Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Thea Ungermann ist Geschäftsführerin bei Düsseldorfs ältester Hausbrauerei und setzt damit eine alte Tradition fort: Seit mehr als 50 Jahren stehen Frauen an der Spitze der Schumacher AltbierManufaktur. Im TopInterview erzählt die Hotelfachfrau, was sie an ihrem Beruf fasziniert, wie sie ihre Rolle als Vorgesetzte sieht und wen sie bei wichtigen Entscheidungen um Rat fragt.
Top Magazin: Seit mehr als 50 Jahren wird die Schumacher Altbier-Manufaktur, mit 181 Jahren Düsseldorfs älteste Hausbrauerei, von starken Frauenpersönlichkeiten geleitet. In den 60er Jahren von Ihrer Großmutter Thea. 1989 wurde ihre Mutter Gertrud SchnitzlerUngermann Geschäftsführerin. Und aktuell stehen Sie beide an der Spitze. Wie haben Sie die Verantwortung untereinander aufgeteilt?
Thea Ungermann: Wir sind ein klassisches Familienunternehmen, wo man alles zusammen macht. Mein Vater, Wolfgang Ungermann, ist seit einer Nieren-OP vor sechs Jahren nicht mehr ganz so oft im Geschäft, aber er bleibt unser größter Kritiker – das meine ich im positiven Sinn. Meine Mutter kümmert sich um die Finanzen, ich bin für Vertrieb, Marketing, Umbauten und den Einkauf verantwortlich. Die Dekoration bei Events übernehmen wir beide gemeinsam, da sind wir ein eingespieltes Team. Auch bei Personalangelegenheiten arbeiten wir Hand in Hand. Um die Gästebetr euung kümmern wir uns gemeinschaftlich, weil das für uns eine Passion ist.
Wie hat aus Ihrer Sicht die „Frauen-Herrschaft“ das Unternehmen geprägt?
Ich kenne eigentlich nur die Arbeit mit Frauen, so bin ich groß geworden. Für meine Großmutter hatte das Unternehmen und die Dienstleistung am Gast absolute Priorität. Wer das schon als Kind vorgelebt bekommt, ist für sein Leben geprägt. Grundsätzlich kann man sagen, dass wir in unserem Betrieb sehr empathisch miteinander umgehen, wir sehen uns als große Familie, wo einer für den anderen da ist.
Als Geschäftsführerin der Brauerei Schumacher sind Sie für das Stammhaus in der Oststraße und den Brauereiausschank „Im goldenen Kessel“ zuständig. Wo fühlen Sie sich wohler: am Schreibtisch oder im Gastraum?
Natürlich im Gastraum. Ich liebe den Umgang mit unseren Gästen, die Gespräche, das Miteinander, die gute Stimmung. Die Arbeit am Schreibtisch ist natürlich notwendig und sie muss gemacht werden. Das lernte ich schon während meiner Ausbildung zur Hotelfachfrau. Danach habe ich noch Stationen auf Sylt in der Sansibar und im Restaurant von Jörg Müller absolviert. Spätestens seit dieser Zeit war klar, dass mir die Arbeit mit den Gästen viel Freude macht.
Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?
Die Abwechslung, kein Tag ist wie der andere, es gibt immer neue Überraschungen, mit denen man konfrontiert wird. Zum Unternehmen gehören ja nicht nur zwei Gastronomien, sondern auch die Brauerei. Da ist Flexibilität gefragt. Wenn ich morgens anfange zu arbeiten, habe ich zwar einen Plan, was ich am Tag schaffen möchte, aber häufig kommt dann doch alles ganz anders.
Was war bislang die größte Herausforderung?
Als ich 2013, bedingt durch die Krankheit meines Vaters, überraschend Geschäftsführerin wurde, stand gerade das 175-jährige Jubiläum von Schumacher an. Geplant war eine viertägige Feier mit einem Festumzug durch die Stadt, unter anderem mit Pferdekutschen, mit Brauchtumsvereinen. Das musste organisiert werden. Zeitgleich führten wir unser Jubiläumsbier 1838er ein, das mit speziellen Aromahopfen-Sorten aus Amerika und Australien gebraut wird. Da kam viel auf einmal. Aber wir haben es alle zusammen geschafft und das erfüllt einen mit Freude.
Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Hilft nix, weitermachen! Da nehmen wir uns in den Arm – und dann geht es wieder. In solchen Fällen ist der feste Familienzusammenhalt schon sehr wichtig.
Wie sehen Sie ihre Rolle als Vorgesetzte von 165 Mitarbeitern?
Auf der einen Seite als Teamleiterin, die Entscheidungen fällen und sich auch durchsetzen muss. Auch bei Angestellten, die mich schon als Kind kannten. Auf der anderen Seite kann jeder mit seinen Sorgen zu mir kommen, gemeinsam finden wir eine Lösung. Das zeichnet einen Familienbetrieb aus.
Worauf achten Sie bei Personalgesprächen?
Wer für uns arbeiten möchte, muss in die Schumacher-Familie passen. Wir legen großen Wert auf Bodenständigkeit und Ehrlichkeit. Herzlichkeit ist uns besonders wichtig, wenn es um die Dienstleistung am Gast geht. Unser Leitspruch ist, dass nicht wir die Mitarbeiter bezahlen, sondern eigentlich unsere Gäste.
Wen fragen Sie um Rat, wenn Sie wichtige Entscheidungen zu fällen haben?
Natürlich meine Familie – meinen Vater, meine Mutter, wegen ihrer Lebenserfahrung, und meine Schwester Flocke. Sie ist Ärztin am Evangelischen Krankenhaus, und manchmal ist es super, einen Rat von jemandem zu bekommen, der von außen auf das Unternehmen draufschaut. Ein anderer Blickwinkel ist oft sehr hilfreich.
Seit 28 Jahren richtet Schumacher am ersten Advent einen Weihnachtsbasar unter dem Leitspruch „Düsseldorfer für Düsseldorf“ aus. An diesem Tag arbeitet ihre Belegschaft unentgeltlich, Stammgäste basteln und stricken, und Freunde, Lieferanten, Kunden und Gäste spenden. Die Einnahmen sind beachtlich, letztes Jahr kamen mehr als 60.000 Euro zusammen. Lässt sich dieses tolle Ergebnis überhaupt noch toppen?
Auf diese Tradition sind wir sehr stolz. Sie wurde an meinem zehnten Geburtstag 1991 aus der Taufe gehoben, ich habe mit meinen Freunden damals in unserer Garage einen Zirkus veranstaltet und für die Vorstellung Eintritt kassiert. Das Geld habe ich damals für die Kinderschutzambulanz des EVK gespendet. So entstand die Idee zu dem Basar mit Verlosung für einen guten Zweck. Die Preise bekommen wir gespendet. Mit den Einnahmen unterstützen wir gezielt Düsseldorfer Sozialprojekte. Eine Aktion, die mir sehr am Herzen liegt. Bislang konnten wir das jedes Jahr toppen. Das auch dank großer Spenden der Fortin-Mühlenwerke im Hafen und der Familie Lamers, die uns mehr als großzügig unterstützen.
Ab September gibt es bei den Spielen der Fortuna in der Merkur-Spiel-Arena Schumacher Alt. Welche Rolle spielt Fußball in Ihrem Leben?
Man muss da differenzieren. Wir sind nicht Partner von Fortuna, sondern von D.Live. Das heißt, dass wir bei allen Großveranstaltungen in der Merkur-Spiel-Arena ausgeschenkt werden. Was den Fußball betrifft, mein Vater ist ein Riesen-Fortuna-Fan, das steckt natürlich an…
Was machen Sie als Erstes, wenn Sie abends nach Hause kommen?
Schuhe ausziehen, duschen und dann ausspannen.
Die beste Art für Sie, schnell aufzutanken?
Ich bin gerne in der Natur, gehe schwimmen oder koche für die Familie und Freunde.
Gibt es noch einen Traum, den Sie sich gern erfüllen würden?
So wie es ist, ist es wunderbar. Mein Traum ist, dass ich lange gesund bleibe und weiterhin so glücklich mit meinen Eltern und meiner Schwester leben kann.