„Wir müssen uns dem Konkurrenzkampf stellen“
Auf die Frage, wie die ersten Wochen im…
Maria Kofidou ist als Geschäftsführerin verantwortlich für das Congress Center Düsseldorf, die Stadthalle sowie verschiedene Sonderveranstaltungen in den Hallen der Messe Düsseldorf. Im Gespräch mit dem Top Magazin erzählt sie, wie sich das Tagungsgeschäft durch die Pandemie ändert, worauf aktuell der Fokus liegt und gibt persönliche Karrieretipps.
Sie sind als Geschäftsführerin bei Düsseldorf Congress unter anderem dafür zuständig, die Stadt Düsseldorf als Kongressstandort international zu positionieren und weiterzuentwickeln. In normalen Zeiten waren das jährlich mehr als 1.000 internationale und nationale Kongresse, Firmenevents, Meetings und Tagungen. Durch die Corona-Pandemie stehen Sie aktuell vor großen Herausforderungen. Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?
Durch die Covid-19-Pandemie hat sich unser Fokus noch stärker auf unsere Kunden gerichtet. Unsere größte und wichtigste Herausforderung besteht darin, unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden und in Abstimmung mit den Behörden die verantwortungsvolle Weiterführung unserer Kundenevents und unseres Betriebes unter den neuen Bedingungen zu gewährleisten. Das erfordert von uns maximale Flexibilität. Ich habe meine Mitarbeiter ganz bewusst aktiv in diesen Prozess miteinbezogen, und ich bin dankbar, dass sie bereit sind, diese notwendige Extrameile gerne mit mir gemeinsam zu gehen. Ihr kreativer und innovativer Einsatz, aber auch der Rückhalt durch unsere Gesellschafter stimmen mich optimistisch, dass wir an dieser Krise wachsen werden.
Anstelle der persönlichen Begegnungen treten aktuell Video-Meetings. Stehen wir vor einem grundsätzlichen Wandel des Tagungs- und Kongress-Geschäfts?
Die Folgen der Corona-Krise werden sicherlich einen deutlichen Einfluss auf das zukünftige Tagungs- und Kongress-Geschäft haben, aber über den Umfang dieser Veränderungen lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt höchstens spekulieren, da die Umstände sich beinahe täglich verändern. Meine Überzeugung ist, dass rein virtuelle Formate die persönliche Face-to-Face-Kommunikation nie ersetzen werden, aber sie werden eine sinnvolle Ergänzung sein.
Welche Bedeutung haben hybride Events?
In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach hybriden Events, also Mischformen aus digitalen und physischen Veranstaltungen, immer mehr gestiegen. Die Covid-19-Pandemie hat diese Entwicklung jetzt massiv beschleunigt. Auch bei uns im Congress Center Düsseldorf finden zunehmend hybride Veranstaltungen statt. Diese Angebote werden sich langfristig durchsetzen, da die Veranstalter ihre Communitys über ein ganzes Jahr erreichen können und nicht nur ein Mal im Jahr mit einer „leiblichen“ Veranstaltung. Mittel- bis langfristig kann ich mir auch gut vorstellen, dass Technologien wie Augmented und Virtual Reality und künstliche Intelligenz zunehmend im Tagungs- und Weiterbildungssektor zum Einsatz kommen werden.
Worauf liegt bei Ihnen aktuell der Fokus?
Es ist unser Anspruch, unvergessliche Kundenerlebnisse zu kreieren. Deshalb hinterfragen wir uns immer wieder selbst. Wir arbeiten permanent daran, unser Portfolio zu erweitern und so für unsere Kunden und deren Kunden passende Pakete zu schnüren. Außerdem wollen wir noch mehr digitale Kundenan gebote kreieren, um auch in diesem Bereich die steigende Nachfrage bedienen zu können. Natürlich hält uns gegenwärtig auch die Corona-Pandemie in Atem. Die rechtlichen Vorgaben für die Durchführung von Veranstaltungen ändern sich momentan ständig, sodass wir unser Schutz- und Hygienekonzept immer wieder anpassen müssen.
Welche Bedeutung hat das Thema Nachhaltigkeit?
