Begeistert für Düsseldorf
Warum brauchte es 1989 einen Zusammenschluss wie die…
Interview mit Rainer Mellis, Sprecher des Vorstandes der Volksbank Düsseldorf Neuss eG
Volksbank-Chef Rainer Mellis vor einem Foto der „Night of Light“, der Illumination des Rheinturms im Sommer
Zum Interview mit Rainer Mellis, Sprecher der Volksbank Düsseldorf Neuss, sind wir in seinem Büro in der Bankzentrale in Neuss an der Zollstraße verabredet. Statt in einen Palast mit feudaler Einrichtung werden wir in ein Zimmer geführt, das die Ausstrahlung eines gemütlichen, funktionalen Wohnzimmers hat – Wohlfühlatmosphäre mit privaten Erinnerungsstücken. Ein Schreibtisch an der Kopfseite des etwa 60 Quadratmeter großen Raumes, eine bequeme Ledercouch mit Sessel für den Chef im Zentrum; selbst geschossene Fotos von Havanna in Mellis’ liebstem Urlaubsland Kuba zieren die Wände, ein Radio aus den 1950er-Jahren steht auf dem Sideboard. „Das habe ich für 20 Euro vom Sperrmüll weggekauft“, erinnert sich Mellis schmunzelnd.
Rainer Mellis: Die selbst aufgenommenen Bilder wecken immer schöne Erinnerungen an unsere Reisen nach Kuba, auf die wir ja wegen der Pandemie in den letzten beiden Jahren verzichten mussten – wie so viele andere, die ihre Privatreisen, besonders ins Ausland, drastisch einschränken mussten.
Wir sind traditionell in der Region verwurzelt, haben Kunden aus 100 Nationen, unsere Mitarbeiter stammen aus 26 Nationen. Das haben wir auch in unserer Werbung gerne aufgegriffen. Mit Globalisierung hat das aber nichts zu tun. Unsere Menschen leben in unserer Region und fühlen sich tief mit Deutschland verbunden. Die Globalisierung generell hat natürlich durch Corona gelitten. Deutlich merkt man das an den Lieferengpässen, die der Industrie, dem Baugewerbe und auch den Konsumenten zu schaffen machen. Da stößt die Globalisierung deutlich an ihre Grenzen. Man kann sich nicht mehr auf die gewohnte ständige Verfügbarkeit verlassen.
Unsere Kunden, die ja größtenteils in der Region leben und arbeiten, sind im Bankbereich nicht betroffen. Was wir durch die Pandemie wohl alle gemerkt haben: Unsere Masken beispielsweise kommen aus China. Wir haben uns schon zu Beginn Kontingente gesichert. Nicht nur für den eigenen Bedarf der Bank, sondern auch für die Stadt, der wir ein großes Kontingent von 230.000 Stück zusammen mit einem genossenschaftlichen Kunden von uns gespendet haben. Auch die Impfstoffproduktion hat uns gezeigt, dass sie nichts nützt, wenn sie im Inland nicht ankommt.
Wir haben auch im europäischen Ausland persönliche Kontakte zu unseren Kunden und deren Produktionsstätten, getreu dem Prinzip: Know Your Customer (kenne Deinen Kunden). Zu Covid-Zeiten ist das kaum möglich. Denn bei größeren Geschäften schauen wir uns normalerweise die Produktionsstätten des Kunden persönlich vor Ort an. Das ist manchmal anstrengend, wird aber vom Kunden unter anderem auch erwartet. Wir wissen dann, wir haben die Steine angefasst, die Maschinen und Mitarbeiter gesehen. Dadurch können wir daheim auch beim Netzwerken helfen. Auch das gehört zu unserem genossenschaftlichen Förderauftrag: Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele gemeinsam.
Einfach zuhören! Und nicht nach Schema F vorgehen. Einfach die Menschen reden lassen und dabei genau hinhören. Da finden sich immer wieder neue Ansatzpunkte, die man vielleicht gar nicht bedacht hat. Sich nicht als große, allwissende, mächtige Banker gerieren, sondern auf die Zwischentöne achten – und auf Menschen, die sich nicht so in den Mittelpunkt drängen, aber letztendlich die wichtigsten sein können.
