Begeistert für Düsseldorf
Warum brauchte es 1989 einen Zusammenschluss wie die…
Hoffnung, Enttäuschung, Frust und Zuversicht halten sich in diesem Frühling in schnellem Wechsel die Waage. Fortuna Düsseldorf macht es seinen treuen Fans ausgerechnet im Jubiläumsjahr zum 125. Geburtstag nicht gerade leicht. Doch der Traum vom Klassenerhalt ist ungebrochen. Wohl jeder in dieser Stadt drückt dem Verein die Daumen. Darunter viele Prominente, die sich an prägende Erlebnisse mit der Fortuna erinnern.
Susanne Anna, Direktorin des Stadtmuseums: „Fortuna-Fan bin ich schon seit Kindertagen. Weil ich beruflich viel unterwegs bin, kann ich heute nicht mehr so oft ins Stadion gehen, fiebere aber mit Olli Bendt auf Antenne Düsseldorf bei vielen Spielen mit. Umso glücklicher war ich, 2014 die erfolgreiche Sonderausstellung zu den 100 Ligajahren des Vereins veranstalten zu dürfen. Den roten Faden bildete dabei die Geschichte des Clubs, an deren Chronologie sich die Abfolge der Exponate orientierte. Jedes wichtige Ereignis wurde mit einem der über 100 exemplarischen Schlüsselobjekte belegt: mit Fahnen, Wimpeln, Pokalen, Fotos. Die Fans hatten die Möglichkeit, eigene Erinnerungsstücke beizusteuern. Die Fortuna-Ausstellung war ein doppeltes Highlight für mich – als Museumsdirektorin und als langjähriger Fan.“
Heino, Sänger: „Ich erinnere mich gern daran zurück, wie ich mich so als Acht- oder Neunjähriger mit meinem Opa auf den Weg zur Ronsdorfer Straße machte. Unser Ziel war das Stadion am Flinger Broich. Ich habe dort unvergessliche Fußballspiele mit Paul Janes und Tau Kobierski gesehen. Das waren damals unsere Idole. Später durfte ich Erich Juskowiak sogar persönlich kennenlernen.
Er sah uns hin und wieder zu, wenn wir auf der Straße Fußball spielten und hat dabei tatsächlich einige Talente entdeckt. Nach Düsseldorf komme ich bis heute gern. Wenn auch kaum mehr als Zuschauer, sondern zu Auftritten wie im Oktober bei „Heino goes Klassik“ in der Tonhalle. Trotzdem verfolge ich genau, wie es der Fortuna geht und wünsche ihr viel Glück beim Klassenerhalt.“
Sabine Tüllmann, Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung: „Im April 2018 ging es für die Fortuna nach holprigen Wochen um den Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga, den sechsten in der Vereinsgeschichte. Die Entscheidung sollte bei Dynamo Dresden fallen. Von Düsseldorf wurde eine Sondermaschine eingesetzt, und ich gehörte zu den Glückspilzen, die einen der begehrten Plätze ergatterten. Obwohl ich selbst ein großer Fan bin, trat ich das Ticket an meinen Mann Hans-Jürgen ab. Der ahnte nichts, als er an dem Tag von Freunden abgeholt wurde, denn angeblich sollte es zum Golfen gehen. Erst auf dem Flughafen gingen ihm die Augen auf. Die Fortuna hat dann 2:1 gewonnen, das Zittern hatte ein Ende. Seligkeit pur – für das Team von Friedhelm Funkel und für alle Fans.“
Thomas Geisel, Oberbürgermeister: „Unvergessen bleibt mir das letzte Spiel in der Aufstiegssaison 2017/18 in Nürnberg. Es ging um die Meisterschaft in der Zweiten Liga. Der Club gelangte schon früh mit 2:0 in Führung. Was dann folgte, war eine tolle Aufholjagd, die mit dem Tor von Kaan Ayhan zum 3:2 der Nachspielzeit gekrönt wurde. Mein Nürnberger Amtskollege neben mir war darüber natürlich nicht sonderlich beglückt.
