Begeistert für Düsseldorf
Warum brauchte es 1989 einen Zusammenschluss wie die…
Hinter Christina Begale liegen herausfordernde Monate. Die Pandemie macht vielen Unternehmen schwer zu schaffen, ganze Branchen kämpfen um ihr Überleben. Dennoch sagt die Eigentümerin einer 2012 gegründeten Kommunikations-Agentur: „Es war das beste Jahr meiner Selbstständigkeit. Ich konnte neue Kunden gewinnen und Auftragsmandate ausbauen.“ Ihr Credo: „Man muss Krisen nutzen, um seine Chancen neu zu sortieren.“
Maßgeblich für Christina Begales Erfolg ist die klare Ausrichtung ihrer Agentur: „Mein Beratungsfeld ist der Bereich der Lobbyarbeit und der politischen Kommunikation“, beschreibt sie. „Es zeigte sich gerade in der Krise, dass die Politik nun Treiber der Märkte ist und die Rahmenbedingungen für Unternehmen immer enger gesteckt werden. Um sich Gehör zu verschaffen, muss man seine Interessen professionell adressieren.“ In dem Bestreben, Themen auf den Punkt und damit voranzubringen, kommt Christina Begale ihr über viele Jahre aufgebautes Netz- werk zugute. Der Fokus ihrer Beratungsarbeit: „Ich übersetze die drängenden Belange von Unternehmen oder Institutionen in eine politische Sprache. Vielen ist im Vorfeld gar nicht klar, welche notwendigen Schritte im Einzelnen zu gehen sind, um Projekte und Interessen erfolgreich ans Ziel zu bringen. Zur richtigen Zeit, an der richtigen Stelle, mit der richtigen Person oder einem Gremium zu sprechen – darauf kommt es an. Auch dafür werde ich engagiert.“
Innovative strategische Ausrichtungen sind ihre Kernkompetenz in der Beratung. Dabei kann die Agentur-Chefin ihre Erfahrung in der Verwaltungsarbeit als Navigator einsetzen und ihre Kun-den durch den „Behördendschungel“ lotsen: „Viele Unternehmen haben dafür kaum Know-how und Kapazitäten, weil sie mit dem operativen Tagesgeschäft ausgelastet sind.“ In Düsseldorf kennt man den Namen Christina Begale. Im „Doppelpack“ mit dem einstigen Oberbürgermeister Joachim Erwin geriet sie im Jahr 2000 erstmals in die Öffentlichkeit. Der dynamische Macher hatte die junge Frau als Beraterin in sein Team geholt, im Rathaus galt sie als seine engste Vertraute. Weniger bekannt ist, wie couragiert sich Christina Begale ihren Job damals verschaffte. Blenden wir also zurück. Gleich nach der Banklehre in ihrer Heimat Oberhausen entschied sie sich für einen gewaltigen Schritt. Sprachbegabt wie sie war, bewarb sie sich bei Mannesmann-Demag auf eine Stelle in Brasilien. Prompt folgte ein überraschter Anruf des Chefs aus Südamerika: „Was wollen Sie denn hier? Dafür melden sich doch sonst nur Männer!“ Ihr kesser Konter: „Dann wird es Zeit für eine Frau.“ Sie bekam die Stelle. Natürlich wurde sie angeguckt wie ein Wesen von einem anderen Stern, sagt sie. „Aber so etwas spornt mich nur noch mehr an. Für meine Persönlichkeitsentwicklung war Brasilien ein wichtiger Schritt.“
Ihre nächste Station führte Christina Begale über die renommierte Unternehmensberatung Roland Berger zu einer PR-Weiterbildungs-Akademie in Heidelberg. Bei der Deutschen Gesellschaft für Public Relations wurde sie zwei Jahre lang zur zertifizierten PR-Beraterin ausgebildet. Ihre Abschlussarbeit schrieb sie über „100 Tage Joachim Erwin – Politiker als Marke“. Damit bewarb sie sich beim neuen Düsseldorfer Oberbürgermeister und wurde als Praktikantin in seinem Büro engagiert. Das Entree mag mühelos gewesen sein, der Job war es nicht. Als Persönliche Referentin und Büroleiterin des kantigen Oberbürgermeisters musste Christina Begale einiges einstecken. Der auf ihn gemünzte politische Gegenwind traf erst mal sie, bis hin zu Anfeindungen. „Ich wusste anfangs nicht, dass man diese Dinge nicht so persönlich nehmen darf“, sagt sie. Joachim Erwin und sie galten viele Jahre lang als verlässliches Gespann. Was hat sie von ihm gelernt? „Für eine Sache einzustehen und bereit zu sein, Kompromisse zu schließen. Vor allem aber, Dinge auszuhalten. Joachim Erwin war ein Macher. Seiner schweren Krankheit zum Trotz lebte er seinem Team täglich vor, wie wichtig Disziplin und Durchhaltevermögen sind. Das hat mich geprägt und angespornt, weit über meine eigenen Grenzen zu gehen. Das ist bis heute so geblieben.“
