Begeistert für Düsseldorf
Warum brauchte es 1989 einen Zusammenschluss wie die…
Monika Hauck war als Model auf den Laufstegen der Welt unterwegs. Heute macht sich die promovierte Dozentin und Unternehmerin stark für eine nachhaltige, transparente Modewelt.
„Die Mode hat ein Problem – und das sollte uns alle kümmern“, meint Monika Hauck. Schließlich sind es nicht nur Textilunternehmen, die jährlich, Schätzungen zufolge, rund 150 Milliarden neue Kleidungstücke verkaufen, sondern zugleich auch die Konsumenten, die diese kaufen. Doch das ist nicht alles: Statt die neu gekauften Teile gut zu pflegen und nach dem Kauf möglichst viel und lange zu tragen, ist Kleidung auch 2020 für viele immer noch ein Wegwerfprodukt. „Der Markt ist voll mit tonnenweise Ware, und die saisonalen Grenzen verschieben sich zwangsläufig“, sagt Monika Hauck, die allerdings nicht erst seit der Corona-Krise bei vielen Menschen ein Umdenken feststellt. Mit der Folge: „Secondhand ist eines der am schnellsten wachsenden Segmente der Bekleidungsindustrie, in das viel Venturecapital fließt.“ Vintage- oder wie sie neuerdings heißen Resale-Shops, online und im stationären Handel, erleben gerade einen regelrechten Boom, während reguläre Einzelhändler, Modelabels und Shops zu kämpfen haben. „Die Modeindustrie erlebt eine nie gekannte Erschütterung“, sagt Hauck. Und entsprechende Zahlen sprechen Bände: Der Modemarkt schrumpft derzeit laut Branchen-Magazin „Textilwirtschaft“ um ein Drittel, dagegen wächst der Secondhand- oder Resale-Markt. Ursprünglich stammt der Begriff Resale aus der Luxusbranche, heute geht es dabei generell um Kleidung, die gebraucht wiederverkauft wird. Und während Vintage sich früher Allein in den vergangenen 15 Jahren hat sich global die Produktion von Kleidung verdoppelt. Für Dr. Monika Hauck ist die Rechnung also simpel: „Menschen müssen weniger kaufen, aber dafür bessere Qualität.“ auf Retro-Stücke aus Jahrzehnten, die mindestens zehn Jahre vergangen sind, bezog, wird die Gebrauchsspanne von Kleidung im Zeitalter von Fast Fashion immer kürzer. Wurden Kleidungsstücke früher jahrelang getragen, werden sie heute schon nach einigen Jahren oder sogar Monaten abgegeben. „Das hat zur Folge“, so Monika Hauck, „dass der Bedarf nach Resale-Kleidung deutlich gestiegen ist – sowohl danach, alte Kleidung loszuwerden als auch neue Kleidung gebraucht zu kaufen.“ Beides am besten online, bequem von zu Hause aus. Nach einer Prognose der amerikanischen Wiederverkaufsplattform thredUP wird sich der Secondhand-Sektor in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. Bis 2028 wird demnach der Wiederverkaufsmarkt 1,5-mal größer sein als der Fast Fashion-Markt, und es wird prognostiziert, dass gebrauchte Mode durchschnittlich 13 Prozent der Kleiderschränke der Menschen ausmachen wird. Dabei sind vor allem die Angehörigen der Generationen Millennial und Gen Z die Treiber dieses Wachstums: Denn die 18- bis 37-Jährigen kaufen demnach gebrauchte Kleidung, Schuhe oder Accessoires 2,5-mal häufiger als andere Altersgruppen. Mit ihrer Plattform change-room.org will die Düsseldorferin verschiedene Pilotprojekte starten – wie beispielsweise ein Netzwerk, das Änderungsschneidereien und Schuhmacher mit potenziellen Kunden verbindet. „Es macht doch viel mehr Sinn, Lieblingskleider oder -schuhe zu ändern oder zu reparieren, als sie wegzuwerfen. Wir wollen Reparaturen einfach machen und übernehmen die Logistik. Das heißt, ein Kurier holt die entsprechenden Teile ab und bringt sie geändert oder repariert dem Kunden zurück“, betont die 36-Jährige. Ihr Plädoyer lautet: „Wir müssen die Kontrolle über unseren Kleiderschrank zurückgewinnen.“ Dazu gehört es ihrer Ansicht nach auch, verstärkt in lokalen Geschäften zu kaufen, die Modemacher von nebenan zu unterstützen, sich nicht von Rabatten locken oder von sogenannten Saisons treiben zu lassen. „Wir haben doch gesehen, was Saison in der Corona-Zeit bedeutet“, sagt sie. „Im Homeoffice gibt es keine New Season.“ Monika Hauck ist davon überzeugt, dass die vergangenen Monate das nachhaltige Denken in der Mode beschleunigt haben. „Es wird immer wichtiger, wie man Dinge herstellen kann, die sich reparieren lassen, jahrelang getragen und umweltfreundlich entsorgt werden können.“ Aus dem Grund unterstützt sie zum Beispiel auch das Düsseldorfer Start-up Retraced, das den Sonderpreis Digitalisierung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2020 gewonnen hat. Das Unternehmen sammelt per Blockchain Daten in der Wertschöpfungskette von Modemarken und trägt so zur Transparenz in der Lieferkette bei: Endkunden können zurückverfolgen, inwieweit ihr Konsumverhalten die Umwelt und das Leben der Menschen, die mit dem Produkt verbunden sind, beeinflusst. Bei aller Kritik an der Mode-Industrie „mag ich Mode und genieße es, mich schön anzuziehen“, verrät Dr. Monika Hauck, „aber ich kaufe weniger, dafür bewusster, achte auf Qualität und Verarbeitungsweisen, sortiere kaum etwas aus.“ Bei den Haucks ist der Funke bereits auf die nächste Generation übergesprungen: Die Tochter trägt die Kleider der Mutter.