Begeistert für Düsseldorf
Warum brauchte es 1989 einen Zusammenschluss wie die…
Sie hatte sie schon alle vor der Linse, Promis und Politiker – national wie international – und gilt als Erfinderin der „Schokoladenseite“. Jetzt zeigt Star-Fotografin GABO in der Ausstellung „Fame“ ihre Fotos über elf Etagen in der Düsseldorfer „Vertical Gallery“ im Hotel Kö59. Hier ein Blick auf die Frau hinter der Kamera.
GABO mal nicht hinter, sondern vor der Kamera: Dieses Foto entstand bei einem Making-of eines Foto-Shootings bei Wolfgang Joop in Potsdam. Die Fotografin ist schon lange mit dem Künstler und Top-Designer befreundet.
Die erste klassische Frage an Fotografen: analog oder digital?
Beides! Ich war eine der letzten Mohikanerinnen, die analog fotografiert hat: Dieser Moment im Labor, ob was drauf ist, der Moment in der Dunkelkammer, wenn sich das Bild langsam entwickelt und aus der säuerlich riechenden Brühe auftaucht, von Papier in der Hand – Adrenalin pur! Das Digitale geht nun viel schneller, ist sicherer und umweltfreundlicher. Aber es hat auch was Unerotisches: vorbeirasende Momente, die jeder mit seinem iPhone einfangen kann, App druff, und schon fertig. Die Quicky-Fotogesellschaft eben. Kleine Mosaike auf Instagram. Ich will große Bilder machen! Mittlerweile mache ich allerdings auch 80 Prozent digital. Man kann nicht mehr mit Pappschwertern kämpfen, wenn Gewehre erfunden wurden. Aber bei meinen Ausstellungen habe ich festgestellt, dass immer stärker wieder die analogen Fotos bewundert werden. Sie haben einfach mehr Schmelz!
Die zweite klassische Frage: farbig oder schwarz-weiß?
Ich liebe Schwarz-Weiß. Es lenkt nicht ab mit Buntheit. Es ist purer, auf den Punkt gebracht. Es geht mehr um den Ausdruck, die Emotion und den Inhalt.
Welche war Ihre erste Kamera?
Eine Großbildkamera, Mamiya 6 x 4,5. Die habe ich mir von meinem ersten selbst verdienten Geld gekauft, hat ein kleines Vermögen gekostet.
War Fotografin Ihr erster Berufswunsch oder gab es noch andere Traumberufe?
Eigentlich wollte ich Opernsängerin werden. Mein Vater war Pianist und Komponist, doch ich stand eher auf Punkrock als auf Klassik. Aber ich konnte das hohe C singen! Mein Vater ließ dann meine Stimme in der Musikhochschule in Hamburg testen. Danach sagte der Prüfer, ich hätte eher Talent zur Nachtclubsängerin.
Sie haben sie alle gehabt: von Alice Schwarzer bis Yoko Ono, Peter Ustinov, Herbert Grönemeyer, Boris Becker, Wladimir Klitschko, Warren Beatty, Kevin Costner, Eric Clapton, Nina Hagen, Peter Maffay, Angelina Jolie und noch viele andere. Wer lässt sich lockerer fotografieren, Frauen oder Männer? Wie ist die Arbeit mit Politikern?