Die nachhaltige Optimierung unseres Veranstaltungsbetriebes ist ein weiteres Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Unser Anspruch ist es, nicht nur einzelne Events, sondern alle Veranstaltungen, die in unserem Hause stattfinden, nachhaltig durchzuführen. In diesem Jahr ist Düsseldorf Congress bereits zum vierten Mal für sein Nachhaltigkeitskonzept mit dem Green-Globe-Zertifikat ausgezeichnet worden. Im nächsten Schritt wollen wir auch unsere Kunden, Partner und Dienstleister noch stärker in unsere Nachhaltigkeitsstrategie miteinbeziehen.
Welche Zukunftsvisionen haben Sie?
Düsseldorf ist schon heute einer der interessantesten Kongressstandorte in Deutschland und Europa. Wir pitchen unter anderem gegen Kongresszentren in London, Paris oder Barcelona und konnten mit unserer lösungsorientieren und kundenzentrierten Beratung, unserer modernen Technik und – aktuell besonders wichtig – mit unserem umfassenden Hygienekonzept schon viele Veranstalter von uns überzeugen. Diesen Trumpf möchte ich weiter ausbauen, um unseren Kunden in Zukunft noch bessere Konzepte anbieten zu können.
Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?
Mich fasziniert das interdisziplinäre Umfeld, in dem ich mich durch meinen Beruf bewege. Von Wirtschaft über Wissenschaft, Politik, Soziales und Kultur: Das Spektrum der Veranstaltungen, die in unserem Haus stattfinden, ist im Grunde ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Und das bringt mich mit den unterschiedlichsten Menschentypen aus allen Branchen und Gesellschaftsbereichen in Kontakt. Diese spannenden Begegnungen möchte ich auf keinen Fall missen.
Auf welche Erfolge sind Sie besonders stolz?
Mein Team hat im September 2020 eine Veranstaltung mit 26.000 Besuchern durchgeführt und damit gezeigt, dass physische Events mit einem entsprechenden Infektionsschutzkonzept auch während Corona machbar sind. Ich will nicht lügen. Die Vorbereitung war ein unglaublicher Kraftakt, und ich bin stolz darauf, dass mein Team und das Team des Veranstalters gemeinsam das Unmögliche möglich gemacht haben. Und wenn ich an die Begeisterung und die Leidenschaft denke, mit der alle Beteiligten sich dieser großen Herausforderung gestellt haben, bekomme ich jetzt noch eine Gänsehaut.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Kooperativ, strukturiert und teamorientiert. Mir ist es wichtig, meinen Mitarbeitern auf Augenhöhe zu begegnen, ihre individuellen Persönlichkeiten anzuerkennen und sie dementsprechend zu fördern. Dabei achte ich stets darauf, klar und transparent zu kommunizieren und andersherum eine aufmerksame Zuhörerin zu sein. Ich verstehe mich eher als Sparringspartnerin meiner Mitarbeiter. Ich beziehe sie in die Entwicklungen im Unternehmen mit ein und versuche, sie so zu eigenen und selbstbewussten Entscheidungen zu befähigen.
Was sind Ihre persönlichen Karrieretipps für Frauen?
Um die eigene Karriere voranzubringen, ist es zunächst wichtig, eine Bestandsaufnahme seiner persönlichen Stärken und Schwächen machen. Was kann ich besonders gut? Worin hebe ich mich von anderen ab? Und in welchen Bereichen kann ich noch besser werden? Nur wer die eigenen Qualifikationen gut kennt, kann sie sich auch zunutze machen. Ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor in diesem Zusammenhang ist die persönliche Weiterbildung. Unsere (Arbeits-)Welt wird immer schnelllebiger und komplexer. Und insbesondere digitale Kenntnisse sind da von zentraler Bedeutung. Hier reicht es auch nicht aus, eine einmalige Fortbildung zu machen. Wer nicht den Anschluss verlieren will, muss neugierig bleiben und jeden Tag bereit sein, sich mit neuen Themen, Methoden und Tools auseinanderzusetzen – ein Leben lang. Ein dritter wichtiger Aspekt bei der Karriereplanung ist konsequentes Networking. Gerade Frauen unterschätzen manchmal die Bedeutung eines guten Netzwerks für die eigene Karriere.
