„Wir müssen uns dem Konkurrenzkampf stellen“
Auf die Frage, wie die ersten Wochen im…
Schon gleich sein erster Kinofilm „Allein unter Frauen“ lockte 1991 mehr als eine Million Zuschauer in die Kinos, es folgten viele weitere Erfolge wie „Der bewegte Mann“, „Contra“ und natürlich „Das Wunder von Bern“ sowie 2018 „Der Vorname“. Er drehte die Fernsehserie „Charité“ und inszenierte am Düsseldorfer Schauspielhaus unter anderem das Theaterstück „Menschen im Hotel“. Der vielfach ausgezeichnete Filmregisseur Sönke Wortmann lebt mit seiner Familie in Düsseldorf. Mit dem Top Magazin spricht er über seinen aktuellen Film, seinen ersten Roman, sein soziales Engagement und seine Sympathie für Düsseldorf.
Geboren ist Regisseur Sönke Wortmann in Marl, er wohnt aber schon lange in Düsseldorf. Das Leben in seiner Wahlheimat schätzt er sehr.
Herr Wortmann, Sie gehören zu den bekanntesten Filmregisseuren Deutschlands, aber Sie hatten auch einen anderen Berufswunsch – Sie hätten auch Fußballprofi werden können.
Das stimmt, allerdings wäre ich als Fußballprofi sicher nicht so erfolgreich geworden. Zwar habe ich in meiner Jugend ganz gut gespielt und es immerhin in die 3. Liga geschafft, aber mir war schnell klar, dass ich für eine große Karriere nicht gut genug war. Und da es mir – nach dem Motto „ganz oder gar nicht“ – immer wichtig ist, dass das, was ich mache, auch gute Erfolgssausichten hat, habe ich mich dagegen entschieden.
Aber die Liebe zum Fußball ist geblieben?
Liebe würde ich es nicht nennen, aber Fußball ist mein Sport, ich finde ihn immer noch spannend, auch wenn mir die Kommerzialisierung, etwa die Entwicklung der Gehälter, den Spaß daran manchmal verdirbt. Das ist übrigens ein guter Grund für mich, Mitglied des Stiftungsrats von Union Berlin zu sein. Zwar kann sich auch dieser Verein den Marktgesetzen nicht vollständig entziehen, aber daneben spielt gesellschaftliches Engagement eine große Rolle.
Bevor wir später noch einmal über Ihr gesellschaftliches Engagement sprechen – wie kam es denn dazu, dass Sie Regisseur wurden?
Nach dem Fußball wusste ich erst mal nicht, was ich beruflich machen könnte und habe als Taxifahrer gearbeitet. Ich mochte aber Kino und Filme und hatte gehört, dass es in München – dort lebte ich damals – die Hochschule für Fernsehen und Film gibt. Also habe ich mich beworben und gehörte zu den 14 von einigen Hundert Bewerbern, die genommen wurden. Von dem Moment an wusste ich, wohin es gehen könnte.
Während Ihres Studiums arbeiteten Sie nebenbei als Schauspieler – hätte das auch Ihr Beruf werden können?
Nein, ich wollte nie Schauspieler werden. Ich habe damals eine Rolle in einer Familienserie übernommen, um nebenbei Geld fürs Studium zu verdienen – das wurde deutlich besser bezahlt als Taxifahren. Aber ich fand mich, wie auch schon als Fußballspieler, nicht gut genug. Auch dieser Beruf wäre nicht von Erfolg gekrönt gewesen.
Als Regisseur und auch als Produzent sind Sie inzwischen seit mehr als 30 Jahren sehr erfolgreich. Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Projekte aus?
Ich entscheide das meistens nach Gefühl, es müssen interessante Personen sein, die sich in einer interessanten Geschichte bewegen. Entweder werden mir solche Geschichten angeboten oder ich lese beispielsweise einen Roman, dessen Thema ich spannend finde und für geeignet halte.
Ich konnte alle meine Wunschprojekte umsetzen.
– Sönke Wortmann, Regisseur
Sie arbeiten ja nicht nur als Regisseur von Kinofilmen, sondern haben mit „Charité“ auch eine der erfolgreichsten Fernsehserien gedreht. Zudem inszenieren Sie immer mal wieder Theaterstücke, zuletzt im Düsseldorfer Schauspielhaus „Menschen im Hotel“. Da gibt es doch sicher Unterschiede.
