„Wir müssen uns dem Konkurrenzkampf stellen“
Auf die Frage, wie die ersten Wochen im…
Die Erfolgsgeschichte von Emmie Gray
Was für ein bezaubernder Blickfang: Rosenblüten, die niemals verwelken. Arrangiert in einer hübschen Schachtel, verströmen sie ihren zarten Duft und bleiben über Jahre unverändert schön. Für diesen Effekt wurden die üppig bestückten „Roseboxes“ von Emmie Gray erdacht, die in fast 10.000 Variationen angeboten werden. Formen, Farben, Größen und Design lassen sich ganz nach Wunsch zusammenstellen. Entweder als extravagantes Geschenk oder um sich selber mit langlebigen Gestecken eine Freude zu bereiten.
Die blumige Geschichte von Emmie Gray beginnt 2016. Und wie so oft bei Start-up-Erfolgen spielte auch hier der Zufall eine Rolle. Auf einer Auslandsreise entdeckte Sarah Zergaw eine „Rosebox“ und wollte sie bestellen. „Es gab aber keine Lieferungen nach Deutschland“, erzählt sie. „So ist die Idee entstanden, das Produkt selbst auf dem deutschen Markt anzubieten.“ Ab da ging alles rasend schnell. Mit Paolo Oliva gründete die damalige BWL- und Englisch-Studentin in Düsseldorf das Unternehmen Emmie Gray, parallel zu ihrer Masterarbeit. An dem Namen haben sie lange getüftelt und sich schließlich für eine eher unbekannte Rosenzüchtung von den Bermudas entschieden, deren Schöpferin Emmie Gray heißt. Von der unmittelbar einsetzenden Dynamik wurden die Geschäftspartner gleichsam überrollt. „Die boomenden Aktivitäten von Influencern und der Instagram-Community machten uns praktisch ohne jede eigene Werbung über Nacht bekannt“, berichtet Paolo Oliva. Er bringt Erfahrungen aus der Modebranche mit, kümmerte sich zuvor zehn Jahre in dem High Fashion Conceptstore „Jade’s“ um den Aufbau und die Leitung des Web-Shops. Nach einer kurzen Zeit als Consultant wollte er sich in diesem Bereich eigentlich selbstständig machen. „Ich schwenkte um, als ich von dem innovativen Business-Modell erfuhr und sofort davon begeistert war“, erzählt er.
Nun konnte er für Emmie Gray seinen eigenen Online-Shop entwickeln, über den die Bestellungen laufen. Er ist mittlerweile in fünf Sprachen verfügbar. Die Produkte werden international versendet und gelegentlich auch in einem Pop-up-Store präsentiert und verkauft, etwa bei Breuninger. Die Manufaktur nimmt 1.200 Quadratmeter auf dem Areal Böhler ein. Dort entstehen handgefertigte Bouquets wie die prachtvolle „Splendid Collection“. Bei der „Infinity Collection“ wird die Flowerbox mit echten Rosen befüllt, die ein bis drei Jahre lang haltbar sind. Emmie Gray bezieht sie aus Südamerika, vorwiegend aus Ecuador und Kolumbien. In diesen Ländern versteht man sich auf eine besondere Raffinesse der Konservierung. Das Geheimnis: Die Rosen werden zum Zeitpunkt ihrer herrlichsten Blüte geschnitten. In einem langwierigen Prozess ersetzt eine spezielle Lösung die natürliche Flüssigkeit. Danach sind die Blüten so präpariert, dass sie weder Wasser noch Pflege benötigen und dennoch ganz echt und lebendig wirken. Ihre Köpfe kommen ohne Stiel mit einem Steckschwamm in die Box.
Rund 70 Prozent der Emmie Gray-Kunden sind Männer. „Sie verschenken die Bouquets an Frauen“, sagt Paolo Oliva und lächelt. „Zum Geburtstag, zum Hochzeits- oder Jahrestag und oft auch als Entschuldigung, wenn sie ein solches Datum vergessen haben.“ Dann müssen die Rosen meist rot sein und werden gern mit einer schwarzen oder herzförmigen Box bestellt. Frauen favorisieren eher die Farben Weiß und Rosa, ob als Geschenk an eine Freundin oder für sich selber. Allerdings dürfte die Entscheidung bisweilen schwerfallen – bei immerhin 25 verschiedenen Farben. Warum nicht mal Rosen in Grün, Blau oder Bunt?
Momentan ist ein Team von 35 Mitarbeitern mit dem Arrangieren, Verpacken und Versenden beschäftigt, in Stoßzeiten wie Weihnachten und Valentinstag sind es bis zu 70. Zu einem interessanten Geschäftszweig entwickelten sich individuelle Anfertigungen für Großkunden. Dabei werden die Boxen mit Firmennamen oder Logo gebrandet. Diesen Service nutzen Unternehmen aus der Automobilbranche wie Porsche und Mercedes oder Kosmetikfirmen. Beim schnellen Wachstum von Emmie Gray – in diesem Jahr wird die Umsatzmarke von zehn Millionen geknackt – dürfen sich die Gründer fühlen wie „auf Rosen gebettet“. Da bleibt es auch nicht aus, dass weitere Produkte ins Visier genommen werden. Zunächst kam eine „Scented Candle Collection“ dazu: Duftkerzen in hochwertigen Gläsern und in drei verschiedenen Kompositionen. Demnächst wird es langstielige Rosen geben und die passenden Vasen gleich dazu. Sarah Zergaw und Paolo Oliva haben sich ein Ziel gesteckt: Was immer auf dem Sideboard dekorativ ins Auge fällt, sollte irgendwann bei Emmie Gray abrufbar sein.