Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Was sein Leben bestimmt, umschreibt er vier Mal mit dem gleichen Buchstaben. „Alle reden über 4 K-Fernsehen.
Was sein Leben bestimmt, umschreibt er vier Mal mit dem gleichen Buchstaben. „Alle reden über 4 K-Fernsehen. Für mich sind diese 4 K: K wie Kons, K wie Kunst für n-tv, K wie Kaffee und das RTL-Morgenmagazin, K wie Kinderspenden-Marathon. Diese Mischung macht mich glücklich und zufrieden“, versichert Wolfram Kons. Um alles einzeln aufzudröseln, braucht es eine Menge Zeit. Die nimmt sich der Journalist und Moderator. Gegen Mittag trifft er bester Laune in Düsseldorf ein, obwohl er nachts um 2 Uhr geweckt wurde und eine halbe Stunde später von seinem Wohnort Neuss nach Köln gefahren ist. Im RTL-Studio bereitet er um diese nachtschlafende Zeit „Guten Morgen Deutschland“ vor. Ab 6 Uhr ist Wolfram Kons montags bis freitags auf Sendung, wöchentlich abwechselnd mit anderen Kollegen. „Das frühe Aufstehen ist und bleibt brutal“, gibt er zu. „Aber es kommt ja immer darauf an, wofür du es machst. Ich liebe diese Sendung, weil sie eine einzigartige Bandbreite hat. Von der Politik über den Sport bis zur Unterhaltung, bei der du auch mal Quatsch machen darfst.“ Dafür nimmt er ohne Murren in Kauf, dass er gegen den Rhythmus von Körper, Licht und Gesellschaft lebt. „Dieses Schicksal teile ich mit allen Bäckern, darum bin ich auch so gern in Bäckereien“, erzählt er. „Beim Studium in Freiburg habe ich hinter einer Backstube gewohnt, später in Berlin eine Etage darüber.“ Die Sendung von zweieinhalb Stunden empfindet Wolfram Kons dann als eine ziemlich entspannte Zeit. Anschließend wird mit dem Team das Magazin für den nächsten Tag geplant, bevor er seine Arbeit für den RTL-Spenden-Marathon aufnimmt, dessen Leiter er ist.
Als Treffpunkt für unser Gespräch hat der gebürtige Düsseldorfer das schmucke Andreas Quartier vorgeschlagen. Ein Ort, der ihn begeistert. „Mit welcher Kreativität und welchem Enthusiasmus hier etwas Großartiges geschaffen wurde! Einfach mal zu sagen, wir machen aus dem alten Gerichtsgebäude jetzt ein wunderschönes Wohnzimmer. Wir sind mitten in der Stadt und trotzdem in einer ruhigen Oase, in der es auch noch eine private Kunstsammlung gibt.“ Der Kunst gehört seine Leidenschaft, und damit begann es sehr früh. Bei Kindheit und Elternhaus kommt Wolfram Kons schnell ins Plaudern. Über seine zwei ersten Jahre in Stockum weiß er aus Erzählungen, dass damals „das schönste Mädchen der Stadt“ direkt nebenan wohnte: Silvia Sommerlath, die spätere Königin von Schweden, die er viele Jahre später zur Patin eines Projektes für den RTL-Spendenmarathon machte.
Als sein Vater Stadtdirektor von Neuss wurde, zog die Familie mit vier Söhnen um. Erst in den Hausmeister-Bungalow seiner Grundschule, dann ins eigene Heim. Schon als Junge waren die Ausflüge in die Welt der Kunst und des Theaters prägend für Wolfram Kons. An sein erstes Stück, den „Räuber Hotzenplotz“, erinnert er sich, als sei es gestern gewesen: „Ich weiß noch genau, wie die Bühne roch, das Pudrige der Kostüme und der Schminke. Meine Eltern nahmen mich auch mit in die Oper und zu Ausstellungen. Ich hatte immer Respekt, aber nie Angst.“ Sein Vater, der später in den Vorstand der Rheinbahn wechselte, malte selbst und pflegte einen lebhaften Austausch mit seinen Künstlerfreunden. „Unser Vater nahm uns gerne mit, etwa ins Atelier des Künstlers Josef Neuhaus. Auch da gab es diesen speziellen Geruch, mit dem ich früh vertraut war“, erzählt Wolfram Kons. Von dieser Prägung zehrt er bis heute und setzt das auch beruflich um: Seit sechs Jahren produziert und moderiert er Künstler-Portraits für n-tv. „Ich bin kein Kunsthistoriker, aber ich habe die Kunst mein Leben lang aufgesogen“, erklärt er. „Mein Zugang ist journalistisch und neugierig, in der Rolle eines kritischen und begeisterungsfähigen Beobachters stelle ich die Fragen, die jeden interessieren.