Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Keine graue Krawatte, keine Floskeln, kein Machtgehabe: Christian Schlesinger setzt als Manager des neuen Bo Concept-Stores im Stilwerk auf ein „Feelgood Management“ – aus Überzeugung. Das hat ihn sein erfolgreicher Lebensweg gelehrt.
Christian Schlesinger sitzt auf dem Sofa. Wo auch sonst? Hier serviert er seinen Kunden einen Milchkaffee im schmucken Glas. Und hier kommt er mit ihnen über ihre Einrichtung, das Gefühl zu Hause zu sein und das Leben selbst ins Gespräch. „Sagen Sie einfach, was Sie möchten“, fordert er die Kunden auf. Er will kein Drumherum-Reden. „Ich bin selbst unverblümt“, sagt er. Und wer mit dem 34-Jährigen ins Gespräch kommt, der versteht schnell, was er meint. Er sagt, was er denkt. Aber böse sein mag man ihm dafür nicht. Ganz im Gegenteil: Wenn Christian Schlesinger offen spricht, schwingt darin vor allem Authentizität und Wertschätzung mit – für den Kunden, für seine Mitarbeiter, für Geschäftspartner.
Er nennt das „seine Gabe“ – denn daran ist nichts Antrainiertes, es ist sein Wesen. Das erkannten auch Barbara und Guido Rickert gleich. Die beiden Franchiseunternehmer betreiben Bo Concept-Stores in Bochum, Dortmund, Köln, Oberhausen, Münster. Fast jedes Jahr haben sie bisher einen weiteren Standort eröffnet. Und nun auch in Düsseldorf. Sie wissen also, wie Erfolg geht. Und ihre Philosophie klingt der von Christian Schlesinger sehr ähnlich: „Wir wünschen uns verschiedene Menschen mit verschiedenen Charakteren in unseren Teams, um unseren Kunden wirklich begegnen zu können“, sagt Barbara Rickert. Die Diversität der Mitarbeiter in ihren Stores gehöre zur Erfolgsgeschichte. „Kunden werden bei uns zu Gästen“, sagt sie. Auch deshalb der Milchkaffee, das Sofa, die Atmosphäre. In den Geschäften seien Produktberater, Problemlöser, Gesprächspartner im Einsatz, die sich Zeit nähmen für die Bedürfnisse ihrer Gäste. „Das ist der Geist in unseren Geschäften“, sagt Guido Rickert, „da ist Herz drin.“ Und eben das fanden die Rickerts auch in Christian Schlesinger – bereits im ersten Gespräch. „Ich habe dieses Leuchten, diese Begeisterung in seinen Augen gesehen“, erzählt Barbara Rickert. Also stellten sie ihn erst als Verkäufer in Bochum und Oberhausen ein und fragten ihn schließlich, ob er den neuen Store im stilwerk aufbauen wolle – mit eigenem Team, versteht sich.
Dort ist mittlerweile auf 500 Quadratmetern ein Ort entstanden, der wie ein großes Wohnzimmer wirkt. Wer im Erdgeschoss über die Schwelle tritt, fühlt sich gleich willkommen. „Hier kann jeder so sein, wie er ist“, sagt Christian Schlesinger. Das gilt für jeden einzelnen Kunden, aber das gilt auch für Tabea Schmetz, Maryam Tadjik, Daniel Probst und Reza Shafei. „Ein Team wie eine Familie“, sagt Schlesinger, „keiner hier muss sich verstellen.“ Die Mitarbeiter fühlen sich wohl, bringen sich ein und sie vermitteln ihre eigene Zufriedenheit den Kunden. Das ist dem Store-Manager wichtig. Und das ist etwas, was ihn das Leben gelehrt hat.
Christian Schlesinger war gerade 15 Jahre alt, als ihn sein Vater vor die Tür setzte, weil er sich als homosexuell geoutet hatte. Für den Neuanfang war ihm nicht viel mehr als eine alte Matratze geblieben. Er bewarb sich für eine Ausbildung bei Edeka zum Verkäufer im Einzelhandel und bekam die Stelle. Schlesinger holte das Abitur an der Abendschule nach, hängte ein Traineejahr dran und wurde schließlich Edeka-Store-Manager und Teilhaber – mit 30 Mitarbeitern. Dann begann er zu schneidern und zu nähen, erfand sich also neu, arbeitete sechs Jahre für Hansen Raumkonzepte und wechselte dann ins Versicherungswesen. Aber als er dort eines Morgens mit einem einzigen schwarz lackierten Fingernagel auftauchte, reagierte der Chef irritiert. Christian Schlesinger kündigte. „Heute habe ich keine Angst mehr“, sagt er. Inzwischen sind alle zehn Fingernägel schwarz. Und es gibt nichts Selbstverständlicheres an diesem Ort. Schon kurz, nachdem er bei der Versicherung gekündigt hatte, traf er auf Guido und Barbara Rickert. „Bei einer solchen Gelegenheit musst du wie bei Super Mario nach den Sternen greifen“, sagt Christian Schlesinger und grinst. So wird seine eigene berufliche und persönliche Erfolgsgeschichte jetzt zum Baustein eines erfolgreichen Managements im neuen Store.
Inzwischen haben ihn die Bochumer Unternehmer auch zum Marketing-Manager gemacht, sie begrüßen und teilen seinen Führungsstil, sein „Feelgood Management“, und sie glauben an den Erfolg dieses Wegs. Zum Grand Opening des Düsseldorfer Stores kamen sogar die Geschäftsführer von Bo Concept aus Dänemark. Keine Selbstverständlichkeit. Und ihre Rückmeldung war rundum positiv. Auch sie scheinen diese besondere Atmosphäre der Wertschätzung gespürt zu haben. Und sie wünschen sich diese auch für andere Standorte, wie sie nach der Eröffnungsfeier, von der sie Inspirationen aus Düsseldorf nach Dänemark mitgenommen haben, bekundeten. Schlesingers eigene Erfolgsgeschichte zieht Kreise. Egal, ob Menschen ins Geschäft kommen, die ihre drei Häuser von New York bis in die Toskana einrichten wollen, oder ein Paar, das der ersten gemeinsamen Wohnung eine besondere Note geben möchte: „Wir sind da, hören zu, beraten und finden Lösungen“, sagt der Store-Manager, „für jeden eine eigene.“ Deswegen gibt es bei Bo Concept eine nahezu grenzenlose Auswahl an Größen, Farben und Materialien. Wer sich für ein Sofa entscheidet, hat die Wahl zwischen mehr als 120 Stoffen und Leder – so wie in den Bo Concept-Stores in mehr als 60 Ländern dieser Welt. „Also: Immer raus damit. Sei so, wie du bist.“ Theresa Demski n