Joachim Erwin arbeitete mit Christina Begale konsequent an der internationalen Reputation der Sportstadt Düsseldorf. Dieser Bereich lag ihr, befeuert durch ihre frühere Tätigkeit beim einflussreichen Tennis-Manager Ion Tiriac, der damals unter anderem Boris Becker betreute. Spektakuläre Events wie der Skilanglauf-Weltcup, die DTM-Tourenmeisterschaft auf der Kö oder gar die ehrgeizige Olympia-Bewerbung „Düsseldorf Rhein-Ruhr 2012“ wurden in der Stadt kontrovers diskutiert. Erfolg und Aufmerksamkeit im internationalen Sportkalender hatten sie dennoch. „Heute wären wir froh, solche Magneten veranstalten zu können“, glaubt Christina Begale. Parallel zu ihrem Rathaus-Job war sie ab 2006 Geschäftsführerin der städtischen Tochtergesellschaft „Sportagentur Düsseldorf GmbH“ und führte auch nach Erwins Tod bis 2012 die Markenentwicklung der Sportstadt Düsseldorf fort. Inzwischen hat sie sich von diesem Thema verabschiedet: „Meine Interessen verlagerten sich immer mehr auf den politischen Bereich auf landes- und kommunalpolitischer Ebene.“
Das neue Geschäftsfeld zog weitere Aktivitäten nach sich. Die Liste an Organisationen und Netzwerken, für die sich Christina Begale engagiert, ist lang. Sie forciert als Moderatorin und Mediatorin den Dialog mit Politikern und Behörden, ist Vollversammlungsmitglied der IHK Düsseldorf, sitzt in den Ausschüssen für Tourismus, Kongress- und Messewesen sowie Mittelstand und in etlichen Beiräten. Für alle diese Ämter und nicht minder für die Überzeugungsarbeit bei ihren Kunden, darunter Lidl, Gauselmann AG und Scheren Logistik, braucht es das Talent, Menschen aufzuschließen. Das hat sie. „Ich bin nicht verschnörkelt und ein Freund der direkten Ansprache“, sagt sie. „Meine Kunden und Gesprächspartner schätzen meine offene, loyale Art.“ Die Durchsetzungsfähigkeit habe sie von ihrer Mutter geerbt. „Sie sagte immer, geht nicht, gibt‘s nicht, also marschier!“ Diese Einstellung würde sie gern an andere Frauen weitergeben. Und mehr noch: „Man muss darauf achten, sich im richtigen Umfeld zu bewegen. Wenn man spürt, jemand will einem nichts Gutes, sollte man sich von dieser Person trennen. So konsequent wie Männer das schon lange praktizieren.“ Dieser Lösungsprozess ging bei ihr stets einher mit dem Hinterfragen eigener Positionen. „Das half mir weiter und gab mir den Mut,
mich neu zu erfinden.“
Wie bei der Gründung ihrer Agentur. Trotz des Wissens um ihre Stärken sei auch dies ein mutiger Schritt gewesen, sagt sie im Rückblick. „Schließlich machte ich mich zum ersten Mal selbstständig und war alleinerziehende Mutter. Mein Netzwerk war stabil, doch tragfähig kann es nur sein, solange man es pflegt und nicht überstrapaziert. Netzwerk-Kommunikation ist nie einseitig. Mich interessiert auch, wie es dem Menschen hinter der Position geht.“ Seit einigen Jahren ist der Schweizer Honorarkonsul und Bankier Hanspeter Sauter Christina Begales Lebenspartner. Die Familie lebt mit Tochter Allegra im Düsseldorfer Norden. Wie auch bei anderen Berufstätigen dominieren Video-Konferenzen und Homeschooling ihren momentanen Alltag. Das Leid vieler Branchen durch Corona stimmt sie traurig. „Wir müssen aufpassen, dass wir durch angstgetriebene Entscheidungen die Zukunft unserer Kinder und die Lebensqualität unserer Stadt nicht verlieren“, sagt sie. „Es gibt hervorragende Hygiene-Konzepte, etwa für die Gastronomie und Hotellerie. Darauf sollte man setzen und den Menschen Vertrauen entgegenbringen, selbstbestimmt und verantwortungsvoll zu handeln.“ Probleme erkennen, analysieren und vor allem lösen – da ist Christina Begale ganz in ihrem Element.