Wir waren immer da und hatten alle Filialen geöffnet – im Gegensatz zu den meisten anderen. Das hat uns viele neue Kunden und Geschäftserfolge gebracht. Wir wissen jetzt schon, dass wir in diesem Jahr ein besseres Ergebnis haben werden als im Vorjahr. Durch die stetige Erreichbarkeit haben wir auch mit den bestehenden Kunden intensiver zusammengearbeitet. Und mit unserer Mitarbeiterschaft. Wir hätten nicht eine 98-prozentige Impfquote, wenn nicht ein positiver Grundkonsens bestanden hätte. Unsere Mitarbeiter haben uns aufgefordert, Impfstoff und -termine zu organisieren. Viele haben sich über die hohe Impfquote im Haus gewundert, die selbst mit Nachdruck in anderen Unternehmen nicht erreicht wurde.
Wir haben jeden Morgen jedem Mitarbeiter die neueste Corona-Entwicklung in den Rechner gestellt. Dazu wechselnde Bildschirmschoner als Mutmacher und Aufheiterer. Entsprechend war die Stimmung optimistisch in düsteren Zeiten. Unsere Devise ist auch hier wieder Vertrauen und Freiwilligkeit, die das Klima im gesamten Team bestimmen. Das Angebot, auch Angehörige gleich mit zu impfen durch unsere Betriebsärztin hier im Haus, wurde freudig aufgenommen. Auch Kunden haben wir so geimpft. Das war ein sehr positiver Selbstläufer.
Der „Covid Safe“-Aufkleber, den wir zusammen mit der IHK Düsseldorf und dem Dehoga initiiert haben, signalisiert schon beim Betreten der Filiale: „Alle sind geimpft.“ Dieses Sicherheitsgefühl bringt auch zusätzliches Geschäft.
Wir haben allen Mitarbeitern im Schalterbetrieb die Corona-Prämie von 1500 Euro steuerfrei pro Vollzeitkraft gezahlt. Zusätzlich gab’s im Oktober einen Bonus in ähnlichem Rahmen für alle. Unsere 340 Mitarbeiter inklusive Auszubildende haben einen zukunftsträchtigen Arbeitsplatz. Wir suchen aktuell weitere Mitarbeiter für unser ordentliches Geschäftswachstum.
Bezüglich Corona ist die Digitalisierung eher ein Nebenschauplatz. Der neueste digitale Standard ist bei uns jederzeit eine Selbstverständlichkeit und gehört zum Alltagsservice, den man von einem Haus wie dem unseren klar erwarten kann. Auch von der neuen kritischen Entwicklung im Herbst, über das Smartphone an geheime Kundendaten zu gelangen, sind wir durch unsere Sicherheitsstandards nicht betroffen. Wir warnen unsere Kunden zeitnah vor aktuellen Gefährdungen, beispielsweise davor, ein ungeschütztes WLAN-Netz zu benutzen oder zu lax mit unbekannten Nachrichten zu sein.
Wir hatten zwar weniger Laufkundschaft. Doch die Kunden mit Terminierung waren viel zuverlässiger als vor der Pandemie. Dadurch sind deutlich mehr Geschäfte zustande gekommen. Das wollen wir natürlich in Zukunft beibehalten.
Es hat sich durch die Pandemie themenmäßig verlagert. Wir haben mit der „Night of Light“, der Illumination des Rheinturms, 2020 und 2021 imposante Aktionen inszeniert, die es so vorher nicht gegeben hat. Als Hauptsponsor in 2021 wollten wir ein Zeichen für die schwer getroffene Eventbranche und für Vielfalt setzen.
