„Wir müssen uns dem Konkurrenzkampf stellen“
Auf die Frage, wie die ersten Wochen im…
Dr. Monika Hauck bietet mit ihrem Start-up „Repair Rebels“ einen Online-Service für Modereparaturen. Ihre Mission: Kleidung wertschätzen, das lokale Handwerk stärken und der Fast Fashion-Industrie den Kampf ansagen.
Dr. Monika Hauck hat das Start-up „Repair Rebels“ gegründet, für das sie mit ausgewählten Handwerkern aus der Region zusammenarbeitet.
Wer in der ehemaligen Sowjetunion schöne Kleidung tragen wollte, musste sie sich selbst nähen. Das hat Dr. Monika Hauck, aufgewachsen in Litauen, schon früh von ihrer Mutter gelernt. All ihre Klamotten und die ihrer Tochter nähte und reparierte diese selbst: Hauck trug schon als Kind maßgeschneiderte Kleidung in den schönsten Farben und Mustern. Auch erlernte sie das Handwerk von ihrer Mutter: „Ich bin mit Bergen von Burda-Zeitschriften aufgewachsen. Ich werde die Begeisterung in ihren Augen nie vergessen, wenn sie eine neue Ausgabe erhielt“, sagt Hauck über ihre Mutter. Die Liebe zur Mode sei von Anfang an da gewesen, ganz natürlich und selbstverständlich. Deswegen stand für sie immer fest, dass sie im Modebereich arbeiten möchte.
Nach einer Modelkarriere, einem Studium und einer Promotion in Innovationsmanagement hat sich Monika Hauck vor zwei Jahren selbstständig gemacht. 2021 gründete sie das Düsseldorfer Start-up „Repair Rebels“, einen Online-Service für Modereparaturen. Statt hochwertige Kleidung, Taschen oder Schmuck wegzuwerfen, können ihre Kunden ihre Lieblingsstücke reparieren, restaurieren oder ändern lassen. Hauck und ihr Team arbeiten dafür eng mit ausgewählten Schneidern, Schuhmachern und Goldschmieden aus der Region zusammen. Die Idee sei ihr gekommen, als sie beim Schuster auf ein repariertes Schuhpaar wartete. Ihr fiel auf, dass viele Schuhmachereien während der Pandemie schließen mussten, da dieser Service aufgrund mangelnder Online-Präsenz nicht genutzt wurde. Sie recherchierte viel, ihr Gefühl täuschte sie nicht: Laut einer Greenpeace-Studie haben 67 Prozent der 18- bis 29-Jährigen in Deutschland ihre Schuhe noch nie reparieren lassen.
Stattdessen wird lieber neu gekauft. Und das ist das eigentliche Problem, das Hauck mit ihrem Start-up angehen möchte: Kleidung nicht als Wegwerfware zu behandeln, sondern sie wertzuschätzen. Die Müllberge dieser Welt nicht noch größer zu machen, sondern Kleidung länger zu nutzen. Mit dieser Idee rebelliert sie gegen das schnelllebige Fast Fashion-System, daher auch der Name. Denn der Mode-Industrie kommt es natürlich gelegen, dass die Leute Kleidungsstücke und Schuhe nur ein paar Monate tragen und dann wieder einem neuen Trend nachjagen.
Auch Frauenrechte sind Hauck wichtig. Die Mode-Industrie werde von Millionen Frauen getragen, die unterbezahlt unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssten. Seitdem sie eine Tochter hat, möchte sie dieses System nicht weiter unterstützen. „Feminismus endet nicht an der Landesgrenze“, sagt sie.
Trotz des großen Secondhand-Hypes in der Generation Z sei vielen jungen Menschen gar nicht bewusst, dass Kleidung ausgebessert werden könne. „Ich bekomme immer wieder Anfragen, ob es wirklich möglich ist, Jeans oder Sneaker zu reparieren“, sagt die Unternehmerin. Auch sei für viele der Gang zum Schuhmacher oder Schneider eine aufwendige Angelegenheit: „Das Reparierenlassen von Kleidung ist im hektischen Alltag nicht leicht integrierbar.“ Deshalb hat sie von Anfang an ihren Service so einfach wie möglich gestaltet. Bei den Repair Rebels werden Anfragen online gestellt, dort gibt es auch eine Preisliste für klassische Reparaturen. Aufwendige und außergewöhnliche Reparaturen werden individuell mit den Kunden besprochen. Und das war schon der komplizierte Teil – dann übernehmen die Repair Rebels: Mit einem E-Bike werden die Lieblingsstücke an der Wunschadresse, zu Hause oder im Büro, abgeholt und innerhalb von sieben Tagen wieder zurückgebracht. Diesen Service gibt es zurzeit in Düsseldorf und Köln, für ländliche Regionen existiert ein Versandservice. „Wir haben festgestellt, dass die Nachfrage nach Textil- und Schuhreparaturen außerhalb der Großstädte besonders hoch ist, da es dort oft keine lokalen Angebote gibt.“
Die Repair Rebels sind Pioniere in Deutschland, vergleichbare Angebote gibt es bisher nur in Städten wie New York und London. Hierzulande sei das Thema Reparatur etwas eingeschlafen, berichtet die Unternehmerin. „Das finde ich schade, weil wir damit das Handwerk aussterben lassen.“ In anderen europäischen Ländern laufe das viel besser, etwa in Frankreich. Dort hat die Regierung beschlossen, die Reparatur von Kleidung zu subventionieren. Ab Oktober 2023 können Franzosen pro Reparatur sieben bis 25 Euro aus einem Fonds von 154 Millionen Euro beantragen. So sollen die 700.000 Tonnen Kleidung, die jedes Jahr weggeworfen werden und von denen zwei Drittel auf Mülldeponien landen, reduziert werden. In Skandinavien wurde die Mehrwertsteuer auf Reparaturen gesenkt. Die deutsche Politik müsse mehr Anreize setzen, um die Menschen zu motivieren. Nur so könne ein Image-Wandel stattfinden, sagt Hauck. Denn: „Reparaturen sind nicht altmodisch, sondern nachhaltig, cool und sexy.“