Nahe am Menschen – der Weg aus der Krise
Interview mit Rainer Mellis, Sprecher des Vorstandes der Volksbank Düsseldorf Neuss eG

Rainer Mellis, Sprecher des Vorstandes der Volksbank Düsseldorf Neuss eG, am Geldautomaten der neuen Filiale an der Bolkerstraße
Schauplatz des Top-Interviews ist die seit April eröffnete Filiale der Volksbank Düsseldorf Neuss eG Wittlaer. Neu ist eine Niederlassung des Hauses hier nicht. Schräg gegenüber unterhielt die Bank nämlich schon länger eine kleinere Zweigstelle, die sie jetzt mit der größeren eines Mitbewerbers tauschte. „Wir haben den Lockdown im Frühjahr zum Umbau in kürzester Zeit genutzt, um unseren Kunden mehr Platz und damit auch mehr Sicherheit in Covid-19-Zeiten zu ermöglichen“, erläutert Mellis. „Während Mitbewerber Niederlassungen geschlossen
haben und den Publikumsverkehr auch durch verkürzte Öffnungszeiten sehr reduziert haben, sind wir genau den umgekehrten Weg gegangen – für unser Haus die probate Strategie: Nah am Menschen als Weg aus der Krise.“
haben und den Publikumsverkehr auch durch verkürzte Öffnungszeiten sehr reduziert haben, sind wir genau den umgekehrten Weg gegangen – für unser Haus die probate Strategie: Nah am Menschen als Weg aus der Krise.“
Top Magazin: Gehörte das auch zur „Mutmacher-Challenge“, zu der Sie auf Instagram aufriefen?
Rainer Mellis: Nein, der Umbau dieser Filiale war schon längerfristig geplant, wurde aber trotz der Corona-Krise zügig realisiert, was man durchaus als mutig empfinden kann, während überall geschlossen statt neu eröffnet wurde. Die „Mutmacher-Challenge“ war übrigens
eine Idee von jungen Mitarbeitern, die aus einer Rede von mir entstand, in der ich gesagt habe: „Gemeinsam schaffen wir das.“ Das hat auf Instagram sehr viele Nachahmer gefunden. Daraus ist dann eine kleine globale Bewegung geworden. Einige prominente Kunden von uns fanden die Idee toll und haben das auf ihren Kanälen auch international verbreitet. Dadurch hatten wir zeitweise eine Verbreitung im Millionenbereich weltweit.
Rainer Mellis: Nein, der Umbau dieser Filiale war schon längerfristig geplant, wurde aber trotz der Corona-Krise zügig realisiert, was man durchaus als mutig empfinden kann, während überall geschlossen statt neu eröffnet wurde. Die „Mutmacher-Challenge“ war übrigens
eine Idee von jungen Mitarbeitern, die aus einer Rede von mir entstand, in der ich gesagt habe: „Gemeinsam schaffen wir das.“ Das hat auf Instagram sehr viele Nachahmer gefunden. Daraus ist dann eine kleine globale Bewegung geworden. Einige prominente Kunden von uns fanden die Idee toll und haben das auf ihren Kanälen auch international verbreitet. Dadurch hatten wir zeitweise eine Verbreitung im Millionenbereich weltweit.
Wie war es, als sich der erste Lockdown abzeichnete?
Wir waren da sehr klar aufgestellt. Bereits am 11. März, drei Tage vor Beginn des ersten Lockdowns, haben wir uns auf unsere Standorte aufgeteilt, um die Führung des Hauses mit all seinen Filialen jederzeit zu gewährleisten. Außerdem haben wir sehr, sehr frühzeitig ab Ende März begonnen, Masken für unsere Mitarbeiter zu besorgen, wir waren die Ersten, die Spuckschutzvorrichtungen angebracht haben – etwas, das wir bei Kunden gesehen haben, die diese vor ihren Kassen installiert hatten. Diese Spuckschutz-Scheiben sind nun an jedem Arbeitsplatz bei uns vorhanden, sodass jedes Gespräch, das geführt wird, ohne Masken stattfinden kann.
