Düsseldorf ist als Stadt so attraktiv, dass die Zahl der Übernachtungen kontinuierlich steigt. Als Konsequenz daraus müssen auch die Kapazitäten angepasst werden.Aktuell entsteht eine Vielzahl neuer Hotels, die mit ausgefallenen Konzepten punkten.
An der Pariser Straße wächst ein aufsehenerregendes,futuristisch anmutendes, 19-stöckiges Hochhaus in den Himmel. Dort eröffnet Vela Hotels 2021 ein Boardinghouse mit 190 Studios und Appartements.
Das zweite „me and all“- Hotel in Düsseldorf wird in Oberkassel eröffnet.
Das „Niu Tab“ an der Moskauer Straße mit einem 13-stöckigen Turm und 438 Zimmern soll im Sommer 2021 fertig sein.
Ein Ende des Hotel-Booms in Düsseldorf ist längst nicht in Sicht. Im Gegenteil! Geplant ist ein massiver Kapazitätsausbau. Dabei wird das Angebot innovativer, designorientierter und auch origineller. Wer etwa sein Auto mit ins Zimmer nehmen will, übernachtet am besten in Flingern im neuen „b’mine“-Hotel, das auf digitale Konzepte für morgen setzt: So kann der Gast in den Car- Lifts mit dem Auto im Aufzug bis vor die Tür zu den 26 CarLoft-Zimmern fahren oder via Smartphone seinen Check-in und Check-out erledigen oder die Tür öffnen. Mitten im Herzen des
Bankenviertels, im von Paul Schneider-Elsleben entworfenen ehemaligen Commerzbank-Turm an der Kasernenstraße, erinnert „Ruby Luna“, das dritte Haus der Ruby-Gruppe in der Landeshauptstadt, mit seiner Interior-Gestaltung und den original Antiquitäten an die Geschichten des Wirtschaftswunders und die Aufbruchstimmung der späten 50er-Jahre (Eröffnung: Dezember 2020). Im „Le Quartier Central“, in dem es bereits ein „25hours“-Hotel gibt, entsteht bis Ende 2020 noch ein „H2Hotel“ über sieben Etagen.
Plüschig und bunt: Die Lobby des neuen „me and all“-Hotels in Düsseldorf-Oberkassel ist auch als Pop-Up-Eventspace geplant.
Die neue Herberge hat Geschäftsreisende und Familien im Blick, bietet ein funktionelles Raumkonzept, inklusive Vier-Bett-Zimmern für Familien und Gruppen. Bereits im Sommer dieses Jahres eröffnet linksrheinisch am Belsenplatz ein „me and all“-Hotel im modernen Design – „plüschig und bunt, wohnlich und gemütlich“. „Unser zweites „me and all“-Hotel in Düsseldorf hat in Oberkassel nicht nur die perfekte Location gefunden, sondern kommt auch mit einem neuen Boutique-Konzept an den Markt“, sagt Otto Lindner, Chef der gleichnamigen familiengeführten Hotelkette und der Zweitmarke „me and all“-Hotel“. Die Mitarbeiter heißen hier Explorer und willkommen sind Quereinsteiger und Branchenneulinge jeden Alters. „Mit dieser Mischung haben wir sehr gute Erfahrung gemacht“, erklärt Lindner. Neben dem „Local Heroes Konzept“, was übersetzt die enge Zusammenarbeit mit lokalen Produzenten wie dem besten Kaffee-Röster und dem besten Bäcker der Stadt, mit einheimischen Künstlern, Sängern, Fitness Coaches und Barber-Shops meint, sind für Lindner „die wöchentlichen Events, die wir konsequent für Hotelgäste und auch die Bewohner der Stadt anbieten, ein echtes Alleinstellungsmerkmal“. Die Liste der im Bau befindlichen oder geplanten Herbergen im Stadtgebiet lässt sich fortsetzen, sie umfasst allein 2020 rund zehn Häuser. Bis 2021 sollen es nahezu 7.800 neue Betten werden. Da wird die Frage laut: Braucht die Stadt so viele neue Hotels? „Ja“, sagt Oberbürgermeister Thomas Geisel. „Die Zahl der Übernachtungen in Düsseldorf ist stark gestiegen, und die Stadt hat auch noch weiteres großes Potenzial.