Karin-Brigitte Göbel, Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Düsseldorf
Das bargeldlose Zahlen hat jetzt noch mehr an Bedeutung gewonnen. Was heißt das für ein Finanzinstitut?
Die Stadtsparkasse Düsseldorf bietet mit der Sparkassencard, Apple-Pay und anderen Diensten verschiedene Möglichkeiten zum kontaktlosen Bezahlen an. Zudem sind Kartenzahlungen
bis 50 Euro ohne PIN-Eingabe am Terminal möglich, mobile Zahlungen mithilfe des Fingerabdrucks beziehungsweise der Face-ID am eigenen Smartphone machbar. Aber nach wie vor ist
die Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld in Deutschland ein wichtiges Thema. Deutsche Verbraucher halten nach wie vor am Bargeld fest. Daher haben wir auch gleich zu Beginn der Krise
entsprechende Schritte eingeleitet, um eine lückenlose Bargeldversorgung sicherzustellen. So blieben die SB-Bereiche inklusive der Geldautomaten dieser Filialen auch während der Lockdowns
wie gewohnt geöffnet.
Aber nicht alle Menschen können oder wollen eine Filiale aufsuchen. Was bieten Sie ihnen an?
Für Kunden, die keine Möglichkeit haben, eine Filiale mit Geldausgabe zu erreichen oder die den Weg zum Automaten aus anderen Gründen nicht antreten können – etwa, weil sie zu einer Risikogruppe gehören oder mobilitätseingeschränkt sind – haben wir als Notfalllösung einen Bargeld-Bringdienstservice eingeführt. Dieses Angebot funktioniert einfach per Telefon. Wer
morgens im Kunden-Service-Center anruft, bekommt in der Regel innerhalb der nächsten Werktage von einem Sparkassen-Mitarbeiter die gewünschte Summe vorbeigebracht. Maximal können 1.000 Euro bestellt werden.
Generell hat aber gerade die Pandemie die Digitalisierung vorangetrieben. Geht die Stadtsparkasse hier ebenfalls neue Wege?
Ja. Der kontaktlose Kundendienst wurde ausgebaut. Quasi über Nacht haben wir eines der größten virtuellen Call-Center in der Sparkassenorganisation hochgezogen. Dadurch ist sichergestellt,
dass unsere Kunden die Stadtsparkasse auch in diesen schwierigen Zeiten noch persönlich erreichen können. Zu diesem Zweck haben Teilzeitkräfte kurzfristig auf Vollzeit umgestellt, um alle
Anfragen bewältigen zu können. Unterstützt werden sie von vielen weiteren Mitarbeitenden aus anderen Bereichen.
Können alle Bankgeschäfte virtuell erledigt werden?
Schon vor der Krise hatten wir unsere mediale Filiale ausgebaut, deren Angebote seit Beginn der Corona-Pandemie noch stärker nachgefragt werden. Per Telefon, E-Mail oder Video-Chat erhalten Kunden dort Zugang und Beratungsservices zu allen Bankdienstleistungen, die auch in der stationären Filiale verfügbar sind. Ein Beispiel sind Konsumentenkredite. Allein 2020 wurden Verbraucherdarlehen in Höhe von mehr als 13 Millionen Euro über mediale Kanäle abgewickelt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht das einer Steigerung von 33 Prozent.
Wie unterstützt die Stadtsparkasse die Wirtschaft in diesen Zeiten?
Wir begleiten und beraten unsere Firmenkunden seit Beginn der Krise intensiv. Insbesondere bei der Weiterleitung der staatlichen Hilfskredite waren die Leistungen unserer sehr engagierten
Mitarbeiter gefordert. Die Aktivitäten haben wir in der Taskforce Coronahilfe gebündelt. Ein Beispiel für die Unterstützung von Unternehmen ist das digitalisierte Soforthilfeprogramm auf unserer Website. Acht Projektteams mit mehr als 60 Mitarbeitern hatten es in 59 Stunden auf die Beine gestellt – und das größtenteils mobil von zu Hause aus. Online können Unternehmen seither ihre Unterlagen hochladen, den Liquiditätsbedarf berechnen und unbürokratisch Soforthilfen beantragen. Bis Anfang Dezember wurden mehr als 1.000 Anträge bearbeitet und ein Kreditvolumen von rund 300 Millionen Euro bewilligt.
Die Stadtsparkasse selbst ist ja natürlich auch von der Pandemie betroffen. Mit welchen Folgen für Sie und die Mitarbeiter?
Die Corona-Krise hat uns in der Tat vor große Herausforderungen gestellt. Auf der einen Seite galt es, den Geschäftsbetrieb und die flächendeckende Versorgung mit Finanzdienstleistungen
aufrechtzuerhalten. Auf der anderen Seite mussten wir die eigene Infrastruktur stark umbauen, um den nötigen Gesundheitsschutz für Kunden und Mitarbeitende zu gewährleisten und
Kapazitäten sinnvoll zu bündeln. Eine Mammutaufgabe, die ein effizientes Krisenmanagement erforderte.
Was heißt das konkret?
Gleich zu Beginn der Pandemie haben wir wichtige Weichen gestellt, sodass wir nun jederzeit schnell notwendige Entscheidungen treffen können, um flexibel auf sich verändernde Anforderungen zu reagieren. Zum Beispiel wurde ein Ad-hoc-Krisenstab ins Leben gerufen. Die Mitglieder dieses Gremiums tauschen sich mehrmals wöchentlich per Videokonferenz über aktuelle Entwicklungen aus, diskutieren erforderliche Maßnahmen, erarbeiten Handlungskonzepte und beraten den Vorstand, der auf dieser Basis entsprechende Entscheidungen trifft. So wurden beispielsweise Mitarbeitende auf verschiedene Standorte und mobiles Arbeiten aufgeteilt, um Ansteckungen und Quarantänefälle zu vermeiden.
Wie erleben Sie persönlich diese Zeit?
Ich freue mich über jede gute Nachricht aus dem Kreis der Familie, der Freunde, Geschäftspartner sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Uns geht es gut, ich bin gesund. Das ist schon ein
großes Glück.