Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Ende Juli war es wieder so weit: Die Düsseldorf Fashion Days (DFD) gingen als Festival Edition in die zweite Runde – und kamen abermals hervorragend an.
Ende Juli war es wieder so weit: Die Düsseldorf Fashion Days (DFD) gingen als Festival Edition in die zweite Runde – und kamen abermals hervorragend an.
Zweimal jährlich finden die Düsseldorf Fashion Days statt: In über 600 Mode-Showrooms präsentieren dann rund 1.000 Labels ihre Kollektionen, die von internationalen Einkäufern geordert werden. Zum zweiten Mal gab es nun die Sommer-DFD als Festival Edition: Einzelhändler und Gastronomie waren eingeladen, die Ordertage mit Aktionen und Events zu einem besonders emotionalen Einkaufserlebnis in der City zu machen und so Teil der Düsseldorf Fashion Days zu werden. Dieses Spektakel der Wirtschaftsförderung und der Interessengemeinschaft Fashion Net e. V. ist eine umfassende Standortinitiative – und ihr Ergebnis war wieder überwältigend: Trotz des üblichen Sommerlochs strömten die Besucher in die City und hatten sichtlich Freude an dieser außergewöhnlichen Gelegenheit, denn die Stadt bot dank der mehr als 100 beteiligten Einzelhändler und Gas-tronomen an diesem heißen Sommersamstag ein besonderes Happening: Das reichte von Gewinnspielen über Schmink-Aktionen in Pop-up-Stores und Getränke-Angeboten bis hin zur Sundowner-Area am Kö-Graben zum Relaxen (siehe Fotos S. 22).
Die Entscheider der Beauty- und Kosmetikbranche trafen sich beim krönenden Abschluss der DFD Festival Edition.
Highlights in der City
Ein gefragter Publikumsmagnet waren die über den ganzen Tag laufenden Fashion-Shows auf der Trinkausstraße: Auf einem spektakulären zwölf Meter langen Runway präsentierten die Premium Fashion Brands Marc Cain, Dolce Vita de Luxe, Anni Carlsson, Mahi Degenring Couture, Pio O‘ Kan, wunderwerk und unique ihre Kollektionen. Für die professionelle Umsetzung der Shows zeichnete der im Fashionbereich weltweit führende Messeveranstalter Igedo Company verantwortlich. Weniger groß, aber mindestens genauso aufsehenerregend zeig-te Natalie Tönnis die Fashion ihres Labels &LadyMondegreen. Die „upgecycelte und restylte“ Mode wurde von einem zwischen Kö-Bogen II und Corneliusplatz tanzenden Flashmob präsentiert.
Szene feierte auch wieder
Damit aber nicht genug: Am Samstagabend lud das Fashion Label Riani zu einem exklusiven Cruise Event auf die Blue Rhapsody ein. Rund 400 Gästen, darunter Prominenz und Blogger (siehe Fotos S. 21 unten), wurde bei einer mehrstündigen Schifffahrt nicht nur die neue Sommer-Kollektion des kommenden Jahres präsentiert. Auf der schwimmenden Location gab es mit cooler Musik und erfri-schenden Cocktails auch mehr als genug Gelegenheit zum ausgelassenen Feiern.
Krönender Abschluss in der Rheinterrasse
Ein ganz besonderes Event der DFD Festival Edition fand am Sonntagabend in der Rheinterrasse mit dem deutschlandweit größten Branchentreffen statt. Beim Get-together (siehe Fotos oben) zelebrierten etwa 950 geladene Gäste der Fashion- und Beauty-Branche, unter anderem Moderatorin Verena Kerth, Influencerin Alexandra Lapp und Star-Visagistin Laila Hamidi, gemeinsam Düsseldorf als Modestadt.
Sieben Labels zeigten in acht Fashion-Shows ihre Mode – von der aktuellen Kollektion bis zur Wintersaison 2022/23.
Das Fashion-Label Riani hatte sich für seine geladenen Gäste etwas ganz Besonderes überlegt: ein Fashion-Event mit Rheinschifffahrt.
Berlin feiert – in Düsseldorf wird geordert. Doch die Kunst- und Wirtschaftsmetropole am Rhein kann auch Glamour. Das bewies sie beim zweiten Festival der Düsseldorf Fashion Days (DFD). Höhepunkt war der deutschlandweit größte Branchentreff an einem Sommerabend am Rhein. Das Top Magazin sprach mit Wirtschaftsdezernent Dr. Michael J. Rauterkus.
Fashion fördern und feiern: Das zweite Festival zu den DFD, den Düsseldorf Fashion Days, ist abgeschlossen. Sind Sie als Wirtschaftsdezernent der Landeshauptstadt zufrieden mit dem Programm, dem Ablauf, dem Feedback?