“ In der Tat, die Zahlen belegen es: Die Landeshauptstadt hat im vergangenen Jahr trotz weniger Messen mit rund fünf Millionen Übernachtungen in Hotels und Pensionen erneut einen Rekord gebrochen und im Zehn-Jahres-Vergleich ein Plus von 55 Prozent erzielt. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf erklärt dazu: Das Thema „Hotelboom“ sei in Düsseldorf kein neues. Jedoch habe die Vergangenheit gezeigt, dass auch in Zeiten geringerer Auslastung der Neubau von Hotels zu keinem Verdrängungswettbewerb geführt hat. Vielmehr bedeuteten anstehende Neubauten auch immer einen Innovationsschub für die vorhandenen Häuser, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „Neue Hotels und besonders innovative Konzepte ziehen auch immer neue Zielgruppen in die Stadt“, betont Otto Lindner. Er sieht allerdings auch Gefahren: „Insbesondere die kleinen, familiengeführten Hotels werden großem Druck ausgesetzt sein, ebenso die eher schlechteren Randlagen in Düsseldorf.“ Die Stadtspitze dagegen ist davon überzeugt, dass die interessanten städtebaulichen Projekte die Stadt am Rhein noch mehr zu einem nachgefragten Ziel für Städtereisen machen. Ähnlich argumentiert die IHK: Demnach kommt die Kapazitätssteigerung nicht nur der Standortattraktivität Düsseldorfs und den Hotelbetrieben zugute, sondern auch den geschäftlichen oder privaten Gästen. Schließlich sei entscheidend, dass der Standort Düsseldorf für Investoren nach wie vor hochattraktiv ist. Das spricht für seine ungebrochene Standortqualität, auf die die Investoren auch künftig setzen. Neben geschäftlich veranlassten Reisen (hier sind vor allem die Messen die Treiber) hat laut IHK-Experten Düsseldorf auch beim Städtetourismus, sportlichen und kulturellen Events in den letzten Jahren deutlich zugelegt. Immobilien- Experte Marcel Abel (JLL) konstatiert: „Internationale Investoren sehen sogar noch mehr Potenzial für Düsseldorf.“ Während es für die Bürger hier schwer nachvollziehbar sei, dass noch immer neue Hotels geplant werden, setzten die Investoren etwa auf das wachsende Interesse an Düsseldorf als Tourismus-Destination. Düsseldorf gilt traditionell stark abhängig vom Messezyklus, was 2020 ein mehr an Besuchern erwarten lässt und eine steigende Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten: Denn die großen
internationalen Leitmessen wie Interpack und die Druckfachmesse stehen ins Haus. Wohl auch deshalb rechnen Düsseldorfer Hoteliers mehrheitlich mit stabilen Preisen. 2020 werde ein gutes Jahr, 2021 eher wieder schwach. Dennoch „sollten die gesamtkonjunkturellen Einflüsse stabil bleiben, dann ist ein massiver Einbruch nicht zu erwarten“, betont Otto Lindner.
Das „b’mine“-Hotel setzt auf digitale Konzepte für morgen. Der Gast kann in den CarLifts mit dem Auto im Aufzug in sein Zimmer fahren.
