E-Bikes elektrisieren. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht: Immer mehr Hersteller drängen in den kräftig wachsenden Markt, die Technik wird immer ausgefeilter. Darauf sollte man beim Kauf eines E-Bikes achten.
Komfortables Rennrad-Feeling verspricht das Modell „Roadster“ von Riese & Müller. Gibt’s mit Front- und Heckgepäckträger.
Das Fahrrad trifft den Zeitgeist. Im Zeitalter von Klimadiskussion, aber auch von zunehmenden Verkehrsproblemen erleben Zweiräder ganz allgemein aktuell eine Renaissance – helfen sie
doch auch beim Thema „mehr Bewegung im Alltag“. Die Zahlen aus Düsseldorf sprechen für sich. Allein an der Zählstelle am Mannesmannufer am Rhein wurden im Jahr 2019 mehr als
eine Million Radfahrer gezählt. Verkaufsschlager und Motor der deutschen Fahrradindustrie sind aktuell die E-Bikes, auch Pedelecs genannt. Die stückzahlmäßigen Zuwächse sind jedes Jahr aufs Neue zweistellig. Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 980.000 E-Bikes verkauft, so der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV). Das ist ein Plus von 36 Prozent. Die wachsende Produktvielfalt ist einer der Gründe. So kommt man mit elektrischen Trekkingrädern sowohl auf der Straße als auch auf Feldwegen gut zurecht. Wer lieber sportlich mit dem Rad unterwegs ist, greift höchstwahrscheinlich zum E-Rennrad oder einem E-Mountainbike. Eine umweltschonende und platzsparende Alternative zum Pkw und motorisierten Lieferverkehr in Städten sind E-Lastenräder. Pendler, die auch öffentliche Verkehrsmittel benutzen, freuen sich über ein faltbares E-Rad im Kleinformat. Das nimmt in der Bahn nicht viel Platz ein.
„Unter 1.800 Euro sind in der Regel keine rundum empfehlenswerten Modelle zu finden.“
Beim Kauf sollte man stets auf Qualität setzen – selbst diejenigen, die ihr E-Bike nur ab und zu nutzen möchten. „Unter 1.800 Euro sind in der Regel keine rundum empfehlenswerten Modelle zu finden“, so das Urteil des Allgemeinen Deutschen Fahrrad- Clubs (ADFC). Wer bei der Anschaffung sparen möchte, legt sich ein Modell aus dem Vorjahr zu. Das ist vielfach preiswerter. Von Discounterrädern rät auch Anja Bergen, Managerin des Concept Stores „Awsum“ rund um urbanes Leben und Mobilität, ab. „Bei Discountern sind in der Regel chinesische Massenprodukte zu finden. Insofern findet man hochwertige E-Bikes ausschließlich im guten Fachhandel.“ Nur dort könne außerdem eine seriöse Beratung stattfinden. „Wir fragen die Kunden immer erst danach, welche Distanzen sie bewältigen müssen und ob Hügel zu überwinden sind. Dann ist noch wichtig zu wissen, welchen Fahrstil sie bevorzugen. So finden wir immer das passende E-Bike.“ Hat man sich für ein bestimmtes Modell entschieden, sollte man unbedingt noch vor dem Kauf eine Probefahrt machen. Nur so finden Interessierte heraus, ob das Rad passt und die gewünschten Fahreigen- schaften hat. Auch dafür sollte man sich Zeit nehmen, denn auf der kleinen Runde um den Block verrät ein Fahrrad seine Eigenschaften nur oberflächlich – und schon gar nicht, ob es auf Dauer bequem ist. Die Testrunde sollte über einige Kilometer gehen. Nur so bekommt man eine Vorstellung davon, wie gut das Fahrrad in Kurven liegt, wie sich die neuen Bremsen verhalten oderdie Schaltung funktioniert. Beim Bremsen rät der ADFC zur Vorsicht: Neue Bremssysteme können unerwartet stark verzögern, deshalb sollte man eine Vollbremsung mit ungewohnter Technik lieber abseits des Verkehrs probieren. Um besser vergleichen zu können, sollten Kaufinteressierte durchaus günstigere und teurere Fahrräder Probe fahren. Rund 99,5 Prozent aller verkauften E-Bikes sind übrigens E-Bikes 25, also Fahrzeuge mit einer Maximalgeschwindigkeit bis zu 25 km/h und einer Nenndauerleistung des Motors bis maximal 250 Watt.
Das 11S Urban mit Kettenschaltung von Desiknio ist das Lieblingsrad von Anja Bergen von „Awsum“.
Nur rund 0,5 Prozent sind E-Bikes 45, also schnelle E-Bikes, für die eine Versicherungs- und eine Helmpflicht gilt. Wer die Anschaffung eines S-Pedelec ins Auge fasst, das statt bis 25 bis zu 45 km/h unterstützt und rechtlich als versicherungspflichtiges Kleinkraftrad gilt, sollte wissen: Kinderanhänger sind bei dieser Art E-Bikes nicht erlaubt. In Sachen Akku sind derzeit Modelle mit 400 bis 500 Wattstunden (Wh) am weitesten verbreitet. Sie haben eine Reichweite von 60 bis 80 Kilometern, je nach Gewicht von Fahrer und Gepäck oder der Stärke des Gegen- oder Rückenwindes. Das Laden des Akkus ist einfacher, wenn dieser entnehmbar ist. Fest steht: Mehr Akku bringt weiter, und sei es nur, dass das Rad nicht jeden Abend an die Steckdose
muss. Designräder verstecken oft den Akku, worunter häufig die Kapazität leidet. Herzstück beim E-Bike ist der Antrieb. Hier hat der Käufer die Wahl zwischen Vorderrad-Antrieb, Mittelmotor und Hinterrad-Antrieb. „Auch das Gewicht spielt eine Rolle“, betont Anja Bergen. Ein wichtiger Faktor bei der Unterbringung: Gibt es eine Garage oder muss das Rad in den Keller? Beim Kauf eines E-Bikes spielen viele Aspekte eine Rolle. Er sollte also nicht unüberlegt stattfinden. „Hohe Sicherheit und Komfort sind ausschlaggebende Kriterien bei der Entscheidung für ein E-Bike“, so Markus Riese, Gründer und Geschäftsführer vom Premiumhersteller Riese & Müller. „Mit unseren Technologien tragen wir dazu bei, dass Fahrer sich nicht nur bei jedem Wetter sicher fühlen, sondern echte sicherheitsrelevante Features nutzen können. Mit der Erweiterung der Control Technology um Fernlicht und Bremslicht, das jeder aus dem Automobilbereich kennt, verbauen wir eine weitere sicherheitsrelevante Technologie. Damit haben Fahrer ein E-Bike mit noch mehr aktiver Verkehrssicherheit. In Kombination mit dem optionalen E-Bike ABS von Bosch gehören wir zu den derzeit sichersten E-Bikes auf dem Markt.“
Die Modelle S2 und X2 von VanMoof haben ein Schloss, das mit der App auf dem Smartphone des Besitzers verknüpft ist.