Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Premium-Caterer Georg W. Broich war der Pionier auf dem Areal Böhler. Vor 20 Jahren belebte er das Alte Kesselhaus und begründete damit die glanzvolle Zeit der großen Events.
Es brauchte vor 20 Jahren schon ein gutes Quantum an Phantasie, sich das Alte Kesselhaus auf dem Areal Böhler als schmucke Eventlocation auszumalen. Georg W. Broich hatte sie. Der Firmensitz des Caterers befand sich damals noch in der Alten Metzgerei in Kaarst. Per Zufall erfuhr er von der geplanten Umstrukturierung des Geländes. „Sofort wurde ich hellhörig“, erzählt er. „Böhler war unser Kunde, oft lieferten wir Schnittchen und Canapés in die Vorstandsetage.“ Er besichtigte das weitläufige Areal mit den historischen Gebäuden und stieß auf das Alte Kesselhaus, das nicht abgerissen werden durfte. „Drinnen stand noch der riesige verstaubte Kessel, 12 Meter hoch, 15 Meter Durchmesser. Damit wurde das gesamte Werk beheizt.“
Augenblicklich hatte Georg W. Broich eine Vision. Bei der Standortverwaltung bekundete er sein Interesse am Alten Kesselhaus, um es für Events zu nutzen. Wofür? So fragte man verwundert. Event war da eher noch ein Fremdwort. „Für Veranstaltungen“, erklärte der Caterer. Dann lief alles wie geschmiert. Am 22. Dezember 1998 unterschrieb er den Mietvertrag und machte sich an die Umgestaltung. Lebhaft erinnert sich Georg Broich an die aufregenden Anfänge: „Im Januar 1999 saß ich bei bitterer Kälte vor Ort in meinem Defender und zeigte ersten Eventagenturen unser neues Baby.“ Manchen erschien die raue Patina des Kesselhauses gar zu ungewohnt. Die Mehrheit aber war sofort begeistert und schwärmte von dem einzigartigen Industriecharme, der einen perfekten Rahmen lieferte für Mode, Werbung oder extravagante Feste. Neu war auch die Verquickung von Urwüchsigkeit mit feinem Tafelsilber. Die spannende Kulisse des Areals erregte weit über Düsseldorf hinaus Aufsehen. Es gehörte zu den ersten Umwidmungen von Industriekultur zur Eventfläche in Deutschland. Etwa zeitgleich entstanden auch der Nordpark in Duisburg und die Zeche Zollverein in Essen. Als Pionier und Gründervater blickt Georg W. Broich auf 20 erfolgreiche Jahre zurück. Im September 2000 verlegte er sein Catering-Unternehmen auf das Areal und konnte dessen gesamte Entwicklung hautnah verfolgen. Weitere Veranstaltungshallen kamen hinzu, die Schmiedehallen, die Federfabrik, die Kaltstahlhalle. Ein Mieter nach dem anderen bezog die Gebäude und sorgte für den erwünschten Mix an Gewerben. „Dass einmal alles so schön und so groß werden würde, hätte ich mir nicht erträumt“, sagt Georg W. Broich und betont die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Areal Böhler und dem heutigen Besitzer voestalpine. „Ohne das enorme Engagement der Mitarbeiter am Standort wäre das nicht in dieser Form realisierbar gewesen. Wir hatten einen Partner zur Seite, der mit uns auch durch die schweren Zeiten der Finanzkrise gegangen ist. In unsere vier gemieteten Hallen haben wir viel Geld reingesteckt, aber die größten Investitionen kamen von Böhler.“