Ich dafür umso mehr, auch wenn ich so langsam begann, mir mit Blick auf die Aufstiegsfeier ein wenig Sorgen zu machen. Der Wetterbericht verbesserte sich von Tag zu Tag, wir mussten mit einem riesigen Fan-Ansturm rechnen. Es war auch zu befürchten, dass die Nachricht vom Auftritt der Toten Hosen vorher durchsickern würde. Aber dann lief alles glatt, wir erlebten ein grandioses Fest.“
Nicola Stratmann, Geschäftsführende Gesellschafterin Hotel Tulip Inn: „Schon 13 Jahre stehen wir als Mannschaftshotel mit der Fortuna Seite an Seite. Von der Regionalliga Nord über die dritte, zweite, erste, zweite und wieder erste Bundesliga war alles dabei. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Aufstiegskrimi im Jahr 2009 in die zweite Bundesliga. Wir waren ausgebucht für einen Kirchentag und mussten bis zum höchsten Stellvertreter auf Erden, um für die Stammzimmer der Spieler und Trainer zu bitten – nichts ist wichtiger im Fußball als die Rituale vor den Spielen. Natürlich wünschen wir dem Verein im Jubiläumsjahr den Klassenerhalt. Happy birthday, liebe Fortuna, wir werden immer eure Fans bleiben. Ihr wisst: Nur wir haben das Geheimrezept für den ‚Siegermilchreis‘, der euch damals den Aufstieg gesichert hat.“
Boris Neisser, Geschäftsführer Destination Düsseldorf: „Schon 1976, mit elf Jahren, war ich Fan der Fortuna. Entsprechend lang reicht meine Erinnerung an tolle Erlebnisse zurück. Das schönste ereignete sich am 16. Mai 1979. An diesem Mittwoch sperrte der Hausmeister die Eingänge zum Schulhof des Comenius-Gymnasiums noch früher auf als sonst. In der Morgendämmerung kamen etwa 50 Jungs an, alle in Rot-Weiß gekleidet. Sie steuerten auf einen Reisebus zu: Sportlehrer Jakobitz hatte eine Auswärtsfahrt nach Basel organisiert. Der Fortuna-Elf um Gerd Zewe war es nach turbulenten Partien gelungen, im Cup der Pokalsieger (den Wettbewerb gibt es heute nicht mehr) ins Endspiel gegen den FC Barcelona einzuziehen. Meine Mitfahrt hatte ich mit dem ersten Sponsoren-Projekt meines Lebens gesichert. Bei einer Familienfeier stellte ich eine Spardose auf, daneben einen Zettel: ‚Fortuna-Fan möchte nach Basel, bitte um Mithilfe.‘ Onkel Werner öffnete als Letzter seine Geldbörse und wollte wissen, wie viel mir noch fehle. Es waren 15 Mark. Der Onkel gab mir einen 20er und meinte: ‚Jetzt kannst du dir in Basel noch eine Cola leisten.‘
Bei der Fahrt Richtung Süden überholten unseren in Rot und Weiß dekorierten Bus immer wieder Autos, aus deren Fenster Fortuna-Schals wehten. Eine ungeheure Energie machte sich unter uns breit. Was wir im Stadion mit den freundlichen Fans aus Barcelona erlebten, ist heute unfassbar. Uns wurden Sardinen vom Holzkohlegrill angeboten, ihre Barca-Schals wollten sie mit unseren tauschen. Der Spielverlauf war an Dramatik kaum zu überbieten. Am Ende verlor die Fortuna mit 3:4, eroberte aber viele Herzen in Deutschland. Beim Schlusspfiff brachen alle Dämme. Ich saß auf dem staubigen Boden und weinte enttäuscht in meinen Schal. Mir war klar, die Chance, Europapokalsieger zu werden, würde so schnell nicht wiederkommen. Wie recht ich doch hatte. Es war ein denkwürdiger Abend – und mein persönliches Highlight mit der Fortuna.“