Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
So wie es aktuell aussieht, werden Prinz Dirk II. und Venetia Uåsa das einzige Düsseldorfer Prinzenpaar sein, das zwei Sessionen lang regiert.
Alles war so sorgfältig geplant. Es gab närrische Termine zuhauf im November, von Hoppeditz-Erwachen bis zum glanzvollen Highlight jeder Session – der Prinzenkürung. Doch dann wurde es über Nacht wieder ganz still. Mit Restaurants, Theatern, Museen und Freizeiteinrichtungen kam auch der Karneval zum Erliegen. Prinz Dirk II. und seine Venetia Uåsa hatten bis zuletzt auf die vorhandenen Hygienekonzepte und Vorsichtmaßnahmen vertraut und gehofft, sich doch noch dem jecken Volk präsentieren zu können, wenn auch unter Einschränkungen. Vergeblich. „Ja, es hat uns kalt erwischt“, sagt Dirk Mecklenbrauck. „Natürlich ist man da traurig und voller Zweifel, wie es jetzt weitergeht. War die monatelange Vorarbeit ganz umsonst?“ Auch sie sei bei der Nachricht in ein Loch gefallen, bestätigt Uåsa Maisch: „Ich hatte gerade bei Talbot Runhof meine Kleider ausgesucht und anprobiert, als die Absage kam.“ Doch schon einen Tag später flackerte für das Prinzenpaar wieder ein Licht auf, weit mehr als nur ein Trostpflaster.
Die Regentschaft wurde um eine Session verlängert. „Großartig! Da konnten wir auf der Achterbahn der Gefühle ein wenig aufatmen“, sagt der selbständige Rechtsanwalt Dr. Dirk Mecklenbrauck. Auch Uåsa Maisch ist Juristin. Aus dem NRW-Innenministerium, wo sie bisher im Ministerbüro für politische Grundsatz-Angelegenheiten verantwortlich war, wechselt sie im Januar 2021 zum Projektentwickler Bahners & Schmitz. Studium und Beruf sind nicht das einzige Bindeglied zwischen dem Prinzenpaar. „Wir kennen uns schon sehr lange“, berichtet Dirk II., „Uåsas Mann und ich sind Anwaltskollegen und arbeiten seit 2004 in einer gemeinsamen Kanzlei. Ungefähr zu dieser Zeit sind wir zwei Paare auch zusammengezogen.“ Sie teilen sich ein Haus in Niederkassel: Dirk und Ursula Mecklenbrauck, Niels und Uåsa Maisch mit den Töchtern Oona (16) und Helena (14). Bei der traditionsreichen Tonnengarde pflegten sie ihre Liebe zum Karneval. Uåsa war schon einmal Tollität, Dirk in der Adjudantur. So lag es nahe, dass der künftige Prinz nach seiner perfekten Venetia nicht lange suchen musste, als ihm CC-Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllmann die begehrte Würde antrug. Mit den Worten: „Dirk, wir müssen uns unterhalten, hast Du am Nachmittag Zeit?“ Da ahnte der Auserkorene bereits, was ihm blühte und versicherte sich zunächst der Unterstützung seiner Frau. Die hatte er: „Sie wusste, dass ich damit schon länger liebäugelte und freute sich für mich.“
Aufgewachsen ist Dirk Mecklenbrauck in Hamm, wo der Karneval bekanntermaßen einen weniger hohen Stellenwert hat. „Obwohl es dort sogar einen Rosenmontagszug gibt“, erzählt er. „Mitgefeiert habe ich aber nur als Kind, immer verkleidet als Cowboy oder Indianer. Später ging der Karneval total an mir vorbei.“ So richtig närrisch infiziert wurde er erst, als er 1998 nach Düsseldorf zog, die tollen Tage in den Kneipen erlebte und dachte: „Was für eine coole Stadt.“ Von einem Dasein als Prinz habe er damals noch nicht geträumt, wohl aber sei dieser Wunsch in den letzten Jahren in ihm gewachsen. Formell beworben hat er sich nicht, aber durchaus damit kokettiert: „Wenn ihr mal einen braucht…“ Uåsa Maisch wusste das und meldete sich beizeiten: „Dann aber nicht ohne mich!“ In ihrer Familie in Opladen hat der Karneval über Generationen Spuren gelegt. 1958 war ihr Großvater Prinz, 50 Jahre später ihr Bruder. „Wir sind alle sehr jeck“, bestätigt sie. Dabei verliert sie nicht ihr Herzensanliegen aus dem Auge: „Man darf bei aller Ausgelassenheit nicht vergessen, dass der Karneval einen großen karitativen Effekt hat. Wir sammeln Spenden, versuchen Menschen zu helfen und Nähe zu ihnen herzustellen. Gerade in Corona-Zeiten ist das umso bedeutsamer. Denn damit geben wir ihnen auch ein Stück Halt.“ Dieser Aspekt sei ein wichtiger Grund für sie beide gewesen, das Amt trotz aller Widrigkeiten während der Pandemie anzunehmen und das Brauchtum auf diese Weise hochzuhalten.