Die im Jahr 2021 mitten in Corona mutig gestartete Standort-Initiative DFD Festival Edition steht durchaus für einen Neustart des Erlebnisses Mode in Düsseldorf. Den kann man nach dem zweiten Durchgang als gelungen betrachten. Das Wetter hat mitgespielt, die Stimmung war ausgezeichnet. Doch vor allem der Zuspruch in der Stadt, sowohl der Branchenvertreter und des Fachpublikums aus Mode und Beauty, aber auch der Düsseldorferinnen und Düsseldorfer hat unser Konzept bestätigt. Es war gut und richtig, den lokalen Einzelhandel einzubeziehen und mit dem Erlebnis Mode direkt in die City zu gehen. Das zeigte sich besonders auf dem öffentlichen Catwalk an der Kö. Unterm Strich sehe ich das Ergebnis positiv, sowohl rational als auch emotional.
Für das diesjährige Festival wurde eine alte Tradition wiederbelebt: 1949 startete die Igedo, nachdem Berlin blockiert war, mit einer neuen Messe und einer Modenschau auf der Kö. 55 Jahre später, 2004, flog Top-Model Naomi Campbell mit einem Privat-Jet ein zu einer Fashion-Show auf Düsseldorfs Pracht-Boulevard. Es wurden sogar Tribünen aufgebaut. Viele Jahre brachte die „Vogue“ mit „Fashion‘s Night Out“ zur Modemesse Leben, sogar Nachtleben, auf die Kö. Nun, mitten in Zeiten von Corona und Krieg in Europa, der DFD Catwalk auf der Trinkausstraße an der Kö. Ein Zeichen?
Ja, damit konzentrieren wir uns auf die Stärken, auf die lange Tradition Düsseldorfs als Mode-Standort, auch als Stadt der Kreativen. Dabei kommen wir, das muss betont werden, anders als andere Städte wie Berlin, das uns immer wieder vorgehalten wird, ohne größeren Zuschussbedarf aus – und das sogar mit hochkarätigen Teilnehmern. Wir dürfen nicht vergessen, es sind letztendlich Steuergelder, die hier eingesetzt werden. Da müssen wir schon reiflich überlegen, was und wen wir damit fördern.
Im Vorfeld der DFD haben Sie angekündigt: „Wir transformieren die Kö.“ Was darf man sich darunter vorstellen?
Die Kö wird in den kommenden Jahren das Megaprojekt der Innenstadtentwicklung sein. Ein halbes Dutzend private Investoren plant hier Projekte mit einem geschätzten Investitionsvolumen von zwei Milliarden Euro. Dabei geht es darum, die Ostseite weiterhin als luxuriösen Shopping-Boulevard zu entwickeln, für den wir uns die Ansiedlung weiterer Luxus- und Premium-Marken wünschen. Andererseits tut sich – vielleicht weniger sichtbar auf der Kö West –, der sogenannten Bankenseite, auch sehr viel. Klassische Büros werden zu modernen Arbeitswelten umgestaltet mit hybriden Konzepten und einer neuen Begegnungskultur. Ziel ist eine intelligente Nutzungsmischung beiderseits des Wassergrabens, der einzigartigen blau-grünen Mitte der Kö.
Düsseldorf ist ja nicht nur Kö. Stichwort „Emotionalisierung der Innenstadt“. Wie könnte die aussehen? Mehr Individualisierung, weniger Filialitis? Welche Einflussmöglichkeiten hat die Stadt da überhaupt?
Unser Einfluss als Stadt ist hier natürlich innerhalb der rechtlichen Rahmenbedingungen begrenzt, die Verwaltung ist auf die Kooperationsbereitschaft der Immobilieneigentümer angewiesen. Wenn es darum geht, Zentren kooperativ zu urbanen Erlebnisräumen zu entwickeln, können wir aber durchaus lenkend, anregend und ermunternd tätig werden, was auch gerne angenommen wird. Wir sind da in einem konsequenten Dialog mit allen Beteiligten.
Städte müssen Menschen emotionale Erlebnisse bieten, der reine Handel wird perspektivisch nicht ausreichen, um Leute in die Innenstadt zu locken. Wir brauchen individuelle Nutzungskonzepte. Stichworte sind hier: urbane Produktion, Kunsthandwerk, Manufakturen, Nachhaltigkeits-Konzepte. Auch der stationäre Handel muss neue Wege gehen, haptische Erlebnisse mit digitalen Technologien verbinden. Kurz: Der Point of Sale verschmilzt mit dem Point of Experience.
