Begeistert für Düsseldorf
Warum brauchte es 1989 einen Zusammenschluss wie die…
In keiner anderen deutschen oder europäischen Stadt treffen auf einem Kilometer so viele Luxus-Marken aufeinander wie an der Königsallee. Aber das ist längst nicht das einzige Rezept der langen Erfolgsgeschichte der Düsseldorfer Prachtmeile, sagt Hans Meijers von der Interessengemeinschaft Kö. Und deswegen macht er sich trotz vieler Veränderungen keine Sorgen um die Zukunft der Allee.
Luxus-Marken wie Hermès reihen sich an der Kö auf einem knappen Kilometer aneinander.
Es sind die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres. Sie suchen sich tapfer einen Weg über die Giebel der Dächer. Der Glockenschlag der Johanneskirche liegt in der Luft. Auf der Barolo-Terrasse sind die ersten Stühle besetzt. Die hellen, weichen Wolldecken helfen noch über die kühlen Temperaturen hinweg. Tische und Stühle der ersten Reihe sind zu den Schaufenstern hin ausgerichtet. Natürlich. „Die Kö ist ein Laufsteg“, sagt Hans Meijers, Geschäftsführer der IG Kö „wie im Hafen von Saint-Tropez.“ Zwischen den Terrassen und den Schaufenstern der Luxus-Marken promenieren Besucher aus aller Welt genauso wie Einheimische. „Sehen und gesehen werden“, erinnert Meijers. Und das gelinge in Deutschland und eigentlich auch kaum in einer anderen europäischen Stadt so gut wie in Düsseldorf, ist er sicher. Was das Rezept für die Erfolgsgeschichte der Königsallee ist? „Es ist ein knapper Kilometer“, sagt Hans Meijers, „so eine Dichte von Luxus-Marken haben wir an keinem anderen Ort in Europa.“ Prada und Dior, Chanel und Gucci, Louis Vuitton, Hermès und Fendi. „Unsere historische Prachtstraße konzentriert auf kleiner Fläche einen besonderen Erlebnisraum“, betont auch Ole Friedrich, Geschäftsführer von Düsseldorf Tourismus. Und eine Adresse an der Kö ist nach wie vor sehr gefragt. „Wo sich eine Luxusmarke ansiedelt, da entsteht eine Dynamik“, weiß Immobilienfachmann Meijers. Die Nachfrage für eine der richtig guten Kö-Adressen sei deutlich größer als das limitierte Angebot an Schaufenstern.
Inzwischen steht die Sonne hoch am Himmel. Sie bringt das Wasser in dem 580 Meter langen Kö-Graben zum Glitzern – zumindest dort, wo das Wasser nicht im Schatten der stattlichen Kastanien liegt. „Das ist der zweite Faktor des Erfolgs“, sagt Meijers, „diese Straße ist als Allee gewachsen.“ Ein Blick ins Geschichtsbuch offenbart: Zwischen 1802 und 1804 setzten Hofbaumeister Kaspar Anton Huschberger und Hofgärtner Maximilian Friedrich Weyhe die Pfeiler des späteren Glanzes. Sie machten den demolierten Festungsbauwerken an der heutigen Allee ein Ende und legten den Stadtgraben an – mehr als 30 Meter breit, fünf Meter tief und fast 1.000 Meter lang.
120 Kastanien fanden an ihm entlang ihren Platz. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich die Allee von einer „Wohnstraße in bevorzugter Lage“ immer weiter zum Catwalk der Stadt. Der Wohnraum wurde erst in die höheren Etagen verlegt und verschwand dann fast ganz – während Geschäftsleute, Galeristen, Hoteliers und Gastronomen die Königsallee für sich entdeckten.
„Auch heute ist die Kö im Wandel begriffen. Und das ist gut so“, sagt Hans Meijers und blickt auf die vielen Veränderungen der vergangenen Jahre und die großen Pläne für die Zukunft. „Aber es ist wichtig, dass wir den Charakter der Straße bewahren“, ergänzt er. Nicht umsonst hat seit den 1990er-Jahren auch der Denkmalschutz bei der Kö seine Finger im Spiel. So sind etwa einzelne Häuser geschützt – vor allem ihre Fassaden dürfen nicht verändert werden. Das gilt zum Beispiel für die Königsallee 44, wo lange die Galerie Volmer residierte. In diesem Bereich entwickelt die Centrum-Gruppe eines der größten Kö-Projekte der vergangenen Jahrzehnte. Das Gebäude Königsallee 44 ist in diesem Zuge bereits abgerissen worden. Die denkmalgeschützte Tuffstein-Fassade wird aber zurückkehren. „Uniformität wird es hier also nicht geben. Die Kö verliert nicht ihre DNA“, sagt Meijers. Aber sie werde weiterentwickelt. So entstehen laut der Centrum-Gruppe in dem Projektkomplex zwischen König- und Steinstraße auch Shops mit deutlich größeren Flächen – zwischen 800 und 1.000 Quadratmetern. Dort werden noch zwei, drei neue Marken ein Zuhause finden. Fendi und Moncler sind bereits in eines der neuen Geschäftshäuser in diesem Komplex eingezogen und haben damit die stattliche Liste großer internationaler Marken in der Landeshauptstadt erweitert. Im hinteren Bereich des Blocks hat der spanische Stararchitekt Santiago Calatrava für die Centrum-Gruppe einen Boulevard entworfen – mit Zugängen zu den Kö-Geschäften, mit Gastronomie und kleinen kulinarischen Fachgeschäften.
Währenddessen ist auch die bisher deutlich stillere „Bankenseite“ der Allee in Bewegung. Der Teilabriss der alten Commerzbank ist geschafft, die ehemalige Zentrale der Bank HSBC-Trinkaus & Burkhardt bekommt eine neue Fassade und einen Lichthof. Es sollten Anreize für das Publikum geschaffen werden, damit es nicht still bleibt. Im Dezember hat im Hotel „Kö59“ die neu gestaltete Bar „The Golden“ eröffnet – mit allabendlicher Musik. Und ebenfalls im vergangenen Jahr ist die traditionsreiche Galerie Paffrath von der Königsallee 46, die nun zum neuen Centrum-Komplex gehört, in das Dachgeschoss des nicht weniger glanzvollen Breidenbacher Hofs umgezogen – auf 800 Quadratmetern werden rund 700 Bilder gezeigt.
Die Sonne ist inzwischen ein Stück weitergezogen, auf den Terrassen an der Allee wird es voll. „Die Menschen zieht es einfach nach draußen“, beobachtet Meijers. Und deswegen wünscht er sich für die Zukunft noch deutlich mehr dieser Angebote. Gastronomen hätten in den vergangenen Jahren häufig den Kürzeren gezogen, Mieten seien für sie nicht mehr erschwinglich. „Wir wollen aber ein Terrassenkonzept über die gesamte Allee“, sagt Meijers, „mit einheitlichen Servicestationen.“ Die Spur der Längsparker vor den Geschäften soll wegfallen und Platz für mehr Gastronomie schaffen. Die Planer sind sicher: Das nächste Kapitel der Erfolgsgeschichte wird gerade geschrieben.