Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Hans-Jürgen Tüllmann, Geschäftsführer des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC), spricht im Interview mit dem Top Magazin offen über die Herausforderungen, die sein Job mit sich bringt, und gibt Tipps, was ein Düsseldorfer Karnevalsjeck auf keinen Fall verpassen sollte.
Als CC-Geschäftsführer sind Sie zuständig für 72 Karnevalsvereine im Raum Düsseldorf. Was reizt Sie an der Aufgabe?
Diese Aufgabe ist unglaublich vielfältig. Ich habe jeden Tag mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun und das macht mir viel Freude. Gleichzeitig bin ich zuständig für fast alles, was mit Geld zu tun hat. Das gilt für die Einnahmen genauso wie für die Ausgaben – ob es um den Kauf einer neuen Küche geht oder um Verhandlungen wegen Übertragungsrechten mit dem WDR.
Was sind unabdingbare Voraussetzungen für ein erfolgreiches Miteinander?
Das Wichtigste ist natürlich, dass wir als Vorstand geschlossen auftreten. Dann wissen auch die Vereine, dass sie sich auf uns verlassen können. Das Erfolgsrezept der letzten Jahre war, dass wir miteinander reden und nicht übereinander. Wir haben zurzeit eine gute und offene Streitkultur, die bislang immer zu einem guten Ergebnis geführt hat.
Sie jonglieren dabei mit Millionen-Summen, wo sehen Sie aktuell die besondere Herausforderung?
Die besondere Herausforderung ist eigentlich jedes Jahr, dass wir mit unserem Etat auskommen. Die Kosten für Sicherheit sind in den letzten Jahren enorm gestiegen und wir müssen versuchen, diesen Posten durch andere Einnahmen zu decken. Gleichzeitig steigen aber die Aufgaben in der Geschäftsstelle enorm und wir müssen auch hier aufrüsten.
Was sind Ihre Einnahmequellen?
Wir verdienen zum einen an den Vermarktungsrechten für die Fernsehsitzung und die Übertragung des Rosenmontagszuges. Außerdem verfügen wir über zwölf eigene Wagen, die wir für die Dauer der Veranstaltung an große Unternehmen vermieten, die sich dann hier präsentieren können.
Wie sieht es derzeit beim Sponsoring aus?
Wir sind sehr froh, dass wir langjährige Sponsoren haben, die den Karneval als Partner schätzen und ihn in jeder Hinsicht und verlässlich unterstützen. Grundsätzlich ist es aber sehr schwer, neue Sponsoren zu finden, obwohl der Karneval als Werbepartner wirklich viel für eine Unternehmung zu bieten hat.
Wenn Sie mal nicht weiter wissen, wen fragen Sie um Rat?
Immer meine Frau. Sabine ist meine erste Anlaufstelle. Sie ist neutral und kann verschiedene Situationen aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten, was sehr hilfreich ist.
Verglichen mit dem Karneval in Köln, wo sehen Sie in Düsseldorf noch Verbesserungspotenzial?
Wir sollten Köln nicht mit Düsseldorf vergleichen, die haben ganz andere Möglichkeiten. Bei unseren Nachbarn gibt es Zuschüsse für den Karneval von der Stadt, das Festkomitee arbeitet mit 15 fest angestellten und gut bezahlten Kräften. Wir hier machen fast alles ehrenamtlich. Ich ziehe dazu gerne einen Vergleich aus dem Fußball heran. Karneval in Köln ist von der Liga vergleichbar mit Bayern München und wir sind eher wie Dortmund. Das versteht fast jeder.
Gibt es etwas, worum Sie die Kölner Karnevalisten beneiden?
Ja, um das unbeschreiblich breite Liedgut und die Textsicherheit der Kölner Karnevalisten, die können wirklich jedes Lied mitsingen. Und natürlich um die guten Musiker und Gruppen. Die Kölner haben auf diesem Gebiet keine Nachwuchssorgen, da gibt es immer wieder eine neue Band, die einen Karnevalshit landet. Das sieht in Düsseldorf leider ganz anders aus.
Was sind für Sie die drei wichtigsten Karnevalsveranstaltungen in Düsseldorf?
Die Prinzenpaarkürung ist das gesellschaftliche Highlight, natürlich die Fernsehsitzung und dann vielleicht der närrische Dienstag vom AVDK im Maritim Hotel. Das ist mit 1.800 Karnevalisten die größte Sitzung in Düsseldorf. Da wird aber ausschließlich Kölner Musik gespielt, das muss man mögen. Da gehen viele Düsseldorfer schon aus Prinzip nicht hin.
Welchen Stellenwert hat das Brauchtum in Ihrem Leben?
Einen sehr hohen. Beim Brauchtum herrscht ein großer Zusammenhalt, es werden echte Werte vermittelt, viele soziale Projekte verwirklicht und es stellt eine große Plattform für Integration dar. Gleichzeitig ist es ein fantastisches Netzwerk.
Sie üben Ihr Amt ehrenamtlich aus, sind in der Karnevalszeit fast jeden Abend auf Terminen. Wie schaffen Sie das?
Man kann nicht jeden Abend auf Terminen sein. Dies wäre körperlich nicht zu verkraften. Ich brauche immer mal wieder ein paar Tage dazwischen, um Luft zu holen. Da ich im Ruhestand bin, kann ich das gut mit meinen anderen Interessen vereinbaren.
Wann wäre der Punkt erreicht, ab dem es Ihnen zu viel würde?
Wenn es mir keinen Spaß mehr macht.
Wie können Sie am besten entspannen?
Entweder bei einer Runde Golf mit guten Freunden oder bei der Jagd auf dem Hochsitz in der freien Natur.
Was sollte ein Düsseldorfer Karnevalsjeck auf keinen Fall verpassen?
Natürlich den Rosenmontagszug. Er ist der beste auf der ganzen Welt und wir haben mit Jacques Tilly den mit Abstand besten Wagenbauer. Natürlich gibt es auch sehr, sehr viel wahnsinnig gute Sitzungen für jeden Geschmack.
Was ist für Sie persönlich der Höhepunkt der Session?
Wenn ich mit dem Prinzenpaar durch Düsseldorf fahre und dort die Freude der Zuschauer sehe, egal ob es Bewohner von Altenheimen, Kinder in Kindergärten oder Gäste von großen und kleinen Sitzungen sind. Und natürlich der Rosenmontagszug.
Was war bislang Ihr schönstes Erlebnis im Karneval?
Als ich mit Campino drei Lieder auf dem Balkon der Hausbrauerei Uerige mitsingen durfte.
Was ist das Erste, was Sie tun, wenn der Rosenmontagszug in Düsseldorf gelaufen ist?
Mich bei unserem Sicherheitschef Sven Gerling erkundigen, ob alles gut gelaufen und niemand zu Schaden gekommen ist.