„Wir müssen uns dem Konkurrenzkampf stellen“
Auf die Frage, wie die ersten Wochen im…
Christian Zaum empfängt uns in entspannter Atmosphäre an einem heißen Freitagnachmittag in seinem Büro. Die Mitarbeiter sind in das Wochenende gegangen, der neue Wirtschaftsdezernent der Landeshauptstadt ist gut gelaunt – und bestens vorbereitet. Das ist keine Überraschung, denn der 46-jährige Jurist hat sich seit 2017 als Ordnungsdezernent einen Namen gemacht – und unter anderem im Sicherheitsbereich Akzente gesetzt.
Und jetzt Wirtschaft? „Es ist in der Tat eine besondere Ehre und Herausforderung für mich, die Wirtschaft in der Landeshauptstadt mitzugestalten“, bekräftigt er. Und kommt dann ins Schwärmen, als wir über die Stärken der Wirtschaftsmetropole sprechen: „Die wirtschaftliche Grundstruktur der Stadt ist ausgezeichnet: Industrie, Gewerbe, Handwerk, Handel, Dienstleistungen – die Wirtschaft ist so breit und international aufgestellt, dass die Nachfrage internationaler Investoren weiterhin ungebrochen ist. Aber: Das ist das Ergebnis harter Arbeit“, betont er.
Es sind nicht nur die großen internationalen Konzerne, sondern auch die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, die die Wirtschaft der Metropole prägen und sie damit weniger anfällig für Krisen machen. Krise? Ja, die ist in Düsseldorf angekommen. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine hätten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen deutlich verschlechtert: „Auch als Krisenstabsleiter begleite ich die Entwicklungen rund um die Energieversorgung sehr eng. In diesem Zusammenhang war mir früh klar: Es handelt sich nicht nur um eine Versorgungskrise, sondern vor allem um eine Preis- und damit Wirtschaftskrise.“
Christian Zaum ist einer, der gerade in Krisenzeiten Verantwortung übernehmen möchte. „Ich sehe mich als Krisenmanager und setze mich daher bestmöglich für die Interessen der Düsseldorfer Unternehmen ein.“ Ein klares Bekenntnis.
Aufmerksam hat er verfolgt, wie insbesondere im Immobilienbereich in den vergangenen Wochen einige Projektentwickler Insolvenz anmelden mussten. „Wir müssen solche Entwicklungen sehr ernst nehmen, denn solche Insolvenzen sind ein alarmierendes Signal. Die Schnelligkeit der Zinswende hat viele überrascht. Ich hoffe aber, dass die betroffenen Unternehmen durchaus über Substanz verfügen, um aus eigener Kraft aus der Krise zu kommen.“
Ein wichtiger Gradmesser ist die Immobilienmesse Exporeal in München, von der Christian Zaum positive Signale erwartet. Gleichzeitig sendet Zaum selbst ein wichtiges Signal: „Wir als öffentliche Hand investieren selbst weiter: in Schulen, Kitas, eine Feuerwache und mehr. Und es gibt auch Immobilien-Entwickler, die ihre Projekte weiterführen!“
Christian Zaum ist in der Region sehr gut vernetzt, und ihm ist bewusst, dass die Rahmenbedingungen sich verändern müssen, um die Krise zu überwinden. „Wir bekommen gerade die Nachteile des Föderalismus aufgezeigt“, bekennt er. „Auch wir als Stadt haben den Auftrag, schneller, besser und kundenfreundlicher zu werden. Da ist noch viel Arbeit zu leisten.“
Auf einem guten Weg sieht der neue Dezernent die Start-up-Szene. „Sie hat sich, vor allem mithilfe der richtigen Akzente unserer Wirtschaftsförderung, sehr erfolgreich und dynamisch entwickelt. Düsseldorf ist zwar in Deutschland nicht quantitativ die Nummer eins, aber qualitativ stehen wir ganz weit vorne.“ Er verweist unter anderem auf Institutionen wie den DigiHub, die Digitale Stadt Düsseldorf und den TechHub67, die mittlerweile wichtiger Bestandteil für Existenzgründer und die Digitalisierung sind. Aber auch hier will Christian Zaum sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen und mahnt an: „Hier gilt es, weiter für die richtigen Rahmenbedingungen und Impulse zu sorgen, damit aus guten Ideen erfolgreiche Unternehmen werden. Ich persönlich setze mich dafür ein, dass Start-ups und die Old Economy sich noch stärker miteinander vernetzen.“
Düsseldorf ist eine kompakte Stadt mit kurzen Wegen und dem Angebot einer Weltmetropole. Was auf der einen Seite ein großer Vorteil ist, ist gleichzeitig ihr Nachteil: Flächen sind knapp. Deutlich wird das an den derzeitigen Diskussionen um die Nachfolgenutzung des Vallourec-Areals in Rath: Das traditionsreiche Industriegebiet ist natürlich auch für andere Nutzungsarten interessant. Christian Zaum macht aber deutlich: „Wir wollen die Industrieflächen in Düsseldorf sichern – das ist wichtig für die wirtschaftliche Balance unserer Stadt.“ Und er nimmt sich dabei selbst in die Pflicht: „Meine Aufgabe wird es hier sein, die verschiedenen Interessen zusammenzubekommen und ein Konsortium zu schmieden.“
Bei der Vernetzung auf internationalem Parkett spielen zwei Düsseldorfer Firmen eine herausragende Rolle: Flughafen und Messe. Christian Zaum gerät unwillkürlich ins Schwärmen, wenn er über sie als „wirtschaftliches Rückgrat“ spricht. Neue Direktverbindungen am Flughafen in die USA sind da genauso gute Nachrichten wie die hervorragenden Kontakte, die die Messe bei ihren diversen Aktivitäten im Ausland einbringt. So veranstaltet die Messe Düsseldorf die nunmehr dritte Ausgabe der ProWein Mumbai in Indien. Da kommt es nicht von ungefähr, dass Christian Zaum für November eine Delegationsreise nach Indien ankündigt. Unter anderem ist ein Besuch einer Digitalkonferenz in Bangalore geplant. Im nächsten Jahr soll es nach Südkorea gehen. „Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller hat ja in diesem Sinne konkrete Zeichen gesetzt: Die Delegationsreisen nach Japan, China, Israel und in die USA zeigen, dass Düsseldorf bestehende Beziehungen pflegt und neue Akzente setzen möchte.“
Am Ende unseres Gesprächs schaut der neue Düsseldorfer Wirtschaftsdezernent hoffnungsvoll in die wirtschaftliche Zukunft: „Ich glaube, dass wir die aktuellen Herausforderungen meistern werden. Düsseldorf wird weiter wachsen und noch internationaler aufgestellt sein.“ Das sind doch mal positive Aussichten.