“ Er wolle kein Teil des eitlen Kunstbetriebs sein, sondern sich eine freie Sicht auf die Dinge erhalten. Sein geschultes Auge ermöglicht ihm ein Urteil über die Ästhetik, die Kraft und die Wertigkeit von Kunstwerken. „Wir haben bescheiden angefangen“, scherzt er, „gleich mit Gerhard Richter.“ Inzwischen wurden unter anderem Portraits von Alex Katz, Günter Mack, Günther Uecker, Julian Schnabel oder Leon Löwentraut ausgestrahlt. „Um das Thema Kunst fürs Privatfernsehen attraktiv aufzubereiten, müssen Geschichten erzählt werden, die mit der Lebenswirklichkeit der Menschen zu tun haben“, sagt er. „Das muss man spüren. Ich will Kunst greifbar machen, ich will, dass man beim Fernsehen die Farbe in den Ateliers riecht.“ Das bedeutet für ihn: dabei sein, wenn Uecker in der Kaistraße einen Nagel ins Holz schlägt. Oder der immensen Logistik folgen, die eine Retrospektive von Richter erfordert und dazu viel über die Bilder erfahren. Die Sendung, sein Team und die Reisen, die mit den Dokumentationen verbunden sind, bescheren ihm „durch und durch Freude.“
Seine Passion teilt Wolfram Kons mit seiner Frau Alexa, einer Kunsthistorikerin. Das Paar lebt mit zwei Söhnen in Neuss. „Wolfi, unser Ältester, besucht meine alte Grundschule“, erzählt er. „Mich berührt es jedes Mal, wenn ich sie betrete.“ Er habe in Freiburg, München, Moskau, Luxemburg, Berlin und Köln gelebt. „Und jetzt finde ich es hier, nur 500 Meter von meinem Elternhaus entfernt, total aufregend und hochemotional.“ Er hält es für selbstverständlich, sich in der Gesellschaft zu engagieren. „Wir dürfen uns nicht über lahme Politiker beschweren, wenn wir nicht mal bei unseren Kindern Verantwortung übernehmen“, sagt er. Und verrät, dass sein größter Traum bisher unerfüllt blieb: „Einmal Sankt Martin sein und hoch zu Ross den Zug begleiten.“ Das könnte er, denn Reiten hat er gelernt − an der ehrwürdigen Universitäts-Reitschule am englischen Garten in München.
Dann kommt Wolfram Kons ohne Umschweife auf sein Herzensprojekt zu sprechen: den RTL-Spendenmarathon, der 2020 sein 25-jähriges Jubiläum feiert. „Ich bin froh und dankbar, dass ich das seit der ersten Sendung machen darf“, kommentiert er und lacht: „Die haben damals einen Moderator gesucht, der mit dem wenigsten Schlaf auskam.“ Voller Empathie erzählt er von seinen bereichernden Begegnungen mit schwerkranken und benachteiligten Kindern. Jedes Jahr im Dezember werden in ausführlichen Live-Sendungen über zwei Tage verschiedene Projekte vorgestellt, auch internationale, etwa in Afrika, Lateinamerika und Indien. Auf seine Reisen nimmt Wolfram Kons jeweils einen prominenten Partner mit, der die Aktion vermittelt, „damit die Menschen merken, so macht das Helfen Spaß, du kannst dabei sein, etwas verändern und Teil der Erfolgsgeschichte werden“. Die Liste der Paten liest sich beeindruckend, darunter waren neben Königin Silvia von Schweden Sport-Legenden wie Steffi Graf, Popstars wie Shakira und eine Garde von Schauspielern und Sängern. „Wir nehmen nur Paten, die mit dem Herzen dabei sind und suchen sie gewissenhaft aus“, betont Wolfram Kons. „Selbstdarsteller brauchen wir nicht, der eigentliche Star ist die Hilfe an sich.“ Woher kommt sein soziales Engagement? „Das Bedürfnis, etwas für die Gemeinschaft zu tun, liegt bei uns in der Familie“, antwortet er. „Mir macht es Freude, mich einzusetzen und im Team etwas zu bewegen. Ich war Herausgeber der Schülerzeitung und Schulsprecher, da hatte ich an meiner Schule wie ein kleiner Berlusconi die Presse und die Politik gleichzeitig im Griff.“
Dass er mit Siham El-Maimouni (WDR) zum zweiten Mal als Moderator der Gala zum „Düsseldorfer des Jahres“ am 9. Dezember ausgewählt wurde, freut den studierten Juristen sehr. „Eine tolle Veranstaltung, die sich großartig entwickelt hat. Das sage ich als gebürtiger Düsseldorfer, als jemand, der diese wunderbare Stadt liebt und sich bewusst für diese Region entschieden hat. Heimat ist da, wo du dich nicht zu erklären brauchst.