„Wir müssen uns dem Konkurrenzkampf stellen“
Auf die Frage, wie die ersten Wochen im…
Bei der Shoes Düsseldorf werden zweimal jährlich auf dem Areal Böhler die Schuhtrends von morgen präsentiert, und für jeden Geschmack und Anlass ist etwas dabei: von Premium über Urban und Comfort bis Contemporary. Wir haben uns im Herbst dort umgeschaut und herausgefunden, auf welche Trends wir uns im kommenden Frühling freuen dürfen.
Bühne frei für die neue Schuhmode von morgen: Im Frühjahr glitzert, funkelt und blinkt es überall – so viel Opulenz gab es lange nicht mehr in der Mode. Die Branche zieht tüchtig vom Leder mit schrillen metallischen Tönen, es schimmert grasgrün, grellpink oder ozeanblau. Bei der Materialwahl geht’s manchmal märchenhaft zu, als hätte man den Teddy umfunktioniert oder die geblümte Stofftapete aus dem Museum abgezogen. Auffällig: Sohlen scheinen fast wichtiger als Oberleder, manche Sommermodelle wirken wie von Marshmellows inspiriert.
Der klassische Herren-Schnürschuh zieht mit, zeigt Farbgebungen, die an Metall-Lackierungen bei Sportwagen erinnern, wie beim Label Floris van Bommel (3), das übrigens mit einen Flagshipstore in der Altstadt vertreten ist. Wobei die generelle Entwicklung auch beim Herrn weg vom Ganzjahres-Hit hin zu Saisonthemen zu gehen scheint; ein Beispiel ist ein himmelblauer klassischer Herrenschuh in Kroko-Prägung (7).
Von Frauen, insbesondere Business-Frauen, weiß man, dass sie oft sogar mehrere Paare am Tag, je nach Anlass, benötigen. Wäre es nicht toll, wenn es Modelle gäbe, in denen man bequem den Büroalltag bewältigt und die dann nach Feierabend über sich selbst hinauswachsen? Gibt es: höhenverstellbare High Heels (4). Zugegeben, sie sehen etwas gewöhnungsbedürftig aus, diese Smart-Shoes, bei denen die Absätze ähnlich wie Minen aus einem Stift herausgedrückt werden. Zu beziehen sind sie bisher nur über Instagram (mhshoes_bymervit).
Ein wachsendes Thema in der Schuhmode ist Nachhaltigkeit: Die Marke Seads liefert dem Kunden ein naturfarbenes Netz. Der Fang darin: Ein Paar schicke farbige Schuhe, die direkt zum Hineinschlüpfen einladen (2). Sie haben Sohlen, die an Espadrilles erinnern, allerdings in verstärkter, alltagstauglicher Form, und aus Meeresplastik und Hausmüll gemacht werden. Vertrieben werden sie bislang übers Internet (seads.global). Ein ebenso pfiffiges wie nachhaltiges Konzept.
Ein weiterer Trend ist der personalisierte Schuh, etwa (Bade-)Latschen mit dem Logo des geliebten Fußballvereins (10) oder mit dem Bild der Oma – laut Hersteller und Schuhveredler Textilo soll das der Renner sein. So wird jeder Schuh obendrein ein Unikat: waschbar, kratz- und wasserfest mit wasserbasierter Tinte und umweltverträglich. Das neueste nachhaltige Projekt sind Schuhe aus Kaffeesäcken (10): Die Säcke bekommt der Schuhhersteller gratis, dafür geht ein Teil des Erlöses an die Kaffeeplantagen zurück. Zu beziehen über support@textilo.de. Wie schön, wenn man mit dem Kauf von Schuhen auch noch ein gutes Werk tun kann.
Auf der Shoes sind nicht nur Schuhe zu sehen, sondern auch Vorträge von Experten zu hören. Trend-Expertin Marga Indra-Heide war im Herbst eine von ihnen. Dem Top Magazin hat sie aber noch mehr verraten als die Trends von morgen und übermorgen.
Sie haben das Motto für die nächsten Saisons in ihrem Trend-Vortrag auf der jüngsten Messe Shoes Düsseldorf vorgegeben: „Warm anziehen!“ Mit welchen Trends kommen wir aus den Puschen?
