Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Hans-Jürgen Tüllmann ist mit seiner Familie seit bald drei Jahrzehnten fest in Niederkassel verwurzelt. Der umtriebige Geschäftsführer des Comitees Düsseldorfer Carneval liebt die Kommunikation und die Geselligkeit. Ebenso stark ist manchmal sein Wunsch nach Rückzug. Den findet er in seinem Haus und in seiner nahen Umgebung. Vor allem ist es der dörfliche Charakter, den er an Niederkassel schätzt. Bei einem Rundgang mit dem Top Magazin zeigt Hans-Jürgen Tüllmann seine Lieblingsplätze. Und trifft Menschen, die ihm etwas bedeuten.
Fast 30 Jahre lang lebe ich nun schon in Niederkassel. Und im Lotharviertel. Unser jetziges Haus ist nur 150 Meter von dem vorherigen entfernt. Früher wohnten wir in der Düsseldorfer
Innenstadt, in Bilk. Das war damals noch kein so hippes Viertel wie heute. Für unsere Kinder wünschte ich mir einen etwas entspannteren Ort, meine Tochter Victoria kam damals in die
Grundschule. Ich bin längere Zeit emsig durch die Gegend gefahren, immer auf der Suche nach dem idealen Quartier für uns. Meine Frau Sabine wollte eigentlich gar nicht so richtig weg aus
Bilk. Erst als ich das Haus in Niederkassel gefunden hatte, das sich noch im Rohbau befand, konnte sie sich mit dem Gedanken an einen Umzug anfreunden. Es wurde für unsere Familie
ein wunderbarer Neuanfang jenseits des Rheins. Niederkassel war in dieser Zeit noch viel dörflicher. Wo heute überall schicke, teure Neubauten stehen, gab es nur Wiesen und Pferdekoppeln. Das muss man sich einmal vorstellen: Unsere Victoria ritt hoch zu Ross nach Hause, trank schnell eine Tasse Kakao und zog mit ihrem Pferd wieder ab. Unsere Kinder spielten mit ihren Freunden auf der Straße und mussten nicht beaufsichtigt werden. Das war ein Leben wie auf einer Insel der Glückseligkeit, so haben wir es empfunden. Hockeyclub, Tennisclub, Schulen, alles nah, alles familienfreundlich. Inzwischen sind wegen der zahlreichen neu entstandenen Häuser viele Straßen im Viertel mit Autos vollgestellt.
Wer keine Garage hat, ist übel dran. Aber ich weiß, das ist Klagen auf hohem Niveau. Niederkassel hat sich trotz allem seinen urigen Charme bewahrt. Das ist mir jeden Tag bewusst, wenn ich mit unserem Hund Kuno meine Runden drehe. Wir wohnen im Lotharviertel immer noch unwahrscheinlich ruhig und wie in einer Oase. Man kennt sich, grüßt sich, hält gerne ein Schwätzchen. Man setzt sich aufs Rad, fährt zu Meuser oder zu einer anderen Kneipe. Überall trifft man Bekannte. Und wenn nicht, lernt man Leute kennen. Die Lage ist einfach perfekt. Selbst zu Fuß sind wir in wenigen Minuten am Rhein und auch rasch im angrenzenden Oberkassel, wo es nun wirklich alle Geschäfte gibt, die man für den täglichen Bedarf – und auch darüber hinaus – schätzt und braucht. Auch in die Innenstadt gelangt man in kürzester Zeit. Meine Aktivitäten führen mich viel mit Menschen zusammen. Genauso gerne bleibe ich zu Hause und genieße den Garten. An dessen Schönheit habe ich allerdings nur einen geringen Anteil. Das macht alles meine Frau, die ich deshalb „unseren Maulwurf“ nenne. Ein richtiger Schock war Sturm Ela, der einige große Bäume in unserem Garten entwurzelte. Plötzlich sahen wir die Nachbarhäuser und hörten die Flugzeuge, deren Geräusche davor nur gedämpft wahrzunehmen waren. So langsam wächst alles wieder zu, ich sehe es mit Freude. Umso überzeugter kann ich sagen: Aus Niederkassel will ich nie wieder weg.