Wir waren da sehr klar aufgestellt. Bereits am 11. März, drei Tage vor Beginn des ersten Lockdowns, haben wir uns auf unsere Standorte aufgeteilt, um die Führung des Hauses mit all seinen Filialen jederzeit zu gewährleisten. Außerdem haben wir sehr, sehr frühzeitig ab Ende März begonnen, Masken für unsere Mitarbeiter zu besorgen, wir waren die Ersten, die Spuckschutzvorrichtungen angebracht haben – etwas, das wir bei Kunden gesehen haben, die diese vor ihren Kassen installiert hatten. Diese Spuckschutz-Scheiben sind nun an jedem Arbeitsplatz bei uns vorhanden, sodass jedes Gespräch, das geführt wird, ohne Masken stattfinden kann.
Ist die Volksbank als Genossenschaftsbank nicht sowieso von ihrem Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“ her systemrelevant?
Nicht nur unser Haus, jedes Kreditinstitut in Deutschland ist gemäß dem Kreditwesengesetz verpflichtet, die Bargeldversorgung inklusive Transaktionen wie Überweisungen für Privatpersonen und Unternehmen zu gewährleisten, ebenso wie die Kreditversorgung. Diese Verpflichtung nehmen wir sehr ernst. Auch die Bargeldversorgung war und ist bei unseren Kunden ein permanenter Bedarf, egal welche Unkenrufe von den Medien ausgehen, dass die Menschen nur noch mit Karte oder Smartphone-App bezahlen wollen. Wir merken, dass Bargeld nach wie vor stark nachgefragt ist, für das persönliche Sicherheitsgefühl wie für den täglichen Bedarf.
Nicht nur unser Haus, jedes Kreditinstitut in Deutschland ist gemäß dem Kreditwesengesetz verpflichtet, die Bargeldversorgung inklusive Transaktionen wie Überweisungen für Privatpersonen und Unternehmen zu gewährleisten, ebenso wie die Kreditversorgung. Diese Verpflichtung nehmen wir sehr ernst. Auch die Bargeldversorgung war und ist bei unseren Kunden ein permanenter Bedarf, egal welche Unkenrufe von den Medien ausgehen, dass die Menschen nur noch mit Karte oder Smartphone-App bezahlen wollen. Wir merken, dass Bargeld nach wie vor stark nachgefragt ist, für das persönliche Sicherheitsgefühl wie für den täglichen Bedarf.

Sie haben auch an die Düsseldorfer/Neusser gedacht. Auf Ihre Initiative hin organisierte der hier ansässige Immobilienentwickler Peker 280.000 Masken, die Sie im Mai unter anderem an die Stadt Düsseldorf übergaben.
Ja, das war ein Lehrstück, wie gut vernetzt Genossenschaft funktioniert. Eben nicht nur auf Ertrag und Gewinn zu achten, sondern auch etwas der Gesellschaft zurückzugeben. Aber wir haben nicht nur an Kommunen gespendet, sondern auf Initiative unseres Marketingdirektors Christian Feldbinder und meines Vorstandskollegen Klaus Reh auch Gastronomen sowie Kultur beziehungsweise das Brauchtum unterstützt. Die Dehoga beispielsweise hat von uns 6.000 Masken für die Gastronomie bekommen. Damals waren Masken ja sehr limitiert, und es war
schwierig, eine zu bekommen.
Und auch die angeblich nicht systemrelevanten Künstler haben Sie nicht vergessen.
