Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Immer mehr Menschen werden zuckerkrank. Vorbeugung und Aufklärung sind daher besonders wichtig.
Jedes Jahr wird bei etwa 500.000 Personen in Deutschland neu Diabetes diagnostiziert, was ungefähr der Einwohnerzahl der Stadt Düsseldorf entspricht“, erklärt Prof. Dr. Michael Roden, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Die Erkrankung kann erhebliche Folgen für das Leben der Betroffenen haben. Es ist daher „sehr wichtig, Diabetes rechtzeitig zu erkennen und optimal zu behandeln, um das Risiko für Folgeerkrankungen zu minimieren“, betont Prof. Roden, zudem Vorstand des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) in der Landeshauptstadt von NRW.
Aktuell liegt bei 10 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten eine diagnostizierte Diabetes-Erkrankung vor, die meisten mit Typ-2-Diabetes (7,2 Prozent). Eine Zahl, die in den kommenden zwei Jahrzehnten stark ansteigen wird, prognostizieren Wissenschaftler am Deutschen Diabetes-Zentrum und am Robert-Koch-Institut (RKI). Im Jahr 2040 könnten bis zu 12 Millionen Menschen von Typ-2-Diabetes betroffen sein. Dies entspräche einem Anstieg um bis zu 77 Prozent. Allein in Düsseldorf leiden rund 58.000 Menschen an der Volkskrankheit, und jedes Jahr kommen fast 5.000 dazu.
Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, ist der Sammelbegriff für vielfältige Störungen des Stoffwechsels. Ihr Hauptmerkmal ist die chronische Überzuckerung (Hyperglykämie). Bei Erwachsenen ist der Typ-2-Diabetes die mit Abstand häufigste Form. Hierbei sprechen die Körperzellen nicht mehr ausreichend auf Insulin an, es besteht eine sogenannte Insulinresistenz. Aktuelle Studien liefern Hinweise auf eine neue Betrachtung der bekannten Diabetes-Klassifizierung in Hinblick auf den Verlauf der Erkrankung. Ein Forscher-Team des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) und ihre Partner vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) und der Universität Lund in Schweden haben nun verschiedene Cluster identifiziert, die die Aufteilung des Diabetes in Sub-Typen ermöglichen. Zwei dieser Untergruppen weisen bereits frühzeitig ein höheres Risiko für Fettlebererkrankungen und diabetesbedingte Nervenschädigung (Neuropathie) auf. Beim Typ-1-Diabetes liegt infolge einer Zerstörung der Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse ein Insulinmangel vor. Der Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) zeigt sich erstmals während einer Schwangerschaft. Andere Formen, wie zum Beispiel MODY – tritt meist vor dem 25. Lebensjahr auf – sind verhältnismäßig selten und beruhen auf genetischen Defekten, anderen Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten.
„Viele Menschen wissen überhaupt nichts von ihrer Erkrankung. Diabetes wird oft erst dann diagnostiziert, wenn es bereits zu Komplikationen gekommen ist. Der Verlauf ist schleichend und so wird beispielsweise jede dritte Diabetes-Erkrankung erst bei einem Herzinfarkt erkannt, der eigentlich eine Folge der Stoffwechselkrankheit ist“, sagt Professor Michael Roden. Er und sein Team am DDZ erforschen inter- und transdisziplinär den Diabetes mellitus, um seine Folgen zu vermeiden oder zu verringern und zur Aufklärung beizutragen.
Die Ursache für Typ-2-Diabetes und Gestationsdiabetes liegt insbesondere in Übergewicht, Bewegungsmangel und einer kalorienreichen Ernährung, diese bewirkt gemeinsam mit genetischen Risikofaktoren unter anderem Störungen des Energiestoffwechsels, der Hormonregulation, des Darmmikrobioms und fördert Entzündungsreaktionen.
Neue Studien zeigen daher, dass eine große Zahl übergewichtiger Menschen mit Typ-2-Diabetes durch eine stark kalorienreduzierte Kost (meist durch Formula-Diät unterstützt) eine Remission des Diabetes erreicht, das heißt keine blutzuckersenkenden Medikamente einnehmen muss. Allerdings lässt sich momentan nicht sagen, wie lange diese Stoffwechselverbesserung anhält. Jedenfalls gilt ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten als gesund, während fettreiche Ernährung, Weißmehlprodukte und zuckergesüßte Getränke nicht vorteilhaft sind. Körperliche Bewegung fördert nicht direkt die Gewichtsabnahme, steigert aber die Aufnahme von Traubenzucker (Glukose) in den Muskel, fördert den Erhalt der Muskelmasse und so auch den Energiestoffwechsel. Regelmäßige Bewegung wirkt sich außerdem positiv auf das Herz-Kreislauf-System, die Knochengesundheit und das Wohlbefinden aus, wodurch auch das Risiko für psychische Erkrankungen gesenkt werden kann. Wer täglich mindestens 30 Minuten moderat trainiert, das heißt, bei einer Herzfrequenz von 65 bis 75 Prozent, und das an fünf Tagen in der Woche, erhält und fördert seine Gesundheit, so die Weltgesundheitsorganisation und die American Diabetes Association.