Im Dezember 2020 haben wir bereits die Laserinszenierung „Rays of Hope“ (Strahlen der Hoffnung) von Neuss nach Düsseldorf als Hoffnungsschimmer erstrahlen lassen. Wir hoffen sehr, dass die längst geplante große Köbes-Skulptur von Bert Gerresheim, die wir gemeinsam mit den Düsseldorfer Jonges unterstützen, bald das Genehmigungsverfahren im Rathaus durchlaufen hat und am geplanten Standort, dem Bolker Stern, die Altstadtbesucher begrüßt. Obwohl die großen Brauchtums- und Karnevalsveranstaltungen ausfallen mussten, haben wir weiterhin Vereine unterstützt. Wir freuen uns, dass jetzt hoffentlich alles wieder losgeht und stehen bereit, mit einzusteigen und endlich unseren eigenen Karnevalswagen beim Kappessonntag in Neuss und beim Rosenmontag in Düsseldorf ziehen zu lassen. Er war ja schon im vergangenen Jahr von Jacques Tilly fix und fertig gestaltet und gebaut worden.
Die Zentrale unserer Bank wurde nachhaltig mit viel Holz und Stein gebaut und der Baumbestand erhalten. Wir wollen – gemischt mit Verbrennern – möglichst viele E-Autos in unsere Flotte integrieren und haben eine eigene E-Tankstelle. Auch mit Kunden sprechen wir regelmäßig über Energieeffizienz.
Den Flutopfern im Ahrtal haben wir unter anderem mit Genossenschaftskollegen unter die Arme gegriffen. Wir haben darüber hinaus mit den Bäckern Thomas Puppe und Josef Hinkel, die das Flutbrot entwickelt haben, den daraus eingenommenen Betrag aufgestockt, sodass wir zusammen mehr als 55.000 Euro spenden konnten für Backbetriebe in den betroffenen Regionen. Eine spontane Unterstützung zusammen mit der Niederkasseler Tonnengarde und der Bürgerstiftung bekamen auch die betroffenen Bürger in Gerresheim.
Ich wohne mit meiner Frau und meinen Schwiegereltern auf einem „alten Kotten“, einem kleinen Bauernhof. Den dazugehörigen Wald forsten wir als Urwald auf. Da wandert alles mögliche Wild durch, das natürlich nicht gejagt wird. Manchmal ziehen bis zu 40 Hirsche auf ihrer Wanderung durch und kommen zum Grasen sehr nahe ans Haus.
Hoffentlich 2022. Ich habe von den Kubanern beim Hurrikan Irma 2017 viel gelernt über spontane, selbstlose Hilfeleistung. Ich bin auch während der Pandemie mit vielen dort weiter in Kontakt. Auch wegen unseres Fußball-Fanclubs Kuba-Leipzig. Viele meiner kubanischen Freunde haben in Leipzig studiert und sprechen sehr gut deutsch. Heute ist das ein offizieller Fanclub des RB Leipzig. Fußball verbindet eben global die Menschen.
Aber Fortuna Düsseldorf kommt dadurch nicht zu kurz. Wir planen aktuell ein spannendes Großprojekt, um den Verein deutlich zukunftsfähiger aufzustellen.
Ja natürlich! 2031 werde ich 65 Jahre alt und werde dann planmäßig aufhören. Es wird ein ganz schlichter Abgang, und ich freue mich jetzt schon, den Nachfolgern eine erfolgreiche Menschen-Bank zu übergeben.
Vor allem, dass wir gesundheitlich heil durch den Winter kommen und im Frühjahr endlich sagen können, Covid-19 ist tatsächlich beendet. Natürlich wollen wir weiter wie bisher im Geschäft wachsen. Das ist stetige Arbeit. Dazu gehört permanente Selbstkritik, kritische Reflexion, die das Feedback von Mitarbeitern explizit einfordert. Wir bleiben aber strikt bei der Losung „Schuster bleib’ bei deinen Leisten“. Wir schauen immer, dass wir in unseren Grundkompetenzen höchste Qualität bieten. Wie beispielsweise in der Baufinanzierung als permanente Nummer eins in unserer Region. Zur Grundkompetenz unseres Hauses gehört aber auch, dass wir erlebbare Filialbank vor Ort bleiben. Mit Menschen, die sich kümmern, mit Kassen, die geöffnet sind, wo Bargeld und Allfinanzberatung verfügbar sind. Unser tägliches Handeln ist davon geprägt, sich jeden Tag neu um unsere Menschen zu kümmern, ob Mitarbeiter oder Kunden. Wir schaffen das, müssen uns aber auch täglich hinterfragen, damit wir das auch weiterhin können.