„Wir müssen uns dem Konkurrenzkampf stellen“
Auf die Frage, wie die ersten Wochen im…
Beim Airport-Jahresempfang fiel die neue Flughafen-Doppelspitze zum ersten Mal mit ihrem sympathisch frischen Auftritt auf. In den ersten 100 Tagen schaffte sie dann im Team mit allen Kollegen und Partnern, wie sie betont, dann auch noch, woran so schnell kaum jemand geglaubt hatte: eine für die Passagiere spürbare und deutliche Verbesserung bei der Sicherheitskontrolle und Gepäckabfertigung ‒ und das trotz mehrerer Streiks. Wer sind Lars Redeligx und Pradeep Pinakatt? Ein ungewöhnlicher Gesprächstermin inklusive Backstage-Einblicken und mit unglaublich positiver Energie.
Die beiden DUS-Geschäftsführer wissen wo es langgeht ‒ inklusive ansteckender Hands-on-Mentalität und motivierendem Teamgeist: der Vorsitzende Lars Redeligx (r.) und der kaufmännische Geschäftsführer und Arbeitsdirektor Pradeep Pinakatt.
Wow, was für ein Ausblick hier im 5. Stock aus dem Besprechungsraum über den Flughafen!
Redeligx: Ja, das ist schon ein Ort mit einer besonderen Energie.
Pinakatt: Wir hören immer wieder von Gästen, die uns besuchen: Ich könnte hier nicht arbeiten!
Weil es zu laut ist?
Pinakatt: Nein, weil es zu schön ist. Sie sagen, sie wären zu abgelenkt und würden die ganze Zeit nur rausgucken, wie die Flieger starten und landen.
Redeligx: Sie glauben nicht, wem hier schon warm ums Herz geworden ist. Von gestandenen Bankern bis hin zu Technikern, die ja Dinge sonst eher nüchtern sehen.
Das kann man sich gut vorstellen. Sie haben im Januar 2023 die Geschäftsführung übernommen, also in herausfordernden Zeiten. Da hatten sie wahrscheinlich weniger Gelegenheit, den Ausblick zu genießen?
Redeligx: Die ersten 100 Tage waren verrückt. Wir hatten sechs Streiks, wir haben den Wechsel bei den Vorfelddiensten in drei Monaten organisiert, wofür man normalerweise sechs braucht. Und natürlich haben wir die Erwartungshaltung gespürt nach den Problemen des letzten Jahres.
Als der Flughafen zum Fluchhafen wurde, wenn man an die langen Schlangen und die Gepäckabfertigung denkt …
Redeligx: Für die Situation gab es viele Ursachen, nicht nur an unserem Flughafen. Aber unser Maßnahmenpaket „Off-Block“ hat sich an Ostern bewährt, weil alle zusammengearbeitet und mit angepackt haben. 95 Prozent der Passagiere mussten vor den Sicherheitskontrollen der Bundespolizei weniger als zehn Minuten warten. Weitgehend reibungslos lief auch die Gepäckausgabe bei den Airlines.
Pinakatt: Ja, das gute Ergebnis von Ostern war ein unternehmensübergreifendes Ergebnis. Das Feedback von Passagieren, Unternehmen, Airline-Kunden ist jedenfalls durchweg positiv. Aber es gilt, den Fokus hochzuhalten für den Sommer.
Redeligx: Wir wollen das Thema Qualität ganz stark in den Vordergrund stellen. Man könnte ja meinen, wir fangen jetzt mit großen Strategien an: „Wo wird der Flughafen in zehn Jahren stehen?“ und „Was macht ihr beim Thema Nachhaltigkeit?“ Damit beschäftigen wir uns natürlich auch, aber das wäre alles nichts, wenn der Flughafen nicht gut funktionieren würde, wir unseren Fluggästen nicht eine gute Zeit bei uns ermöglichen würden.
Pinakatt: Deshalb gehen wir raus: Wir sind nicht nur in unserem Büro oder auf unserer Etage, sondern sind sowohl in der Verwaltung unterwegs als auch in den operativen Bereichen. Wir besuchen Busfahrer, Feuerwehr, Terminal, Technikbereich. Ein Flughafen ist eine halbe Stadt. Das ist auch ein Stück Wertschätzung, wenn man vor Ort ist, und uns interessiert auch, was die Mitarbeiter bewegt. Und wir wollen das Unternehmen zusammenführen, sowohl die Verwaltung als auch die operativen Bereiche, das Verständnis untereinander erhöhen. Wir möchten den Begriff „Flughafenfamilie“ mit Leben füllen.
Redeligx: Und wir haben angefangen, einen internen Blog zu schreiben. Darin geben Pradeep und ich im Wechsel einen Wochenrückblick und berichten unseren Mitarbeitern, was wir erlebt haben, was es Neues gibt oder wen wir getroffen haben. Zum Beispiel, als wir Vertreter von Delta Air Lines hier zu Besuch hatten und die neue Verbindung nach Atlanta ankündigen konnten. Wir schreiben den Blog wirklich selbst
Wie sieht die Zukunft für die Flughafenfamilie Düsseldorf aus?
