Wichtig ist der persönliche Kontakt zum Galeristen und zum Künstler
Mit ihrer dritten Edition entwickelt sich die Art Düsseldorf auf dem Areal Böhler als Plattform für nachfolgende Generationen von Künstlern, Galeristen und Sammlern weiter. Diesmal startet zudem das neue Format Collector‘s Private Tour: Erfahrene Sammler teilen ihre Expertise in speziellen Führungen mit jungen Sammlern. Top Magazin sprach mit dem Direktor der Messe Walter Gehlen darüber, worauf ein Kunstsammler achten sollte.
Walter Gehlen, Gründer und Direktor der renommierten Kunstmesse Art Düsseldorf
Top Magazin: Wann ist man eigentlich ein Kunstsammler? Wie viele Werke muss man besitzen und was unterscheidet eine Sammlung von einer Ansammlung?
Walter Gehlen: Eine Kunstsammlung beginnt in dem Moment, in dem der Kunstkauf über die Frage hinausgeht, an welcher Wand in meinem Haus was hängen soll. Wenn ich beginne Werke zu kaufen, die mich inhaltlich interessieren, besteht eine gute Voraussetzung dafür, dass ich mehr mache als nur Kunst zu kaufen. Doch bevor man von einer Sammlung spricht, vergeht in der Regel viel Zeit.
Für den Einsteiger ist es schwierig, den Kunstmarkt zu durchschauen. Welches Werk soll es denn sein? Wie erfährt man, ob der Preis angemessen ist?
Die Preise am Kunstmarkt sind nicht schlechter zu durchschauen als bei anderen Märkten auch. Wenn ich mir ein Haus kaufe oder ein Auto, dann informiere ich mich über einen längeren Zeitraum bis ich ein gutes Gefühl habe. Genauso ist es auch im Kunstmarkt. Wenn mich ein Künstler besonders anspricht, informiere ich mich über ihn, seine Arbeit und welche Preise für seine Arbeiten am Markt erzielt worden sind. Wenn ich mich gut informiert fühle, dann steht einem Kauf nichts mehr im Wege.
Was ist das Wichtigste, das ein angehender Kunstsammler beim Kunstkauf beachten muss?
Man muss sich einen Überblick verschaffen und dabei Zeit lassen. Ich würde mir so viele Museums- und Galerieausstellungen wie möglich anschauen – so lernt man mit der Zeit etwas über Qualität in der Kunst. Auch Kunstmessen helfen, sich einen Überblick über die vielen Galerien zu verschaffen, die Kunst anbieten und vermitteln. Denn Kunst kauft man am besten bei Galeristen, die Künstler begleiten und ihr Werk in den richtigen Kontext setzen. Ohne Galerie-Arbeit ist eine erfolgreiche Künstlerkarriere kaum vorstellbar.
Stand der Galerie „Sorry we‘re closed“ aus Brüssel bei der Art Düsseldorf 2018
Wie kann man seinen eigenen roten Faden finden?
Das ist eine höchst individuelle Sache und ergibt sich meist von alleine, da man schnell erkennt, wozu man sich immer wieder hingezogen fühlt.
Was sind wichtige Inspirationsquellen, wenn ich Kunst kaufen möchte?
Ausstellungen, Kunstmagazine, Kunstmessen – alles was hilft, mich zu informieren und weiterzubilden. Insbesondere Kunstmessen bieten einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen. Hier dreht sich ja alles darum, Kunst zu verkaufen und bestmöglich zu präsentieren.
Wie kann ich zwischen guter und schlechter Kunst unterscheiden?
Alles, was ausschließlich durch Schönheit besticht oder sich selbst erklärt, steht im Verdacht Dekoration oder Kitsch zu sein. Das erkennt man aber schnell, wenn man sein Auge eine gewisse Zeit trainiert.
Wie lässt sich beurteilen, ob ein Preis angemessen ist?
Hierzu gibt es im Internet viele Informationen und Plattformen. Man kann auch andere Sammler um Hilfe bitten. Man muss schauen und vergleichen, ganz wie bei anderen Kaufentscheidungen.
Wie wählt man am besten Galerien und Händler, um Kunst für eine Sammlung zu kaufen?
Gut profilierte Kunstmessen, wie auch die Art Düsseldorf, investieren viel Zeit und Geld, um eine hochkarätige Ausstellerauswahl zu treffen. Somit sind alle Aussteller geeignete und etablierte Partner.
Sind Online-Plattformen eine Option?
Nur als Ergänzung. Nichts geht über den persönlichen Kontakt zum Galeristen und zum Künstler.
Ist es sinnvoll, den Künstler direkt zu kontaktieren? Bitte immer mit Kenntnis des Galeristen, wenn man etwas kaufen will. Künstlerkarrieren enden oft, wenn diese fruchtbare Zusammenarbeit kompromittiert wird.
Gibt es einen Trick, um einen aufstrebenden Künstler zu erkennen?
In Museen und Kunstvereinen großer Städte wird oft Junge Kunst gezeigt, bevor sie zum ganz großen Durchbruch kommt.
Haben Sie einen Tipp, wie ich an meiner Sammlung möglichst viel Freude habe?
Der Weg ist das Ziel.
Auch die Berliner Galerie „Kow“ war letztes Jahr auf der Art Düsseldorf vertreten.
gut zu wissen
Zum dritten Mal bereits zeigen auf der Art Düsseldorf vom 15. bis 17. November rund 90 etablierte und junge, regionale und internationale Galerien Post-War und zeitgenössische Kunst an einem außergewöhnlichen Ort: in den lichtdurchfluteten Hallen im ehemaligen Stahlwerk Areal Böhler. „Die Art Düsseldorf ist am richtigen Ort zur richtigen Zeit“, sagt Walter Gehlen, Gründer und Direktor der Messe. „Sie vereint die herausragenden Eigenschaften des Kunststandortes Rheinland und trifft auf die Neugier der angrenzenden Regionen.“
Aus dem Top Magazin Düsseldorf Nr. 03-2019
Veröffentlichung
» 09/2019 - 12/2019
Autor
» Top Magazin
Fotograf
» Art Düsseldorf
Print-Titel
» Wichtig ist der persönliche Kontakt zum Galeristen und zum Künstler