Zunächst einmal gibt es einen großen gemeinsamen Nenner, und das sind die Schauspielerinnen und Schauspieler. Die Arbeit mit ihnen steht immer im Mittelpunkt und macht mir sehr viel Spaß. Mit ihnen gemeinsam etwas zu entwickeln, das dann das Publikum berührt, ist großartig. Sicher ist es bei einem Film leichter, andere Welten, andere Realitäten zu erschaffen, aber es geht in der Hauptsache immer um diese intensive Zusammenarbeit. Übrigens sind viele meiner Filme ja eher Kammerspiele, die genauso gut Theaterstücke sein könnten, beispielsweise „Contra“, bei dem es ums Debattieren und um Diskussionskultur geht, oder „Eingeschlossene Gesellschaft“, der nur in einem Raum, dem Lehrerzimmer, spielt.
Für eine so intensive Zusammenarbeit ist es sicher gut, wenn man sich kennt.
Ja, das ist auf jeden Fall von Vorteil. Man vertraut einander und versteht sich oftmals blind.
Auch bei Ihrem aktuellen Film „Der Nachname“, der Fortsetzung Ihrer Erfolgskomödie „Der Vorname“, sind alle Hauptdarsteller wieder an Bord. Die von Iris Berben gespielte Mutter Dorothea hat inzwischen ihren Ziehsohn geheiratet und obendrein seinen Nachnamen angenommen. Schon bei der Premiere anlässlich des Filmfestivals in Zürich hat das Publikum den Film sehr gefeiert. Wie kam es zu dieser Fortsetzung?
Wenn ein Film sehr erfolgreich war, ist die Chance groß, dass auch die Fortsetzung wieder ein Erfolg wird – das wissen natürlich auch die Produzenten und hatten deshalb die Idee, diese Fortsetzung zu drehen. Mich hat das Drehbuch sofort begeistert, und auch alle anderen waren sehr gern wieder dabei. Das Wichtigste ist aber, dass der Film dem Publikum gefällt – viele sagen übrigens, er sei noch witziger als „Der Vorname“.
Neben Ihrer Arbeit als Regisseur schreiben Sie auch. Im vergangenen Jahr ist Ihr erster Roman „Es gilt das gesprochene Wort“ erschienen, in dem es unter anderem um einen Redenschreiber des Außenministers geht, der eine Frau liebt, die nicht sprechen kann – die Rezensionen sind durchweg positiv. Wussten Sie, dass Sie ein guter Schreiber sind?
Nein, das wusste ich nicht, aber ich wollte gern etwas Neues ausprobieren – möglichst mit der Aussicht auf Erfolg. Ich habe dann mal 20 Seiten geschrieben und diese einem Literaturagenten gezeigt, der sie gleich bei einem Verlag unterbringen wollte. Und während des Schreibens hat sich dann die Geschichte entwickelt.
Sollen weitere Romane folgen?
Das weiß ich noch nicht – dafür müsste mir eine gute Geschichte zufliegen.
Kommen wir noch einmal zu Ihrem sozialen Engagement – Sie haben unter anderem die SOS-Kinderdörfer unterstützt und sind aktuell als Botschafter für die Spendenaktion „Düsseldorf setzt ein Zeichen“ der Bürgerstiftung Düsseldorf aktiv. Warum?
Grundsätzlich geht es mir darum, etwas zurückzugeben, denn ich selbst hatte bisher sehr viel Glück in meinem Leben. Die Arbeit der Bürgerstiftung ist sehr direkt, das finde ich gut. Es gefällt mir, dass in der Stadt, in der ich lebe, bedürftigen Menschen unbürokratisch geholfen wird.
Sie leben seit mehr als 20 Jahren in Düsseldorf, was schätzen Sie an der Stadt?
Ich schätze Düsseldorf als Landeshauptstadt und damit die Anwesenheit von Politik, außerdem den Rhein, die Kunstszene und das Schauspielhaus.
Gibt es etwas, das Sie immer schon mal machen wollten?
Glücklicherweise konnte ich alle meine Wunschprojekte in die Tat umsetzen. Allerdings konnte ich nach meiner Schulzeit nicht – wie es viele junge Leute heute machen – erst mal auf Weltreise gehen. Das war damals nicht möglich. Gern würde ich irgendwann mit dem Rucksack durch Südamerika reisen.
Beate Werthschulte