In der laufenden Session ist das Geld für „Düsseldorf setzt ein Zeichen“ bestimmt, das eigene Projekt der Bürgerstiftung. Auch der Prinz ist überzeugt, er könne als närrischer Regent mit seiner Venetia etwas bewirken. „Daran glaube ich ganz fest“, sagt er. „Wir sorgen bei vielen Menschen über eine bestimmte Zeit für Ablenkung vom Alltag, der ja häufig sehr grau ist. Der Karneval vermittelt gute Stimmung und Zuversicht. Dass wir an vorderster Front ein Teil davon sein dürfen, finde ich klasse.“ Auch er weist auf die Spendensammlung hin. „Damit unterscheidet
sich der Karneval von anderen Freizeitaktivitäten und von vielen Vereinen, in denen ich Mitglied bin. Ob beim Sport, beim Kegeln oder in der Studentenverbindung, die ja einen zweiten Lebensbund bedeutet.“ Sportlich ist auch die Venetia. Uåsa Maisch spielt Tennis, macht Yoga, geht Laufen. Nur das Reiten hat sie aufgegeben. Keine Zeit dafür, denn auch in der CDU engagiert sie sich und rechnet damit, dass wie im vergangenen auch im kommenden Wahljahr vielfältige Aufgaben auf sie zukommen. Noch weiß niemand, was im Januar und Februar aus dem Karneval wird und ob in kleinem Rahmen Veranstaltungen und Auftritte mit dem Prinzenpaar möglich sind.
„Vielleicht haben wir noch die Chance auf eine Sechs-Wochen-Session, und Anfang des Jahres kann tatsächlich die Prinzenkürung stattfinden“, hoffen sie. Gewappnet dafür sind sie beide, Reden vor Publikum schüchtern sie nicht ein. Besonders Dirk Mecklenbrauck ist so gestrickt, dass er keinem Mikrofon aus dem Weg geht. „Rampensau klingt wenig schön, trifft es aber“, wie er zugesteht. „Ich habe kein Problem damit“, sagt er und lacht. „Ob es eins ist, müssen die anderen beurteilen.“ Scheu ist auch Uåsa Maisch fremd. „Es könnte höchstens sein, dass es bei mir sehr emotional wird“, ergänzt sie. Und wie ist es mit dem Singen? Schon manches Prinzenpaar hat hier Meisterhaftes geliefert, aber noch lange nicht jedem ist das gelungen. „Mit etwas Hilfe würden wir das schon hinkriegen“, antwortet Dirk Mecklenbrauck. „Wir würden wirklich gerne singen, alle beide, hatten auch schon ein Lied parat. Wegen Corona musste das leider gestoppt werden. Aber wie vieles ist auch das nur aufgeschoben. In der nächsten Session werden wir damit hoffentlich die lustige Stimmung im Saal beflügeln.“