Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Die Uraufführung seines Musicals „Bethlehem“ wurde durch Corona ausgebremst. Jetzt nutzt Dieter Falk die Kraft der Musik auf andere Weise.
„Sie begleiten mich ständig“, bestätigt er. „Oft schreibe ich schnell etwas auf und übertrage es später auf den Rechner. Er hat 180 Tonspuren, das verkleinert das Equipment. Manche Kollegen komponieren direkt an Rechner und Keyboard. Ich nicht, da bin ich oldschool.“ Wegen Corona wurden zwischen März und Juni 20 Falk-Konzerte abgesagt, auch zwei bereits vergebene Musical-Aufträge kamen nicht mehr zustande. „Da habe ich dann angefangen, wieder für andere Künstler zu schreiben, manchmal zusammen mit Paul.“ Paul ist der Sohn, der nach einer kurzen Episode als Schauspieler in die Fußstapfen des Vaters trat. „Er komponiert sehr viel“, berichtet Dieter Falk. „Aber er wollte weg aus Papas Dunstkreis. Er legte immer Wert darauf, seine Kontakte selbst zu schmieden und hat sein eigenes Studio in Bilk, richtig schön rock‘n‘rollig.“ Umso mehr genießt er es, wenn sie dann doch wieder im Urdenbacher Elternhaus vereint sind und sich am Keyboard die Bälle zuwerfen. So war es auch, als am Karfreitag per Fax ein Text von Heinz Rudolf Kunze hereingeflattert kam, der beide berührte: „Zusammen“. Sie setzten sich hin, „und Osterdienstag war die Melodie fertig.“ Ein gefühlvoller Ohrwurm, der sich wunderbar eignete für das Großprojekt „SingenZuhause“. Vergangenheit ist dagegen „Falk & Sons“. Sohn Max stieg im Laufe seines Medizinstudiums aus dem Familien-Trio aus, inzwischen arbeitet er an einem Krankenhaus. „Aber bei Konzerten ist er noch gerne dabei“, ergänzt Dieter Falk. Seit drei Jahren hat er je einen halben Lehrauftrag als Professor an der Robert Schumann Musikhochschule in Düsseldorf (für Musikproduktion) und an der Musikhochschule in Regensburg (für Pop und Jazz, Chorleitung und Klavier). Ausgerechnet in seiner Heimatstadt gab es vor drei Jahren ein unwürdiges Hickhack um die Einrichtung der Stelle. „Thomas Geisel hat mir damals sehr geholfen, ohne es zu DÜSSELDORFmüssen“, sagt Dieter Falk und erwähnt noch, der amtierende Oberbürgermeister sei Schirmherr bei „Bethlehem“ und singe auch mit.
An guten Nachwuchstalenten mangele es nicht, das wisse er aus der Arbeit mit seinen Studenten. „Vielleicht ein Effekt der Castingsshows“, vermutet er. „Da werden Wünsche geweckt und angestachelt. Die Konditionen für Musiker haben sich verbessert, seitdem es nicht mehr die strikte Trennung zwischen E- und U-Musik gibt. Warum sollte ein Opernsänger nicht Lust haben, bei einem Cross-over-Projekt mitzuwirken? Mal ehrlich, die meisten Theater finanzieren sich doch sowieso durch Musicals.“ Privat legt Dieter Falk bevorzugt Klassik auf, vor allem Bach. Unterwegs hört er Radio, sehr gern die Wortbeiträge auf WDR5. Die munteren Popsender öden ihn eher an. „Zu austauschbar. Bei Kultursendungen im Deutschlandfunk bleibe ich bei nächtlichen Fahrten besser wach.“ Wann wurde ihm klar, dass die Musik sein Leben bestimmen würde? „Meine Mutter war Klavierlehrerin“, beginnt er. „Bei ihr hatte ich keinen Unterricht, sondern bei einer strengen Tante, die mich ganz schön malträtiert hat. Es hat aber auch etwas gebracht, sodass ich mit 14 wusste, das ist mein Ding.“ Erst recht, als zwei Schlüsselerlebnisse dazukamen: „Ein Konzert von Andraé Crouch in Herne-Holsterhausen. Der war mein Hero und Soul das Größte für mich, bis heute übrigens.“ Und dann, mit 21, erhielt er den überraschenden Anruf von Edwin Hawkins, der mit seinen Singers durch den Welthit „Oh happy day“ berühmt geworden war. Er fragte den jungen Dieter Falk, ob er als Pianist bei ihm einsteigen wolle. Der war selig. „Die Musik der Schwarzen hat mich immer am meisten begeistert.“