Ach, das kann ich so nicht pauschalisieren. Politiker sind eher schwierig, sie haben immer Angst, locker zu lassen, da helfen weder Witz oder Champagner. Sie fürchten um ihr Image und haben Angst, ihr wahres Gesicht zu zeigen. Helmut Schmidt war klasse, ich porträtierte ihn für die Einführung des Euros. „Erst mal ne Zigarette und nen Kaffee“, erst danach sagte er mir „Guten Tag.“ Er gab mir Zeit, dreimal auszulösen. Gott sei Dank war eines der drei Fotos scharf. Er hörte meine Ansagen nicht, weil er seine Hörgeräte rausgenommen hatte, drehte sich nach rechts, nach links und auch einmal zur Kamera. Ich fuchtelte mit den Armen, damit er noch mal in die Kamera blickte. Darauf sagte er, ich könne ja auch als Clown arbeiten. Hab‘ ich bis heute nicht richtig verstanden. Gerhard Schröder bin ich für ein Spiegel-Cover mit der Mittelformat-Kamera auf die Pelle gerückt, weil ich damals rausfinden wollte, wo der neue Bundeskanzler die Falten hat. Doch er hatte nur ein Gesicht, das er mir zeigen wollte: einen „Schweppes“-Mund (einen Mundwinkel hoch, den anderen runter). Das war‘s. Danach öffnete er eine Flasche Sekt und war sehr gesellig.
Wie würden Sie Olaf Scholz fotografieren?
Oje! Da denke ich dann drüber nach, wenn er anruft. Eigentlich halte ich mich heutzutage lieber raus aus Politik. Aber: Ich könnte Kanzler machen, denn ein gutes Bild kann sehr manipulieren.
Haben Sie auch schon mal Aufträge ablehnen müssen?
Oh ja! Da gab es mal ein Jahr, in dem nur doofe Anfragen kamen. Von einer Fleischfabrik mit Massentierhaltung, die einen Kalender von mir wollte, von einer Pelz-Fabrikation und von einer Firma für Atomkraft. Ich sagte alles ab und war in diesem Jahr ziemlich abgebrannt – bin mir dabei aber selbst treu geblieben.
Und wie ist das mit den Stars im Show-Geschäft, beispielsweise Barbara Schöneberger?
Das war eine Herausforderung für meine Bauchmuskulatur! Wir haben so viel gelacht und gegessen! Sie ist eine klasse Frau und sprudelt über vor Lebensfreude. Hat richtig Spaß gemacht!
Und Campino? Sie sind ja quasi die Stammfotografin der Kult-Band Die Toten Hosen. Von denen müssen Sie ja Tausende Fotos haben. Wie sortiert man Tote Hosen?
Gute Frage! Ich tauche grad in diesem Moment im Archiv nach 30 gemeinsamen Jahren, die ich hier staple. Das wirft mich zurück, und ich bin sehr dankbar für diese schönen Zeiten in Argentinien, Chile, Neuseeland, Australien, Cornwall und noch vielen anderen schönen Plätzen, wo ich mit Campino oder/und den Toten Hosen war. Seufz! Jetzt muss ich all diese Fotos digitalisieren.
Sie leben auf dem Land, nicht weit von Berlin. Machen Sie auch Landschaftsaufnahmen oder Städteporträts?
Nicht wirklich, eher Tierfotos mit dem iPhone von meinen Tieren und von Schmetterlingen. Landschaften behalte ich lieber im Herzen. Sie sind schwer rüberzubringen, oft fehlt es an Tiefe. Eigentlich ist man immer enttäuscht.
Wie sehen Sie Düsseldorf?
Ich habe hier sehr viel Zeit verbracht. Während meiner sieben Jahre mit Campino in den 90ern wäre ich beinahe hierhergezogen. Wir sind dann aber doch lieber gependelt. Wenn ich ehrlich bin, kenne ich nur DEG, Fortuna und Flingern. Dennoch war Düsseldorf fast sieben Jahre meine zweite Heimat. Wenn ich heute herkomme, ist es mir sehr vertraut.
Aktuell „Vertical Gallery“ über elf Etagen im Hotel Kö59: eine besondere Erfahrung, vielleicht sogar im Wortsinn eine Steigerung?
Diese Ausstellung hing schon in Berlin im Humboldt Forum Cube, am Lustgarten beim Berliner Dom. Das kann man eigentlich kaum toppen. Aber elf Etagen in Gestalt eines vertikalen Formats, das ist dann noch mal eine neue Herausforderung.
Wen möchten Sie noch mal fotografieren?
Kevin Costner …
Inge Hufschlag