Die IHK geht davon aus, untermauert von aktuellen Statistiken, dass die Entwicklung sehr deutlich zeige, dass trotz höherer Bettenkapazität die Auslastung nicht gesunken, sondern gestiegen ist. Der Hotelboom führt vielmehr zu Wettbewerb, neuen Anreizen für Reisende und zu kontinuierlichem Update vorhandener Kapazitäten – ohne fortwährenden Anstieg der Preise. Davon profitieren Gäste (geschäftlich und privat), die Stadt insgesamt sowie Reise-, Kultur- und Sportveranstalter, Gastronomie, Einzelhandel, Taxigewerbe et cetera. Investoren, Immobilien-Entwickler, Planer und Betreiber neuer Betriebe sehen die wachsende Konkurrenz entspannt. „Düsseldorf ist eine pulsierende Metropole, und wir sind davon überzeugt, dass sie touristisch weiterwachsen wird“, sagte Hotel-Managerin Janine Freisberg kürzlich beim Richtfest des „Niu Tab“. Der 13-stöckige Turm mit 438 Zimmern an der Moskauer Straße soll im Sommer 2021 fertig sein. Es ist das bislang größte Projekt der seit 2018 agierenden Marke Niu-Hotel. Weitere sollen auch in Düsseldorf folgen – und zwar in Gerresheim sowie in Mörsenbroich im Neubauprojekt „Northgate“ das „Niu Hub“, ein Mix aus Hotel und Boardinghouse. Neben dem derzeit stark nachgefragten Stadtteil Oberbilk, wo gleich gegenüber vom „Niu Tab“ ein Hotel der Marke Holiday Inn Express (das größte auf dem europäischen Festland) entsteht, baut Novum in Heerdt an der Pariser Straße ein Doppelhaus. Nahe Rheinufer wächst ein aufsehenerregendes, futuristisch anmutendes, 19-stöckiges Hochhaus in den Himmel. Dort eröffnet Vela Hotels 2021 ein Boardinghouse mit 190 Studios und Appartements. Direkt am Hauptbahnhof an der Harkortstraße entstehen bis Ende 2021 gleich drei Neubauten der Marken Adina, Hampton by Hilton und Premier Inn. Damit nicht genug: Im Medienhafen baut Architekt Christoph Ingenhoven auf dem Wasser das Pier One. Auf Pfahlbauten vor der Landzunge Kesselstraße soll dann ebenfalls eine Hotelnutzung möglich sein (Baustart noch 2020). Von der Kesselstraße aus sind zwei Brücken geplant, die auf den vorgelagerten Pfahlbau führen. Eine für Autos ins Untergeschoss, eine andere zum Erdgeschoss für Fußgänger und Radler. Der Hotelmarkt ist in Bewegung. Während neue Häuser entstehen, werden etablierte umgestaltet. „Wir machen auch unsere bestehenden Hotels fit für die Zukunft“, erklärt beispielsweise Otto Lindner. „Nach dem Riesenerfolg des neuen Eventbereichs ‚Denkquartier’ im Industrial Style im Congress Hotel am Seestern werden wir im Juni anfangen, eine gigantische Rooftop-Bar auf der 18./19. Etage zu errichten und dem Hotel sprichwörtlich die Krone aufsetzen.“ Andere Häuser, darunter auch solche aus der Top-Liga, renovieren, verändern, entwickeln neue Konzepte. So stehen rechtzeitig vor den großen Messen in den Nobelherbergen an der Kö, Breidenbacher Hof und Interconti Hotel, große Modernisierungs-Maßnahmen auf dem Plan: Beide Häuser wollen im Frühjahr ihre neuen Restaurants feiern. Nachdem im Breidenbacher bereits 2019 die Küche modernisiert und komplett runderneuert wurde, bekommt das Restaurant nicht nur den neuen Namen „The Duchy“, sondern ein anderes Ambiente und vor allem einen separaten Eingang – an der Heinrich-Heine-Allee. Der Gast muss also künftig nicht mehr über die große Treppe der Hotel-Lobby zum Restaurant. Im Interconti wird das „Péga“ umgetauft, komplett renoviert und umgestaltet. Es erhält ebenso einen eigenen Eingang von der Königsallee aus und ist somit nicht mehr allein durch die Lobby zugänglich. Die Übernachtungsbetriebe rüsten sich allerorten, um im harten Wettbewerb zu bestehen – und setzen so zudem ein deutliches Signal, das Wachstum heißt. Dazu erklärt die IHK Düsseldorf, dass viele der geplanten Hotelprojekte das Niveau anheben, appelliert jedoch zugleich an die Verantwortlichen: „Damit die steigenden Betten-Kapazitäten auch mit steigenden Übernachtungszahlen einhergehen, muss die Attraktivität Düsseldorfs sowohl für Geschäftsreisende als auch für Touristen erhalten und gefördert werden.“
Aus dem Top Magazin Düsseldorf Nr. 01/2020
Veröffentlichung
» 03/2020 bis 06/2020
Autor
» Top Magazin
Fotograf
» RKM, Citygrove, me and all Hotel/Lindner - Grennsign Leven 4 (2), be mine hotels