Das stimmt, wir haben unter anderem das Konzert der Gruppe Brings im Autokino gesponsert. Der Konzerterlös wurde übrigens der Bürgerstiftung gespendet, die das Geld an das Pflegepersonal von Düsseldorfer Altersheimen verteilte. Titelsponsor war die Volksbank Düsseldorf Neuss beim „Heimatland Flehe“, wo es im August als Trostpflaster für die ausgefallene Kirmes unter Hygienestandards Biergarten, Bühne und Pool gab. Ziel war und ist es, den Menschen in diesen sorgenvollen Zeiten ein bisschen Spaß zu bereiten und auch den Veranstaltern und Künstlern zu helfen.
Sind Sie auch bei der Kürung des „Düsseldorfer des Jahres“ wieder dabei?
Ja, ich bin Jury-Mitglied. Wir sponsern den „Lebenswerk“-Preis und werden dieses Mal auch sogenannte Corona-Helden auszeichnen. Also jene, die trotz Ausgangs- und Arbeitsbeschränkungen ihren Job für die Mitmenschen machen mussten und sich damit automatisch dem Virus aussetzten. Das erfährt dann auch beim „Düsseldorfer des Jahres“ eine wichtige Wertschätzung. Es sind Menschen, die sonst nicht im Rampenlicht stehen. Sie sind beispielhaft für ihre Kollegen, die uns alle während der Pandemie über Wasser gehalten haben. Wir haben auch einen ganz besonderen Laudator für diesen Preis gefunden.
Drückt die Bank angesichts der Corona-Krise auch mal ein Auge zu bei der Bonitätsprüfung für Kredite?
In diesem Jahr ist die Kreditversorgung ja zweigeteilt. Es gibt die normale Versorgung für die Unternehmen und Menschen, die durch die Pandemie nicht wirtschaftlich oder finanziell beeinträchtigt sind, zum Beispiel nicht vom Lockdown betroffen oder in Kurzarbeit sind. Da hat sich aktuell nichts verändert. Natürlich schaut jedes Unternehmen auf seine Zukunftsperspektiven, ob diese sich für den jeweiligen Markt oder Kunden verändern könnten. Das ist normales Business, jetzt zu Corona-Zeiten muss man deutlich mehr hinschauen und mit Rat und Hilfsangeboten begleiten. Grundsätzlich versuchen wir, jeden sinnhaften Wunsch anzunehmen, aber wir können nicht jeden Wunsch erfüllen. Es ist ja das Geld anderer Menschen, das wir verleihen. Damit müssen wir sorgsam umgehen.
Wie sieht das Investieren aktuell für den „kleinen“ Mann aus?
Unsere Volksbank ist – wie der Name schon sagt – für alle Menschen da. Eine Investition oder Anlage hängt immer davon ab, in was und wie viel investiert werden soll, wie die Risikoneigung ist oder ob zum Beispiel ein Kredit benötigt wird wie beim Immobilienkauf. Beton-Gold ist in diesen Zeiten gefragt wie nie. Die aktuelle Preisentwicklung muss aber genau geprüft werden, da lohnt es sich definitiv immer, mit unseren Experten zu sprechen. Genauso auf der Wertpapier-Seite. Voraussetzung ist immer eine individuelle, bedarfsgerechte Beratung und zu schauen, dass man sein Geld nicht nur auf ein Pferd setzt, sondern breit streut. Das kann ich nur jedem anraten.
Bisher haben Sie Ihr Mitarbeiterteam inklusive Auszubildende kontinuierlich erweitert. Gilt das auch gegenwärtig?
Wir haben in diesem Jahr zwölf neue Azubis, das ist eine Investition in die Zukunft. Da hat sicher auch die Instagram-Mutmacheraktion geholfen. Die jungen Leute haben wieder einen zukunftssicheren Arbeitsplatz zu schätzen gelernt und arbeiten gerne mit Menschen zusammen – nah am Menschen. Darauf schauen wir – neben vernünftigen Schulnoten und guten Manieren. Und wir finden wieder geeignete Personen! Mit der Einstellung ines Syrers Anfang November besteht unser Team jetzt aus Menschen aus 27 Nationen. Gerade wegen der Internationalität und Vielfalt unserer Region ist es für uns wichtig, dass es für andere Nationalitäten Muttersprachler gibt. Deutsch ist bei uns Vertragssprache, aber es kommt gut an, wenn ein Mitarbeiter von uns dem Kunden in dessen Muttersprache weiterhelfen kann.

