Will endlich wieder zurück auf die Straße: Topic.
Herr Topic, lange Zeit hat es Sie auch nach längeren Gastspielen im Ausland immer wieder in Ihre Heimat Solingen gezogen. Wie kam es zu den Plänen, nach Düsseldorf umzuziehen?Mein Studio wird auch weiterhin in Solingen bleiben. Momentan ist es so, dass ich quasi gleich daneben schlafe. Ich wollte eine gewisse Trennung, um mich bewusster auf entweder die Zeit zu Hause oder im Studio zu konzentrieren. Es sollte unbedingt eine Großstadt sein, aber trotzdem nicht allzu weit von Solingen entfernt. Da lagen Köln und Düsseldorf nahe. Die Entscheidung fiel dann für Düsseldorf. Zum Teil, weil ich nach Köln doppelt so lange fahre. Aber auch, weil die meisten Menschen aus meinem Freundeskreis nach Düsseldorf oder in die Nähe gezogen sind, daher hat es sich angeboten. Die Stadt an sich hat auch einen ganz eigenen Charme!
Welchen Stadtteil haben Sie sich ausgesucht und warum?
Den Medienhafen. Das ist generell der coolste Teil Düsseldorfs für mich. Es ist aber nicht so, dass ich speziell auf diesen Stadtteil fixiert war und keine anderen in Betracht gezogen hätte. Schlussendlich war es die Wohnung, die überzeugt hat, und diese lag zufällig im Medienhafen.
Wo verstecken sich in der Altbiermetropole die besten Clubs?
Sir Walter und Ufer 8 finde ich beide sehr, sehr cool! Ich bin immer ein großer Fan des Sub gewesen, allein wegen der früheren Partynächte. Ich glaube aber, mittlerweile ist das nicht mehr meine Altersgruppe (lacht).
Zumal ans Ausgehen aktuell ohnehin nicht zu denken ist. Woher beziehen Sie in der jetzigen „untanzbaren“ Zeit Ihre Inspirationen für neue Tracks, die ja momentan in keinem Club gespielt werden können?
Inspiration beziehe ich aus den Erlebnissen und der Sehnsucht, würde ich sagen. Aber es stimmt schon, dass es gerade etwas schwieriger ist – vor allem, wenn man in der aktuellen Situation DJ-Sets zusammenstellen soll. Das letzte Mal, dass ich einen richtigen DJ-Gig hatte, war noch vor den Schließungen im März 2020. Online-Streams sind nicht vergleichbar. Seitdem hatte ich also kein direktes Feedback. Was ich aber stattdessen gerne mache: Ich höre mir hier und da mal Sets von anderen DJ-Kollegen an und hole mir dadurch etwas Inspiration.
Welche Rolle spielt der enorme Erfolg von „Breaking Me“, wenn Sie ans Produzieren neuer Songs gehen?
Ich versuche, den Erfolg von „Breaking Me“ – ehrlich gesagt – beim Produzieren neuer Songs komplett auszublenden. Mir ist bewusst, dass das ein Erfolg ist, den man so in dieser Form nicht alle Tage hat. Denn: Auch wenn die neue Single „Your Love (9PM)“, die ich zusammen mit ATB und A7S gemacht habe, sich wirklich gut entwickelt, ist es immer noch unglaublich, was der Song seit 2019 erreicht hat. Ich glaube, wenn ich jetzt jeden Tag im Studio sitzen und versuchen würde, einen Song zu erschaffen, der so erfolgreich ist wie „Breaking Me“, dann würde mir das den ganzen Spaß am Produzieren nehmen und gleichzeitig enormen Druck erzeugen.
Und das wäre vor allem dann hinderlich, wenn das Unternehmen über das Produzieren einzelner Songs hinausgehen sollte. Hand aufs Herz: Ihre letzte Full Length ist von 2015. Wird es 2021 ein neues Album geben, oder ist dieses Format eher weniger interessant?
Gute Frage! Alben sind bei Dance-Künstlern oder DJs nicht so sehr verbreitet, da sie marketingtechnisch auch meist nicht die beste Wahl sind. Aber ich habe auf jeden Fall sehr große Lust darauf, wieder ein eigenes Album herauszubringen und werde es in Zukunft auch noch tun, weil ich den Schaffensprozess einfach so sehr mag. 2021 wird für mich wahrscheinlich nicht das Jahr sein, um ein neues Album herauszubringen, aber vielleicht wird es das Jahr sein, um es zu produzieren.
Sie arbeiten mit Musikern auf der ganzen Welt zusammen. Mit wem würden Sie in Zukunft gerne mal ein ganzes Album machen, hatten aber bislang nicht die Gelegenheit dazu?
Wenn es um ein ganzes Album geht, dann fällt meine erste Wahl auf Jon Bellion. Er ist ein Ausnahmekünstler und schlichtweg ein musikalisches Genie. Mit ihm würde ich direkt ins Studio gehen, sobald es die Pandemie wieder erlaubt.
Haben Sie Ihren Musiklehrer, der Sie damals zur Musik gebracht hat, später noch mal getroffen? Was hält er von Ihrer Karriere?
Mit meinem damaligen Musiklehrer stehe ich leider nicht mehr in Kontakt. Ich glaube, er ist nach Kanada ausgewandert. Wir haben uns vor einigen Jahren mal kurz per E-Mail ausgetauscht, aber dabei ist es dann auch geblieben. Schade eigentlich!
Sie haben immer Support von Ihren Eltern erhalten, auch als Sie die Schule mit 16 Jahren abgebrochen haben.
Das stimmt tatsächlich, dafür bin ich ihnen auch sehr dankbar! Allerdings war es ihnen im Gegenzug wichtig, dass ich noch etwas „Richtiges“ lerne. Nachdem ich mich ein bis zwei Jahre in der Musik ausprobieren durfte und der Erfolg ausblieb, haben meine Eltern dann darauf bestanden, dass ich eine kaufmännische Ausbildung mache. Das kam mir im Musik-Business auch sehr zugute.
Was würden Sie Ihren eigenen Kindern raten, wenn sie den Wunsch hätten, Profimusiker zu werden?
Ich würde es bei meinen Kindern auch so handhaben und sie auf ihrem Weg der Findung supporten. Selbst wenn man in den frühen 20ern noch nicht genau weiß, wohin es für einen selbst gehen soll, ist das nicht tragisch. Ich bin der Meinung, dass man Kindern Zeit geben sollte, um sich zu finden.