Redeligx: Mit 18 Millionen Menschen hat der Düsseldorfer Flughafen nach London und Paris das größte Einzugsgebiet in Europa. Und laut einer aktuellen Studie des Bundesverkehrsministeriums ist die Luftfahrt bis 2050 einer der am stärksten wachsenden Verkehrsträger. Das heißt nicht, dass sich Luftfahrt nicht verändert. Der Luftverkehr in Summe muss klimaneutral werden, dazu haben sich die Airlines und Flughäfen auch verpflichtet. Wir in Düsseldorf haben bereits heute unseren CO2-Ausstoß um 50 Prozent gegenüber 2010 reduziert. Bis 2035 wollen wir klimaneutral sein. Ich habe in verschiedenen Branchen Erfahrungen sammeln dürfen, zuletzt im Schienenverkehr, und kann sagen: Der Luftverkehr ist, was Digitalisierung und moderne Technologien betrifft, viel weiter. Wir sind eine Branche, die innerhalb von zehn Jahren so etwas Revolutionäres bauen will wie ein CO2-neu-trales Flugzeug. Deshalb glaube ich auch an die Fähigkeit dieser Branche, sich neu zu erfinden, um zukunftsfähig zu sein.
Pinakatt: Vor einigen Jahren hat ein großer Lebensmitteldiscounter bewusst in unserer Branche rekrutiert und versucht, Leute abzuwerben, weil es ihnen um Veränderung ging, und es hieß: „Die Luftfahrt kann Veränderung.“ Aber die wenigsten, die in der Luftfahrt arbeiten, wollen wieder weg.
Apropos Veränderung. Haben Sie auch das Thema Gleichberechtigung auf dem Radar?
Pinakatt: Das ist für Lars und mich eine Herzensangelegenheit. Wir sind beide Väter von Töchtern und Söhnen. Wir wollen nicht, dass Menschen aufgrund ihres Geschlechts schlechtere Chancen haben. Wir sind ein wertebasiertes Unternehmen, und Gleichberechtigung gehört dazu, nicht nur als Lippenbekenntnis, sondern konkret. Da gehört dann auch ein Girls‘ Day dazu. An dem Tag habe ich zu den Mädchen gesagt: „Lasst euch von niemandem sagen, dass ihr irgendwas nicht so gut könnt wie Jungs.“ Bei der Besetzung von Stellen ermöglicht unsere Personalabteilung schon seit Jahren eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hierbei sind gerade Teilzeitangebote für Mütter und Väter wichtig, um auch persönliche Karriereentwicklungen wahrzunehmen. Erst kürzlich konnten wir auf diese Weise eine junge Mutter als hochqualifizierte Führungskraft mit großem Verantwortungsbereich gewinnen. Ich sehe dabei das Win-win: Wir haben eine gute Führungskraft an der Stelle, und es ist ein Zeichen an die Belegschaft, dass wir offen sind. Und nach meiner Erfahrung bekommen Frauen mit junger Familie vieles besser organisiert als manch ein männlicher Mitarbeiter.
Das klingt ja alles sehr harmonisch. Aber in jeder Familie gibt es doch auch mal Unstimmigkeiten. Wie ist das bei Ihnen beiden, wenn man so eng in herausfordernden Zeiten von morgens bis abends zusammenarbeitet?
Redeligx: Pradeep ist ein super Typ, auf den man sich 100-prozentig verlassen kann. So was merkt man spätestens, wenn man in den ersten Monaten so Unvorhersehbares wie mehrere Streiks zu managen hat. Das einzige, was ich auszusetzen habe: Er ist unverschämt gut durchtrainiert und spielt auch noch gut Fußball, sodass ich erst mal ein geheimes Trainingsprogramm absolvieren muss, bevor ich mich beim Betriebskicken blicken lassen kann.
Betriebskicken?
Pinakatt: Das findet einmal die Woche statt. Da spielen alle: Jung, Alt, Ingenieure, Kaufleute, Leute aus der Kommunikation, auch eine Kollegin. Ich bin in Bochum geboren und habe da in der Jugend gespielt. Von daher kann ich es ein bisschen und bin auch noch leidgeprüft.
Redeligx: Ich bin von zu Hause aus Eintracht Frankfurt-Fan, aber ich habe meinen Integrationswillen dokumentiert, indem ich hier erst mal Fortuna-Mitglied geworden bin.
Pinakatt: Ich auch. Das gehört schon dazu. Hinter Fortuna Düsseldorf zu stehen, fällt mir aber auch leicht, das ist ein sympathischer Traditionsclub. Aber um auf Ihre eigentliche Frage zurückzukommen: Eine negative Eigenschaft ist mir bei Lars nicht aufgefallen. Ich freue mich, dass ich mit einem Menschen zusammenarbeite, mit dem ich charakterlich auf einer Wellenlänge liege. Das ist einfach schön.
Balkon mit Ausblick: Der Balkon des Besprechungsraums im 5. Stock des Verwaltungsgebäudes ist mit dem außergewöhnlichen Ausblick ein Highlight der Backstage-Flughafen-Führung: „Ich schaue am liebsten Richtung Terminal, dann habe ich auch ein paar Parkpositionen im Blick. Tagsüber steht hier auch mal die Qatar oder die Emirates“, sagt Pinakatt.