die Düsseldorfs Toleranz und Weltoffenheit illustriert.
Wie könnte die Bilanz für 2020 aussehen? Wieder eine Bestmarke wie in den vorherigen Jahren?
Wir hatten immer sehr ordentliche Ergebnisse, die regelmäßig besser waren als im Jahr davor. Auch für 2020 hoffen wir auf ein gutes Ergebnis, da wir ja mit der kompletten Mannschaft durchgehend geöffnet hatten, ohne Einschränkungen und Verkürzungen. Das war wichtig, denn wir sind da gewesen für Kunden – aber auch für Neukunden, die in ihrem Institut vielleicht keine Heimat gefunden haben. So können wir im Kundengeschäft von positiven Ergebnissen sprechen, in der Neukreditvergabe sind wir besser als im Vorjahr. Wir müssen allerdings auch die
Gesamtsituation sehen: Was passiert mit den Wertpapiermärkten, was bewirken das Ergebnis der US-Wahl oder der Brexit? Da stehen wir, wie jede andere Bank auch, unter äußeren Einflüssen, die wir heute nicht abschließend einschätzen können. Aber insgesamt sind wir in Anbetracht der Pandemie sehr zufriedenstellend unterwegs.
Kann man in diesen Zeiten eigentlich Pläne fürs nächste Jahr machen?
Natürlich denken wir in Szenarien. Wir müssen analysieren, ob wir ein Krisenszenario benötigen oder ob es ein Licht am Ende des Tunnels gibt. Dann müssen wir uns fragen, wie wir es schaffen können, unsere Marktanteile zu sichern und weiter in Wachstum umzuwandeln. Das wird jedes Unternehmen für sich machen. Um Zukunft zu sichern, muss man realistisch planen. Zudem hoffen wir, unsere Filiale an der Bolkerstraße in der Altstadt endlich eröffnen zu können. Alles ist hergerichtet, aber leider sind derzeit coronabedingt nur die Geldautomaten frequentiert.
Wagen Sie eine Zukunftsprognose für Deutschland und Europa allgemein?
Wenn der Reproduktionswert sich – möglichst in ganz Europa, aber auch weltweit – deutlich unter 1,0 stabilisiert, mit sinkender Tendenz, haben unsere Politiker zum richtigen Zeitpunkt mit dem Lockdown-light alles richtig gemacht. Denn je weniger Kontaktmöglichkeiten, desto weniger Chancen für das Virus. Sollten sich die Werte jedoch – gerade nach der begegnungsreichen Festsaison Weihnachten und Silvester – wieder verschlechtern, werden Konsum und Wirtschaft deutlich leiden. Der lokale Einzelhandel wird weiter gegenüber dem aggressiven, internationalisierten Onlinehandel verlieren, der ja meist nicht in Deutschland oder Europa Steuern zahlt. Dieses zum Schutz unserer Innenstädte zu verändern, ist eine Hauptaufgabe der Politik. Positiv an Corona ist, dass wir gesellschaftlich mal wieder auf die Bremse treten (können) und auf andere Menschen wie Alte und Kranke besonders achtgeben. Ich finde das extrem wichtig. Wir sind gerne „oldschool“ und wir wollen das wertschätzende und manchmal langsame Althergebrachte in der überdrehten Moderne nicht verloren sehen. Das Smartphone bietet nun mal keine Schulter zum Anlehnen. Sich mal wieder zu besinnen, was zum zwischenmenschlichen Umgang gehört und ihn erst ausmacht, könnte eine der guten Lehren dieser Krise sein. Und dann schaffen wir das gemeinsam!