Begeistert für Düsseldorf
Warum brauchte es 1989 einen Zusammenschluss wie die…
Christian Thiele verkauft handgemachte Bettsysteme aus Naturmaterialien, und zwar aus Überzeugung. Vor 15 Jahren eröffnete er den Hästens Store an der Berliner Allee. Bei einem Besuch können die Kunden auch im Ferrari der Betten Probe liegen – das ausgestellte Vividus ist 255.000 Euro wert.
Das Bett Vividus (l.): nicht nur im übertragenen Sinne der Ferrari unter den Betten, sondern auch entsprechend kostspielig
Das Licht scheint hier etwas wärmer zu sein. Aus den Lautsprechern klingt leise Musik. „Probieren Sie es aus“, sagt Christian Thiele und deutet auf das große blau-weiße Bett. Der Topper gibt etwas nach. Der Kopf findet seinen Platz auf einem Kissen, und augenblicklich beginnt der Körper zu entspannen – als habe er diesen Ort gesucht. Christian Thiele grinst fröhlich. Er weiß um die Kraft dieses Bettes. „Vividus“, sagt er dann, „in dieses Bett hat Hästens sein ganzes Wissen und sein ganzes Können gesteckt.“ Es sei das Formel-1-Modell unter den Betten, sagt Geschäftsführer Thiele. Und es hat seinen Preis: Rund 255.000 Euro kostet das Hästens-Modell Vividus. Wer es sich gönnt, holt sich die Qualität des schwedischen Bettenbauers ins Haus.
Die Wurzeln dieser Qualität liegen im Schweden des 19. Jahrhunderts. Dort erhält Pehr Adolf Janson 1852 seine Urkunde als Sattlermeister – und stellt neben Sätteln und Zaumzeug auch Rosshaarmatratzen her. Sechs Generationen später feiert das Unternehmen sein 170-jähriges Bestehen: Ihrem Handwerk und ihrer Philosophie ist die familiengeführte Manufaktur treu geblieben. Bis heute setzt Hästens auf Naturmaterialien und echte Handwerkskunst im Streben nach höchstem Schlafkomfort. „Diese Idee hat mich schon früh fasziniert“, sagt Christian Thiele. Lange bevor Hästens in Deutschland echte Bekanntheit erlangte, begeisterte sich der Diplom-Inneneinrichter für die Schlaflösungen des Unternehmens. „Ich fand den Gedanken einleuchtend, Bettsysteme aus Naturmaterialien herzustellen, dabei auf höchste Qualität zu setzen und so für jeden Kunden eine individuelle Lösung zu finden“, sagt er. Also eröffnete er 2007 den Hästens Store in Düsseldorf, baute die Marke mit Mitstreitern in Deutschland auf und feiert in diesem Jahr bereits 15-jähriges Bestehen.
Bereut hat er diese Entscheidung nie: Denn wenn die Kunden zur Schlafanalyse kommen, entdeckt er zuweilen, wie sich beim Probeliegen ein breites Lächeln auf den Gesichtern der Menschen zeigt. „Dann erkenne ich: Sie spüren den Unterschied und verstehen, wie wichtig ein gutes Bett für den Schlaf ist“, sagt Thiele. So eine Schlafanalyse dauert rund zwei Stunden. Nur damit könne er mit dem Kunden die wirklich perfekte Lösung finden: Schlafen die Menschen lieber im oder auf dem Bett? Wie weich oder hart soll das neue Bett sein? Und: Sich fallen lassen und die Bettsysteme wirklich fühlen – das müsse gelernt sein. „Jedes Bett hat einen eigenen Charakter“, sagt Thiele. Und natürlich gibt es auch viele andere Modelle neben dem Ferrari unter den Betten – ein Hästens-Bett kostet, auf die Garantiezeit von 25 Jahren gerechnet, ab 55 Cent pro Nacht. Wer die richtige Lösung für sich gefunden hat, trifft im Hästens Store damit quasi eine Entscheidung fürs Leben. „Die Unterfederung und die Oberfederung müssen für gewöhnlich nicht ausgetauscht werden“, berichtet er. Nur der Topper werde aus hygienischen Gründen regelmäßig gewechselt.
Für Christian Thiele ist die Arbeit mit den Kunden längst zu einer Art Mission geworden: Bandscheibenproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten, Rückenschmerzen oder Schulterproblemen begegnet er mit individuellen Bettsystemen. Die Naturmaterialien würden auch einer Überhitzung im Schlaf vorbeugen, Allergiker müssten sich keine Sorgen um Feinstaub machen. Dieses Wissen befreie und trage zur Entspannung bei.
Neulich sei eine Kundin ins Geschäft gekommen, die auf der Suche nach einem neuen Kopfkissen war. Die beiden kamen ins Gespräch – über Schlafprobleme und Erschöpfung. „Und in diesen Momenten kommt mir dann auch mein Wissen als zertifizierter Schlafcoach zugute“, sagt Christian Thiele. Er bot der Kundin an, einen Kursus zu buchen, um ihren Schlaf genauer unter die Lupe zu nehmen. Im Zweiergespräch nahmen sie gemeinsam ihr Umfeld in den Blick – mit den vielen Faktoren, die für guten Schlaf nötig sind.
Im Geschäft finden regelmäßig Vorträge statt. Interessierte können sich bei Christian Thiele in eine Verteilerliste eintragen lassen, um eingeladen zu werden. Auch für Unternehmen bietet er inzwischen Vorträge und Gesundheitstage an. Aus Überzeugung: Denn erst, wenn sich dieses leise, verstehende Lächeln auf die Gesichtszüge der Menschen legt, ist Christian Thiele wirklich zufrieden.
Eigentlich verkaufen Sie im Hästens Store Bettsysteme. Was hat Sie motiviert, die Ausbildung zum Schlafcoach anzutreten?
In beiden Bereichen geht es mir um die gleiche Sache: Ich wünsche mir, dass die Menschen gesund und gut schlafen können. Dafür brauchen sie die richtige Hardware, aber eben auch die Software. Und mit der Software meine ich vor allem: das Wissen um die wichtigsten Faktoren für guten Schlaf. Ich war selbst neugierig, Antworten zu finden und habe mich deswegen zum Schlafcoach ausbilden lassen. Und es hat Spaß gemacht, immer mehr in das Thema hineinzuwachsen.
Was haben Sie dabei über den Schlaf gelernt?
Der Schlaf füllt die Batterie des Körpers auf. Wir brauchen ihn zur Regeneration – also zum Zellenaufbau und zur Reparatur. Das bedeutet: Wenn wir etwas leisten wollen, müssen wir auch gut schlafen. Und dafür sind bestimmte Voraussetzungen wichtig: Das geht weit über das richtige Bettsystem hinaus. Genauso wichtig sind das Schlafumfeld und die Ernährung, das Licht, dem wir in den Abendstunden ausgesetzt sind, oder unsere Mediennutzung.
Wie sieht Ihre Unterstützung als Schlafcoach aus?
Vor allem nehme ich mir erst mal Zeit für die Menschen. Ich höre auch zwischen den Zeilen, und wir machen uns auf die Suche nach individuellen Antworten. Dabei unterstützt uns auch ein Schlafbuch – mit vielen wichtigen Hinweisen, aber auch mit der Möglichkeit, Erfahrungen aufzuschreiben. Ein Kursus umfasst vier Treffen. Ich spreche bei unserer Arbeit auch gerne von Schlafarchitektur: Wir setzen viele verschiedene Bausteine zusammen und brauchen viele Gewerke, um einen perfekten Schlaf zu ermöglichen.
Theresa Demski