Welche Eigenschaften brauchen Frauen, um sich in Führungspositionen durchzusetzen?
Neben der entsprechenden fachlichen Kompetenz ist es nach meiner Erfahrung am besten, authentisch zu sein, seine persönlichen Stärken einzubringen und diese intelligent einzusetzen. Aber natürlich braucht es auch Willensstärke und Durchhaltevermögen. Es hilft ungemein, sich klare Ziele zu setzen und diese konsequent zu verfolgen, gleichzeitig aber offen zu sein für neue Perspektiven und Chancen. Nicht zu vergessen: Was früher verpönt war, ist heute einer der wichtigsten Skills, um durch diese Krise zu steuern: Empathie! Ich kann nur alle Frauen dazu ermutigen: Vertraut auf eure Fähigkeiten. Seid empathisch!
Warum zweifeln so viele Frauen an dem, was sie leisten und können?
Frauen sind oft zu selbstkritisch. Sie haben Angst, sich durch übereilte Entscheidungen oder Fehler ihre Erfolgschancen zu verbauen, oder glauben an falsche Doktrinen wie etwa die vermeintliche Unvereinbarkeit von Familie und Beruf. Wir Frauen müssen lernen, selbstbewusster zu sein, mehr auf unsere individuellen Stärken zu vertrauen und uns gegenseitig zu unterstützen.
Es heißt immer, Frauen müssten doppelt so gut sein wie Männer. Wie sehen Sie das?
Leider sind antiquierte Rollenbilder und strukturelle Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft immer noch präsent. So entsteht bei vielen Frauen der Eindruck, einem vielfach höheren Erwartungsdruck ausgesetzt zu sein und deshalb mehr leisten zu müssen als ein Mann in derselben Position. Das ist natürlich Unsinn: Wer immer versucht, das Doppelte von dem zu leisten, was sinnvoll ist, wird über kurz oder lang an seinen eigenen Ansprüchen scheitern. Und leider mussten besonders die Frauen in der Corona-Zeit, zwischen Homeoffice und Homeschooling, beruflich oft zurückstecken. Dabei ist es gerade in solchen Krisen wichtig, die Last gleichmäßig auf mehrere Schultern zu verteilen.
Sie sind beruflich sehr engagiert. Was ist die beste Art für Sie, schnell aufzutanken?
Sonntags beim Yoga. Eine schönere Art, Kraft zu tanken, gibt es für mich nicht.
Zu Ihren Leidenschaften zählt unter anderem die Liebe zur Kunst, im Speziellen zum Dadaismus. Was fasziniert Sie daran?
Der Dadaismus fasziniert mich, weil diese Kunstrichtung ihrer Zeit voraus war, beim Betrachter alle Sinne anregt und ihn zwingt, über seine Weltsicht nachzudenken. Dada stand für ein kulturelles Programm, das kurz nach dem Ersten Weltkrieg den Hass, aber auch die Ideale von Dichtern, Künstlern und unzufriedenen Intellektuellen zusammenfasste. Der Dadaismus war eine Revolte gegen die Kunst – und Träger dieser Revolte waren die Künstler selbst. Es war die Zeit entscheidender politischer Ereignisse und Richtungskämpfe: der Zusammenbruch des Kaiserreiches, die Novemberrevolution und die Konstitution der ersten deutschen Republik. Die Künstler versuchten eine Art Entgiftungsprozess, in den nicht nur bildende Kunst und Literatur, sondern auch Musik, Psychoanalyse, Philosophie und Politik hineingezogen wurde. Damit bereiteten sie einem neuen Menschen- und Kulturbild den Weg mit ihren futuristischen Aktivitäten.
Mit wem würden Sie gern mal einen Abend verbringen?
Ich bin in einer großen griechischen Familie aufgewachsen und genieße es bis heute, viele Menschen um mich zu haben. Insofern würde ich gerne einen Abend mit dem Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses verbringen. Allen voran mit den tollen und charakterstarken Frauen.