Mode ist ein Kultur- und Wirtschaftsfaktor. Das Modegeschehen hat auch Einfluss auf andere Branchen und Einrichtungen wie Hotellerie, Gastronomie, Fachhandel, Museen und weitere Kulturstätten. Dem kommen die Planungen des Düsseldorf Fashion Net entgegen, weitere Termine im Modemessekalender zu etablieren. Wie könnte man Synergie-Effekte noch verstärken?
Diese Effekte waren jetzt schon zu beobachten beim vom Verein Fashion Net Düsseldorf veranstalteten Get-together der Düsseldorf Fashion Days, bei dem Markenvertreter und Entscheider aus Mode und Beauty auf die Meinungsmacher von morgen trafen. Da sind wir auch weiterhin aktiv in Gesprächen unter der Dachmarke DFD, registrieren Nachfrage und Interesse. Wobei wir nichts Künstliches schaffen wollen. Brauchen wir auch nicht, Düsseldorf hat genügend kreatives Potenzial, aus dem wir schöpfen können.
Wann wird es mal wieder eine spektakuläre Mode-Ausstellung geben wie seinerzeit im NRW-Forum? Das Goethe-Museum greift in jüngster Vergangenheit auch erfolgreich Modethemen auf, das Stadtmuseum verfügt über einen Fundus aus Nachlässen, sowohl von Modeschöpfern wie Hanns Friedrichs wie auch von Düsseldorferinnen, die ja seit kurfürstlichen Zeiten für ihre Eleganz bekannt sind. Schätze, die man auch zur Schau stellen könnte?
Das geschieht ja schon, vor allem im Kunstpalast. „Untold Stories“ von Peter Lindbergh wurde mit 100.000 Besucherinnen und Besuchern als „Rekord-Schau“ betitelt, auch „Captivate curated by Claudia Schiffer“ war ein Publikumsmagnet – trotz Corona. Wir arbeiten hier bereits an neuen Ideen zum Kontext Kunst, Kultur und Mode, auch im engen Austausch mit dem Kulturamt.
Rund 70 Einzelhändler haben beim zweiten DFD-Festival mitgemacht. Nicht nur die Innenstadt, auch die Lorettostraße war dabei. Könnten Sie sich vorstellen, das Einzugsgebiet des Festivals künftig noch um weitere Kreativ- und Szeneviertel, beispielsweise die Ackerstraße, zu vergrößern?
Die DNA auf den Düsseldorfer Straßen ist Mode, nicht nur in der Innenstadt und auf der Showroom-Meile Kaiserswerther Straße. Nehmen wir als Beispiel Heiko Wunder mit seinem nachhaltigen Label. Der sitzt an der Ackerstraße. Als wir ihn fragten, ob er seine Kollektion beim DFD präsentieren möchte, sagte er spontan zu. Ein ausgeweitetes Stadtkonzept zu diesem Thema ist daher das nächstgrößere Ziel. Ich freue mich schon auf weitere Akteure im kommenden Jahr.
Sie sind kürzlich einstimmig zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Düsseldorf Marketing GmbH und der Düsseldorf Touristik GmbH gewählt worden. Wie könnte man künftig den Shopping-Tourismus in Düsseldorf ankurbeln?
Hierbei beobachten wir die Entwicklung sehr genau. Bei unseren ausländischen Gästen war unser Angebot im Luxussegment schon immer äußerst beliebt. Daran hat sich auch in schwierigeren Zeiten wenig geändert. Beim regionalen Publikum registrieren wir im Zuge der Demokratisierung der Mobilität – Stichwort 9-Euro-Ticket – aktuell einen Anstieg des Shopping-Tourismus aus den umliegenden Regionen.
Gretchenfrage: Wie halten Sie’s persönlich mit der Mode? Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?
Sportlich-elegant und stets klassisch, wobei ich Markenhemden made in Germany bevorzuge. Bügelfrei, das spart Zeit, die ich lieber mit der Familie verbringe.
Sie leben in Mönchengladbach. Wo kaufen Sie ein? In MG, D oder online?
Mein Herz schlägt für den Handel in Düsseldorf. Ich gehe nicht shoppen, wenn ich nichts brauche, sondern gezielt, und dann will ich auch was mitnehmen. Das gelingt mir in Düsseldorf aufgrund des vielfältigen Angebots auch. Meine Shopping-Touren nutze ich aber immer auch für eine Standort-Analyse: Wie gut ist die Innenstadt besucht? Vor und in welchem Geschäft ist am meisten los, und woran könnte das liegen? Das beschäftigt mich dann oft mehr als der eigentliche Einkauf – zum Leidwesen meiner Frau.
Von welchem Kleidungsstück würden Sie sich nie trennen?
Von meinem marineblauen Anzug mit dem seidenen Einstecktuch. Das ist dann mein Farbtupfer.
Das Interview führte Inge Hufschlag.
Suzana Novinscak