Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
An der Seite von Wolfram Kons moderiert Siham El-Maimouni am 9. Dezember erstmals die Gala Düsseldorfer des Jahres & auf dem Areal Böhler. Eine Aufgabe, die sie mit großem Stolz erfüllt.
Es musste früher in der kleinen Wohnung in Duisburg-Meiderich auf einen Schlag immer ganz ruhig sein: Denn wenn die Eltern von Siham El-Maimouni geradezu ehrfurchtsvoll die Nachrichten sehen wollten, hatten sie und ihre beiden Geschwister mucksmäuschenstill zu sein. Diesen Moment fand Siham El-Maimouni als Kind immer sehr beeindruckend. „So was wollte ich auch – dass ich rede und alle mir zuhören“, sagt die heute 34-Jährige und lacht. Sie wollte allerdings lieber wie Marijke Amado die „Mini-Playback-Show“ moderieren oder wie Frauke Ludowig die Stars fürs Fernsehen interviewen.
Inzwischen hört man Siham El-Maimouni zu, wenn sie spricht. Wenn die Wahl-Düsseldorferin zum Beispiel das WDR-Kulturmagazin „Westart“ moderiert oder die „Sendung mit der Maus“. Zudem ist Siham El-Maimouni die bekannte Stimme des mehrsprachigen Radio-Senders Cosmo (früher Funkhaus Europa). 2015 wurde sie für ihre dortige Sendung „Süpermercado“ mit dem Deutschen Radiopreis als beste Moderatorin ausgezeichnet, weil sie „frisch, frech und unkonventionell“ klinge, die „ganze Bandbreite der Moderation beherrsche“, ernst wie unterhaltsam sein könne und eine „überzeugende Präsenz“ habe, mit der sie ihre Hörer für sich einnehme. Eine beeindruckende Karriere, die das Kind von Gastarbeitern, die einst aus Marokko einwanderten, selbst nie für möglich gehalten hätte. Und in der es manchmal diskriminierende, ja rassistische Momente gab. Doch die Moderatorin – ihr Vorname Siham bedeutet übrigens Liebespfeil – reagiert mit Humor darauf. Wenn man ihr sagte, dass man so jemanden wie sie noch nicht in den Medien habe, ergänzte sie eben: „Sie meinen bestimmt jemand so intelligenten und witzigen wie mich!“
Ihre Anfänge beim Radio hatte sie bei „Antenne Düsseldorf“, wo sie auch ihr Volontariat absolvierte. Dort habe sie „radiomäßig die beste Zeit“ gehabt, vieles ausprobiert und einfach selber machen dürfen. Manchmal sei „ordentlich was schief gegangen“, sagt sie und lacht: Als sie einmal den Chef des Düsseldorfer Flughafens interviewen sollte, fielen ihr plötzlich ihre Fragen nicht mehr ein: „Es gab eine lange Stille im Radio.“ Dann habe sie zurück ins Studio schalten lassen. Souverän auch mit ungeplanten Situationen auf Sendung umzugehen, ist inzwischen ihre große Stärke. In der Nähe des Radiosenders, der damals noch im Hafen residierte, mietete sie sich dann auch eine Wohnung: „Ich muss aber zugeben, dass ich mit total vielen Vorurteilen in die Stadt kam, sie erst langsam lieben lernte.“ Damals war sie kaum 20. „Ruhrgebiet clashte auf Rheinland“, erinnert sie sich. Das habe sich inzwischen geändert. In ihrer Unterbilker Wohnung lebt sie noch immer auf gut 60 Quadratmetern, kennt ihren Kiez nur allzu gut, ist am liebsten mit dem Rad unterwegs und fühlt sich sehr wohl. Der Stadtteil habe sich aber „mega krass“ in den vergangenen Jahren verändert, so wie die ganze Stadt. Es breche ihr regelrecht das Herz, dass die Subkultur immer mehr verdrängt werde oder ganz verschwinde wie etwa die „Brause“ oder das „Les Halles“ und vor allem Luxuswohnprojekte entstehen würden, mit denen wiederum die Normal- und Geringverdiener verdrängt werden würden.
Zur Arbeit nach Köln pendelt sie. Dorthin zu ziehen, kommt für sie nicht infrage. Ihr privates Netzwerk sei in der Stadt oder in der Umgebung, und Köln sei für sie vor allem mit Arbeit verbunden. Inzwischen fühlt sie sich nicht mehr als Zugezogene oder als Duisburgerin, sondern als Düsseldorferin. Auch in ihrem Umfeld nehme man sie inzwischen so wahr. Daher freut sie sich umso mehr, die Gala für den „Düsseldorfer des Jahres“ am 9. Dezember zu moderieren. „Das ist eine große Ehre und fühlt sich besonders an, jetzt, da ich auch in der Stadt angekommen bin.“ Der Preis wird in sechs Kategorien vergeben: Wirtschaft, Sport, Kultur, Ehrenamt, Innovation & Nachhaltigkeit sowie Lebenswerk. Zum jecken 11. Jubiläum der Veranstaltung geht in diesem Jahr ein Sonderpreis an das Karnevalsbrauchtum. Mehr als 500 Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur werden an der Preisverleihung teilnehmen. Zu den Ausgezeichneten in den vergangenen Jahren gehörten unter anderem Comedian Christian Ehring, die Toten Hosen, Udo Lindenberg, Andreas Gursky, Heinz Mack und Udo van Meeteren. Die Kategorie Ehrenamt findet Siham El-Maimouni besonders wichtig: „Das macht die Stadt aus, ohne die Ehrenamtler würde Düsseldorf nicht so funktionieren, wie es aktuell passiert. Sie sind die wahren Helden.“ In ihrem Freundeskreis habe sie viele Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und die sie schon mehrfach unterstützt hat, vor allem bei Initiativen für Flüchtlinge.