Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
In Düsseldorf haben 44 konsularische Vertretungen ihren Sitz, wir stellen hier die einzelnen Repräsentanten vor. Dr. Olivia Berkeley-Christmann, Generalkonsulin Frankreichs, lernte gleich bei ihrer ersten Auslandsstation in Neuseeland ihren Mann kennen und lieben. Mit seiner Tochter lebt das Ehepaar in der Nähe des Rheins.
Als Diplomatin kommt man herum in der Welt. Dr. Olivia Berkeley-Christmann führten ihre Missionen innerhalb von zehn Jahren auf drei Kontinente. Über Neuseeland und Indien gelangte sie nach Deutschland. Seit September 2018 ist die gebürtige Straßburgerin (42) französische Generalkonsulin in Düsseldorf und damit verantwortlich für ihre etwa 19.000 Landsleute in Nordrhein-Westfalen. Gleichzeitig leitet Olivia Berkeley-Christmann das Institut français mit Vertretungen in Köln und Düsseldorf. Ihr Konsulat residiert unauffällig in den Schadow-Arkaden. Etwa 60 Personen arbeiten auf der weitläufigen Etage. Auch „Business France“, eine Agentur für französische Innovationen in Düsseldorf, ist dort untergebracht. Von ihrem Büro aus hat Olivia Berkeley-Christmann die Johanneskirche im Blick. Es sei ein entspanntes Ankommen in der Stadt gewesen, berichtet sie. Gänzlich fremd war sie ihr nicht. Von Köln aus, wo sie nach dem Abitur einen deutsch-französischen Mastergang besuchte, kam sie öfter zu Kunstausstellungen nach Düsseldorf. Jetzt wohnt sie mit Mann und Tochter in der Nähe des Rheins, „dem Fluss, der unsere beiden Länder verbindet“.
Warum schlug sie den Weg in die Diplomatie ein? „Ich wollte immer etwas mit dem Weltgeschehen zu tun haben“, antwortet die Generalkonsulin. „Deshalb habe ich auch Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen studiert.“ Ihre Professorin in Straßburg riet ihr wegen der besseren Basis zusätzlich noch zu Jura. „Das habe ich dann auch gemacht“, sagt sie. Am „Sciences Po Paris“ legte sie ihr Diplom in Politikwissenschaft und an der Sorbonne Universität ihr Doktorat in Rechtswissenschaft ab. Das strenge Auswahlverfahren des Außenministeriums öffnete ihr zwar die Tür zum diplomatischen Dienst. Doch ihr Drang in die Ferne wurde zunächst etwas ausgebremst. „Da ich Juristin war, schickte man mich ins Europa-Referat der EU. Dort beschäftigte ich mich mit technischen Fragen, etwa zum Binnenmarkt und zu rechtlichen Verfahren. Mit Botschaften hatte ich damals keinerlei Berührungspunkte.“
Doch endlich war die Zeit reif, sich für einen auswärtigen Posten zu bewerben. „Und dann kam gleich Neuseeland auf mich zu“, erzählt sie. Doppeltes Glück. Als 1. Botschaftssekretärin in Wellington lernte sie ihren Mann kennen, einen Neuseeländer namens Berkeley mit englischen und schottischen Wurzeln. Die andere Hälfte ihres Namens klingt auch nicht gerade französisch – er verweist auf ihre elsässische Familie. Als junge Diplomatin begeisterte sich Olivia Berkeley-Christmann für die Landschaft und Lebensart am anderen Ende der Welt. Die Gepflogenheiten in ihrem Beruf waren dagegen nicht immer so locker wie erwartet. „Wenn man in Neuseeland pünktlich zu einem Termin erscheint, ist man schon zu spät, alle kommen früher als verabredet“, erzählt sie. „Für jemanden, der lange in Paris gelebt hat, ist das gewöhnungsbedürftig.“ In New Delhi musste sie dann eine krasse Kehrtwendung machen und lernte: „Komme nie zu früh, sonst bist du zwei Stunden allein.“ Deutschland sei da ein verlässliches Mittelding, merkt sie an.
Welche Schwerpunkte will sie bei ihrer Arbeit setzen? „Das ergibt sich schon durch die Verbindung mit dem Institut français, das auch eine Sprachschule für Kinder und Erwachsene ist“, sagt Olivia Berkeley-Christmann. „Mir liegt der kulturelle Austausch unserer beiden Länder sehr am Herzen. Dazu gehört in erster Linie, dass man die jeweils andere Sprache lernt.“ Leider sei das gegenseitige Interesse etwas zurückgegangen, beklagt sie, in Deutschland mehr als in Frankreich, wo es sich langsam wieder bessert. Wo kann sie als Generalkonsulin konkret eingreifen? „Wir setzen alles
daran, die Kooperationen mit den Schulen zu verstärken, denn mit Sprachen sollte man möglichst früh beginnen. Der Schüleraustausch muss gefördert und entwickelt werden. Auch Städtepartnerschaften tragen dazu bei.“
In Düsseldorf sind bemerkenswert viele Diplomatinnen im Einsatz. Länder wie Spanien, Griechenland, Serbien, die USA und die Türkei werden jeweils durch eine Generalkonsulin vertreten. „Wir haben einen informellen Kreis gegründet und tauschen uns regelmäßig aus“, berichtet Olivia Berkeley-Christmann. Dabei geht es auch um die Beziehungen zwischen den Staaten. Dass unsere Kanzlerin Angela Merkel mit Staatspräsident Emmanuel Macron nicht immer ein Herz und eine Seele ist, kommentiert sie mit eleganter Diplomatie: „Debattieren ist besser als gar nicht miteinander zu reden.“
Olivia Berkeley-Christmann ist nach einem Jahr vertraut mit unseren Sitten und Gebräuchen. Aber noch nicht am Ende ihres Weges. Einen Satz hält sie sich immer vor Augen: „Frankreich muss man lieben, um es zu verstehen. Deutschland muss man verstehen, um es zu lieben.“