„Wir müssen uns dem Konkurrenzkampf stellen“
Auf die Frage, wie die ersten Wochen im…
Das erste Automobil wurde 1886 von Carl Benz zum Patent angemeldet. Auf über 135 Jahre Kfz-Geschichte blickt die Branche somit zurück, und je länger die Historie, umso herrlicher lässt es sich in Nostalgie schwelgen. Bei den „Classic Days“ taten dies jetzt wieder 35.000 Besucher und rund 4.100 Oldtimer-Besitzer. Erstmals fand das Event in Düsseldorf statt.
Petra Velling erfreut sich regelmäßig daran, ein historisch korrektes Picknick vor ihrem fast 100 Jahre alten Ford T-Modell zu inszenieren.
Zahlreiche Teilnehmer suchten noch ihren Platz auf dem Gelände, da arrangierte Petra Velling schon ein kleines, historisch korrektes Picknick vor ihrem bald 100 Jahre alten Ford T-Modell. Dafür sind sie und ihr Ehemann Michael bereits bekannt. Die Liebe zum Detail geht hin bis zu den Schallplatten, die auf ihrem mobilen Grammophon abgespielt werden. „Das sind Originale aus den 1920er-Jahren“, berichtet sie. Ihre Begeisterung für den Oldtimer wurde bei einem Besuch des Greenfield Villages in Detroit geweckt. Durch die von Henry Ford gegründete Museumsstadt werden Besucher in Oldtimern chauffiert, also automobil in die Vergangenheit zurückversetzt. Das T-Modell der Vellings lief allerdings im kanadischen Winnipeg vom Band, und zwar genau am 24. Juni 1925.
Besonders eingerichtet zum Verweilen hatten sich auch die Besitzer alter Wohnwagen. Martine und Benny Vandervenne waren schon bei ihrer Anreise aus dem belgischen Hasselt ein Hingucker, schließlich zogen sie ihren silber-blauen Camper, Baujahr 1964, mit einem roten Mercedes Benz, Baujahr 1966 und berühmt für seine Heckflossen.
Die „Classic Days“ fanden nach 14 Jahren auf Schloss Dyck in Jüchen nun zum ersten Mal in Düsseldorf auf dem Messe-Parkplatz statt. Dass Teilnehmer und Besucher hier ein anderes Ambiente erwarten würde, war ihnen von vornherein klar. Doch das neue Areal bot auch Vorteile: mehr Veranstaltungsfläche, Parkplätze in unmittelbarer Nähe und ein abwechslungsreicherer Rundkurs für die Fahrzeug-Präsentation mit Kurven und Schleife. Themenwelten brachten Ordnung und Orientierung auf das Gelände.
Michael Winkler hatte mit seinem schwarzen Ford F-1 von 1952 bei „Stars & Stripes“ seinen Platz gefunden. Seit 2011 ist der Pick-up in seinem Besitz, aber erst seit 2016 wieder fahrtüchtig. Die erste Zeit war es gewissermaßen eine Hassliebe zu seinem Oldtimer. „Drei Monate, nachdem ich ihn gekauft hatte, ging der Motor kaputt. Dann stand er erst einmal in der Ecke, und ich hatte die Lust verloren, an ihm zu arbeiten“, erzählt er. Schließlich nahm er die Suche nach einem neuen Motor auf, wurde nach einem halben Jahr auch fündig und baute ihn eigenhändig ein. Zu tun wird es für ihn auch weiterhin viel geben, vor allem am Lack, kein Wunder bei einem alten Schätzchen.
Gute Gelegenheiten zum Austausch unter Gleichgesinnten boten organisierte Treffen wie das der DeLorean-Besitzer. Vor allem bekannt durch die Filmreihe „Zurück in die Zukunft“, ist das Modell in der Szene sicherlich eines der umstrittensten, dennoch gibt es in Deutschland offenbar viele Eigentümer des Sportwagens in dem typischen Edelstahlchrom und mit den markanten Flügeltüren. Mehr als 30 hatten sich angemeldet. Einen eigenen Treffpunkt hatte auch die Jaguar Association Germany, die mit rund 70 Autos dabei war. Sektionsleiter Werner Dingel ist sozusagen zum Oldtimer-Besitzer herangereift. Seinen Jaguar XJS, Baujahr 1990, hatte er sich bereits im Jahr 2002 gekauft. Ein Oldtimer ist das Cabrio allerdings offiziell erst seit 2020. „Es ist ein elegantes Auto, und es hat mich noch nie im Stich gelassen. Reisen bis nach Trondheim in Norwegen habe ich mit ihm schon unternommen“, erzählt der 79-Jährige. Zudem weist sein Oldtimer eine adelige Vorgeschichte auf: Zuvor war er im Besitz der Familie Reichsgraf von Kesselstatt.
Auch regionale Autohändler nutzten die Classic Days, um sich zu präsentieren und zu netzwerken. Die Gottfried Schultz Automobilhandels SE etwa blickt selbst auf fast 100 Jahre Unternehmensgeschichte zurück. Ihren Stand zierte das Replikat eines alten Werkstattschildes, und natürlich waren auch ein paar Oldtimer dabei. So gehört zur hauseigenen Sammlung unter anderem der vorletzte VW Käfer, der in Deutschland vom Band lief. Der letzte steht im Museum der Autostadt Wolfsburg. Ein T1 Samba ergänzte das nahe gelegene Bulli-Treffen. Der Kleinbus hatte bereits eine Weltreise über die USA, Asien und England hinter sich gebracht, ehe er in den Besitz des Autohauses kam und dort komplett restauriert wurde.
Viele Besucher widmeten ihre Zeit auch der Fotografie alter Autos oder griffen sogar zum Skizzenblock – wie Robert Maludy. Der selbstständige Automobil-Designer begeistert sich nicht nur für moderne Formen, sondern auch für ältere Autos, die auf den ersten Blick noch viel von ihrer Technik preisgeben. Denn: „Schließlich ist das Rad immer noch rund.“
Stefan Reinelt