Das Thema ist bewusst doppeldeutig zu verstehen. Wir alle sehnen uns in diesen Zeiten nach Wärme. Deshalb schlüpfen wir auch gerne in Schuhe mit kuscheligem Warmfutter. Viele Firmen haben die lange vernachlässigten Hausschuhe wiederentdeckt: Sogar Prada hat Pantoffeln im Sortiment.
Der Teufel trägt Prada-Pantoffeln? In welchen Farben?
Zumindest in der Mode, besonders auch in der Schuhmode, hellt sich die Stimmung sichtbar auf. Für die kommende Saison sehe ich, trotz der momentan angespannten Lage, überall optimistische Töne, ganz viel Winterweiß, flankiert von leuchtenden Farben. Aber natürlich ist auch Schwarz überall gesetzt.
Der klassische Business-Schuh: Eher flache Ballerinas oder gar High Heels im Büro? Und wie hoch darf der Stiefelschaft sein? Bis übers Knie? Wie sehen sie aus, die Renner der Saison?
Ganz vorn sind hier vor allem die Loafer, ein Klassiker, neu interpretiert, oft dekoriert mit Spangen und üppigen Gliederketten, gerne in Gold. Die passen prima zum wieder angesagten College-Stil. Wir erleben ja auch gerade das Comeback des Blazers. Die neuen Schuh-Typen dazu passen mit blickdichten Strümpfen auch gut zum Kleid. Stiefel gibt es nach wie vor in vielen Variationen. Die Kurzform der Chelseas geht immer, und zum Mini reicht‘s durchaus schon mal bis übers Knie.
Immer wieder diskutiert: Welche Absatzhöhe zu welcher Rocklänge?
Da gibt es längst kein Modediktat mehr. Momentan bewahrheitet sich gerade mal wieder das alte Sprichwort: Je schwieriger die Zeiten, desto kürzer die Röcke. Die neuen Minis sind oft nicht viel breiter als Gürtel. Kombiniert werden sie künftig mit dicken fetten Boots, auch mit extrem hohen Plateau- Sohlen, oft in Kontrastfarben. David Bowie und Abba lassen grüßen.
Jil Sander hat mal in einem Interview gesagt, Frisur und Schuhe bilden den Rahmen für ein gekonntes Outfit, daran sollte man nie sparen. Alles wird teurer. Auch Schuhe?
Da sind die Schuh-Hersteller und -Händler sehr diszipliniert. Zwar ziehen die Lederpreise an, hinzukommen gestiegene Transportkosten. Klar, es muss Preiserhöhungen geben, aber nicht so inflationär wie beispielsweise bei der Energieversorgung und den Lebensmitteln. Ich rechne mit etwa fünf Prozent.
Stichwort Nachhaltigkeit. Wie gehen die Schuhhersteller damit um. Gibt es akzeptable Alternativen zum Leder?
Hier sind die Leder-Produzenten aktuell sehr fortschrittlich und experimentierfreudig. Es gibt innovative Entwicklungen bei der Gerbung, zum Beispiel die Vermeidung von Schadstoffen oder die Reduzierung des aufwendigen Wasserverbrauchs.
In der Mode zählen Designer-Namen und Label. Auch in der Schuhmode?
Ja und nein. Eine Zeit lang bot fast jede Modemarke Schuhe mit ihrem Label an. Aber da ist es ruhiger geworden. Eine Ausnahme bilden hier sicher Sneakers, bei denen es regelrechte Kult-Modelle gibt. Da wird der Schuh zum Wert- und Sammelobjekt, das gar nicht erst zum Tragen kommt, sondern gleich in die Vitrine gestellt und später vielleicht über spezielle Plattformen noch teurer weiterverkauft wird.
Als Trendsetterin sind Sie der Mode immer einen Schritt voraus. Aktuell mit welchem Modell?
Ich bin eigentlich nicht der Pumps-Typ. Aber für meinen Trend-Vortrag habe ich mir diesmal ein grasgrünes Paar Zicken-Stiefelchen ausgesucht: vorne spitz, mit hohem, geschwungenem Absatz. Dieser witzig-feminine Schuh-Typ könnte gut zu den Rennern der Saison gehören.
Inge Hufschlag