Sein Unternehmen hat die exklusiven Cateringrechte auf dem Gelände. Technik und weitere Dienstleister werden gemeinsam angeboten, können aber auch gesondert gebucht werden. Wegen der besseren Transparenz wurde das Angebotspaket vor vier Jahren im Interesse der Kunden gebündelt und firmiert seitdem unter dem Logo Areal Böhler Location Management. „Dieser Synergieeffekt bringt dem Standort Düsseldorf einen echten Mehrwert“, bestätigt Georg W. Broich. Mit knapp 40 Mitarbeitern zog er einst aufs Areal. Heute beschäftigt Broich Catering inklusive aller Beteiligungen ein Team von fast 280 Leuten. Der umtriebige Chef ist um neue Ideen nie verlegen. „Ich bin der kreative Kopf, auch in der Küche“, sagt er. 45 Köche hören auf sein Kommando. Rezepte werden in Komponenten und Optik von ihm vorgeschlagen und von einem dreiköpfigen Kreativ-Team ausgetüftelt. Die letzte Instanz bleibt jedoch Georg W. Broich, der viele Trends kommen und gehen sah. „Vor 20 Jahren waren riesige klassische Büffetts in Mode. Unmengen, und alles zu jeder Zeit, Erdbeeren und Spargel mitten im Winter. Das hat sich mit der Verlagerung auf Saisonalität, Regionalität und Nachhaltigkeit geändert. Die Gäste bevorzugen kleinere Stationen und schätzen die frische Zubereitung vor ihren Augen.“
Broich Catering bedient mit seinem breiten Spektrum jeden Wunsch, von der einfachen bis zur Sterne-Küche. Darunter so beliebte Foodkonzepte wie „Frittendog“, umschrieben mit „lecker, simpel, kultig“, das nordisch inspirierte „Pure Five“, das hawaiianische „All over Poké“ oder die kulinarische Weltreise „Taste & Fly“. Bei „Täglich Brot“ schöpft der Caterer aus der Tradition echten alten Handwerks, mit „Unicolour“ bedient er extravagante Geschmäcker oder stimmt die Speisen auf das Corporate Design von Unternehmen ab. Jeder Gang bekommt eine andere Farbe, etwa so: schwarze Suppe mit Linsen, Blutwurst und Trüffel, grüne Vorspeise mit Tafelspitz, Kürbiskernen, Kräutersalat, orangefarbener Hauptgang mit Entenbrust, Süßkartoffel, Fingermöhren. Mit Neugier und Lust reist Georg Broich in aller Herren Länder. Auf seinem Smartphone hat er gut 60.000 Fotos gespeichert, ist stets auf der Suche nach spannenden Konzepten. Er spürt globale Trends auf und hält Vorträge übers Event-Catering, wie zuletzt in Atlanta.
Was bleibt haften aus 20 Jahren Areal Böhler? Einige der über 2500 Events sind ihm unvergesslich. Etwa die Modenschau von Hugo Boss, für die eine acht Meter hohe Wand aus echtem Rasen installiert wurde, darin eingebettet Bildschirme mit krabbelnden Käfern und Rahmen mit Schmetterlingen. „Sensationell“, erinnert sich der Caterer. „Die Tanzfläche war auf einer riesengroßen Hebebühne, die sich nach oben fahren ließ. Ganz großes Kino.“ Oder eine Veranstaltung für Dow Chemical, bei der es Schreckensmomente gab. „In der Alten Schmiedehalle sollte als Stargast Joaquín Cortés auftreten“, erzählt er. „Für das dreigängige Menü war bereits alles eingedeckt, komplett in Weiß. Bei der Bandprobe wummerten die Bässe so stark, dass der schwarze Metallstaub von den Eisenträgern auf die Tische nieder rieselte. In letzter Minute mussten wir das gesamte Geschirr und die Stoffservietten austauschen. Das war unsere erste Feuertaufe für ein Menü-Event mit 1000 Personen.“ Als sein persönliches Highlight nennt er die DVD-Aufnahme von Seal. „Riesenbühne, tolle Lichteffekte, ein Chor und ein 80-köpfiges Sinfonieorchester am Kessel – und alles live von der Telekom um die Welt verschickt. Das war Gänsehaut pur.“