leidenschaft reisend die Welt erkundet, abseitige Welten dokumentiert, sie in Bilder verwandelt und so ein Archiv vergessener Orte und Dinge erschafft.
Christiane Oxenfort, die Intendantin des Düsseldorf Festivals, ließ sich von Schilberg ebenso in Szene setzen wie Michael Becker, Chef der Tonhalle, DFB-Vizepräsident Peter Frymuth, Fotograf und Ausstellungsmacher Wolfgang Sohn, Musiker, Produzent und Hochschul-Professor Dieter Falk. Rechtsanwältin Vera Geisel posiert geschmückt mit einem Hut der Düsseldorfer Modistin Laurence Leleux. Fotos von Dorina Sill, Somméliere und Host der Eiskeller Weinbar unweit der Kunstakademie, Alexandra Iwan, Inhaberin der Agentur Textschwester, Modemacherin Marion Strehlow sowie Schauspieler und Kunst-Liebhaber Armin Rohde sind entstanden.
Dass der als Charakterkopf geschätzte Schauspieler Armin Rohde, den es immer wieder gern nach Düsseldorf zieht, auch ein passionierter Fotograf ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Die meisten seiner Fotos entstehen an den Drehorten, für die er als Schauspieler engagiert ist. Dann nutzt er das Licht am Filmset für seine ganz persönliche Perspektive auf die Dinge. Hier inszeniert er Selfies, viele seiner Kollegen und die Menschen am Set. So hat er unter anderem Jan Josef Liefers, Detlev Buck, Die Fantastischen Vier, Joachim Król, Frederick Lau und auch Mario Adorf abgelichtet. Auch bei der Vernissage in der Galerie „noir blan-che“ war Rohde mit der Kamera dabei. Schilberg musste den Schauspieler ebenso wie alle anderen Protagonisten nicht lange zum Mitmachen bei seinem Projekt Düsseldorfer Gesichter überreden. Und sehr viele seiner Models ließen es sich auch nicht nehmen, gemeinsam mit dem Fotografen die Premiere seiner ersten Einzelschau zu feiern. Der Andrang in der Galerie „noir blanche“ – vor zwei Jahren vom Düsseldorfer Fotografen Volker Marschall vis-à-vis der neuen Hochschule gegründet – war riesig. In dem umgebauten ehemaligen Kolonialwarenladen von 1909 an der Rather Straße 34 knubbelten sich die Gäste, darunter auch zahlreiche Fotografen-Kollegen.
Dieter Nuhr und seine Frau Jutta (beide kamen gerade aus dem Urlaub und starten demnächst eine Reise nach Georgien und Slowenien), Schauspieler Armin Rohde mit Stirnband und Kamera um den Hals gehängt, Oberbürgermeister Thomas Geisel mit Fortuna-Schal, heiser und noch voll im Glück nach dem Sieg der Fortuna, Hans Lux, der Werbefotograf, bei dem der weltberühmte Peter Lindbergh als Assistent sein Handwerk gelernt hat, und der Deutsch-Brasilianer Paulo Greuel, der unter anderem bekannt ist für seine farbintensiven, pixelierten Bilder. Im Rahmen der fünften Ausgabe der Kunstmesse Photo Popup Fair im Stilwerk im Herbst 2018 hatte Ralf Schilberg übrigens erstmals öffentlich in einer Sonderausstellung unter dem Thema „Heimat Düsseldorf“ seine Schwarz-Weiß-Porträts präsentiert. Die Düsseldorfer Gesichter hingen damals neben Aufnahmen von Volker Marschall, der – 20 Jahre nach der Schließung – ausgewählte Aufnahmen des legendären Kultfreibads Rheinstadion gezeigt hat. Bis 6. Juli sind in der „noir blanche“ Galerie zudem Fotografien aus Schilbergs Reihe „black tide / white tide“ zu sehen. Beim Spiel der Gezeiten steht jedoch nicht das Schauspiel der Natur im Mittelpunkt, sondern ein Model am Strand in schwarzer und in weißer Kleidung. Ein Spiel der starken Kontraste bei einer gleichzeitigen Darstellung der Natur in fein abgestuften Graunuancen.
Info: „noir blanche“ – Galerie für Fotografie, Rather Straße 34, www.noirblanche.de,
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag, 15 bis 19 Uhr, Samstag, 11 bis 16 Uhr.