Begeistert für Düsseldorf
Warum brauchte es 1989 einen Zusammenschluss wie die…
Wolfgang Sohn, Gründer und Chef der „Photo Popup Fair”, verbindet beeindruckend Künstler mit Kunstinteressierten. Seine Messe im Stilwerk ist dafür nur ein Beispiel.
Angst vor Veränderungen hat Wolfgang Sohn nicht. Ohne sie würde man im Leben etwas verpassen, meint der Fotograf. Er selbst ist dafür ein gutes Beispiel: 20 Jahre lang arbeitete er als Informatiker, bevor er seine Leidenschaft für die Fotografie und Kunst zum Hauptberuf machte. In den 70er Jahren lichtete er als Stage-Fotograf – damals noch analog – die Größen der Rock- und Popmusik aus dem Graben heraus ab wie Queen-Frontmann Freddie Mercury, Bob Geldof oder Bryan Ferry. Doch dabei blieb es eben nicht.
Heute ist Sohn vieles: Fotokünstler (er schätzt die digitale Fotografie und deren Bearbeitungsmöglichkeiten sehr), Maler (er hatte schon Ausstellungen zu den Themen New York und Afrika), Messe-Veranstalter, Dozent für Event-Marketing, Galerist mit dem bekannten Foto-Künstler und Regisseur Carsten Sander, geschäftsführender Gesellschafter einer auf Kunst-Events spezialisierten Agentur und Moderator des „KulturTalk für Fernsehen-Düsseldorf.TV”, bei dem er jeden Monat interessante Persönlichkeiten aus der Kunst- und Kulturszene interviewt. Vor allem aber ist Wolfgang Sohn einer, dem es immer wieder geradezu mühelos gelingt, Kunstschaffende und Menschen aus der Wirtschaft oder auch anderen Branchen zusammenzubringen.
Die von ihm gegründete „Photo Popup Fair“, die in diesem Jahr vom 8. bis 17. November 2019 zum sechsten Mal im Stilwerk stattfindet, ist nur ein Beispiel dafür. Dort schafft er Raum für Begegnungen, für intensive Gespräche, präsentiert Arbeiten international renommierter Künstler, aber auch des Nachwuchses, darunter digitale wie analoge Kunst und Art Painting. In lockeren Gesprächen können Künstler und Menschen außerhalb der Kunstszene über die Denk- und Arbeitsweise des anderen mehr erfahren, kommen Kunstschaffende und -interessierte zusammen. Mit dem Konzept hat er Erfolg. „Wir haben gut 10.000 Besucher”, sagt Wolfgang Sohn, Markenzeichen: schulterlange Haare, markante Brille, Hüte, lässige, aber auch modische Kleidung. Auch in seiner Galerie „Sander Sohn” am Fürstenwall fördert er diesen ungezwungenen Austausch, wird die Galerie immer wieder in Form von Künstlergesprächen oder auch Galerie-Dinnern für die Öffentlichkeit geöffnet.
Auf Veränderungen setzt er auch bei seinem Jahresprojekt „Photo Popup Fair“. „Ich weiß, dass ich jedes Jahr eine Schippe drauflegen muss”, sagt der Messeveranstalter und lächelt. Zurzeit führt er mit Sponsoren Gespräche, um erstmals einen Preis zu verleihen, vielleicht wird es auch einen Shuttle geben zur Art Düsseldorf. Sohn hat viele Ideen und keine Scheu, sie umzusetzen. Wichtig ist es ihm, eine besondere, für alle Seiten bereichernde Atmosphäre, ein inspirierendes Event zu schaffen, nicht nur Bilder und Kunst an der Wand zu zeigen. Deswegen können sich Besucher auf Live-Foto-Shootings freuen und eine Couch-Diskussion über die Fotografie der Zukunft im Vorfeld der Messe.
Schon sein Vater Georg Sohn war ein begeisterter Freizeit-Fotograf. „Er hatte diese doppeläugige Rollfilm-Kamera, bei der man von oben reinschaute und für die man noch mit dem Belichtungsmesser umgehen musste”, erinnert sich Wolfgang Sohn. Zur Kommunion bekam er dann seine erste eigene Kamera. Mit Nebenjobs schaffte er sich technisch immer raffiniertere Apparate an, gab dafür seine alten in Zahlung.
Privat hat er vor vier Jahren einen großen neuen Schritt gewagt: Sein Zuhause hat keine Düsseldorfer Postleitzahl mehr. Mit seiner Frau und zwei Hunden lebt er bei Willich auf einem kleinen Bauernhof, der nächste Nachbar ist gut 150 Meter entfernt. Dort schätzt der Fotograf die Ruhe und Abgeschiedenheit, empfängt dort auch gerne Freunde. „Mit Sonnenhut mähe ich da meinen Rasen und gieße die Blumen”, sagt Sohn und lächelt. Vorher lebte er in einer loftartigen Wohnung in Pempelfort, einem Stadtteil, den er als eine Mischung von Flingern und Oberkassel beschreibt und in dem er die gute Anbindung zur Innenstadt und Autobahn, aber auch die vielen individuellen, inhabergeführten Geschäfte auf der Schwerinstraße schätzte.
Als Düsseldorfer sieht sich Wolfgang Sohn weiterhin. Schließlich ist Düsseldorf der Mittelpunkt seines beruflichen Schaffens, eigentlich jeden Tag ist er vor Ort. Dass manche ihn als Duisburger bezeichnen, findet er nicht ganz so passend: Denn dort hat er tatsächlich nur die ersten drei Monate seines Lebens verbracht, danach zogen seine Eltern mit ihm nach Düsseldorf. Vor allem auf Reisen (am liebsten in New York City oder Asien) schöpft der Künstler neue künstlerische Energie. Dann trägt er auch seine großen und schweren Objektive, sein Fotoequipment in einem schweren Fotorucksack mit sich, ansonsten sind es nur sein Smartphone und seine kleine Fuji-Kamera. Auch wenn er im Ausland Menschen fotografiert, sucht er das Gespräch, schafft er eine Verbindung zwischen Künstler und Außenstehendem. Sein Gegenüber kennenzulernen, ist ihm immer wichtig.
Wolfgang Sohn hat keine Angst vor Veränderungen. Und so wird er auch weiter neue Wege ausloten, um mit der Fotografie eine Brücke zwischen Menschen zu bauen.