Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Der Anblick von Bildern und Skulpturen kann beruhigen, ablenken oder anregend sein. Ein willkommener Effekt, der nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern auch fürs Wartezimmer gilt. Im Makula-Netzhaut-Zentrum in Oberkassel werden die Patienten mit einer perfekten Inszenierung von ganz unterschiedlichen Kunstobjekten überrascht.
Kaum jemand geht völlig unbeschwert zum Augenarzt. Erst recht nicht, wenn er sich Sorgen um sein gutes Sehen macht oder ihm gar eine Operation bevorsteht. Schon das Warten erscheint einem viel zu lang, von Minute zu Minute steigt die Nervosität. Da wäre eine Ablenkung, die das Auge beschäftigt und die Sinne anregt, eine wahre Wohltat. Was könnte dafür geeigneter sein als Kunst? Im Makula-Netzhaut-Zentrum der Augenärzte Breyer-Kaymak-Klabe hat man dieses Bedürfnis der Patienten erkannt und in einer perfekten Inszenierung umgesetzt. Dafür vertrauten die Mediziner auf die Beratung von Tiger & Burch.
Kommunikations-Profi Dieter Castenow und Jeannine Burch, Galeristin und Ausstellungsmacherin, entdeckten vor einem Jahr ihren Gleichtakt im Umgang mit Bildern und Skulpturen und beschlossen, ein Team zu werden. „Wir haben eine fantastische Synergie und liegen geschmacklich auf einer Ebene“, erzählt Dieter Castenow. „Aber eine klassische Kunstberatung sind wir nicht. Sagen wir es so – wir bringen Kunst zu den Menschen und stellen Fragen. Was sind das für Leute, wie sieht das Profil des Unternehmens aus? Danach suchen wir die Kunst aus, die dazu passt.“ Deshalb auch der Slogan „art is coming home“.
Der Zufall wollte es, dass Jeannine Burch zu einer Vorsorgeuntersuchung in die Praxis kam. Die erlesene Ausstattung der Wartebereiche und des Flurs entging ihr nicht. Aber mit geschultem Blick erfasste sie sogleich, welche zusätzlichen Effekte sich mit individuell ausgewählter Kunst an den weitgehend leeren Wänden noch erzielen ließen. Das sprach sie auch aus. Und die Ärzte verstanden sofort, was sie meinte. So kamen „Tiger & Burch“ ins Spiel. Gemein sam wurde ein schlüssiges Gesamtkonzept entwickelt, ein wohnliches Gegengewicht zu den Hightech-Geräten und wissenschaftlichen Apparaten in den Behandlungsräumen. „Die Patienten sollen vom ersten Moment an einen positiven Eindruck bekommen“, erläutert Jeannine Burch. Die weitläufige Etage im Obergeschoß eines klar strukturierten Gebäudes nahe dem Belsenplatz verlangte nach drei unterschiedlichen Formen. Im Eingangsbereich sollte die Kunst groß und spektakulär sein. Im Wartebereich überraschend und gern ein bisschen rätselhaft. Und im langgestreckten Flur sanft und beruhigend, wenn auch nicht ohne reizvollen Blickfang.
Seit wenigen Wochen ist das Ergebnis zu besichtigen. Wenn sich die Aufzugtür öffnet, kann der Patient gar nicht anders, als die strenge Gliederung einzelner goldener Strahlen über der Rezeption wahrzunehmen. Die „sphärische Sonne“ ist ein Werk von Vera Lossau. Die gegenüberliegende Wand wird von zwei riesigen Blumenbildern ausgefüllt. Ihr Schöpfer Martin Klimas beschießt seine Stillleben mit dem Hochdruckschussgerät und erzielt damit magische Effekte. Hier sind es Orchideen in kräftigem Pink und zwei gelbe Mohnpflanzen. „Wir konnten bei unseren Sprechstunden beobachten, dass die Patienten in dieser Lounge sehr gern verweilen“, sagt Dr. Karsten Klabe, der Initiator des Kunstprojekts. Es komplettiert das neue Makula-Netzhaut-Zentrum in Oberkassel, das High-End-Diagnostik und -therapie von Makula-, Netzhaut- und Glaskörpererkrankungen bietet. Mit 35.000 Operationen ist Dr. Hakan Kaymak ein absoluter Spezialist in der Augenchirurgie.
Von der Lounge geht es den Flur entlang, in dessen Mitte das zweite Werk von Vera Lossau hängt. Ein kreisförmiges Leuchtobjekt mit der verschnörkelten Inschrift „dammitimmad“, in beide Richtungen zu lesen und absichtlich schwer zu entziffern. Bleiben die Wände im 18 Meter langen Flur, für die „Tiger & Burch“ vier Bildsequenzen von Stephan Kaluza vorschlugen und bei Dr. Detlev Breyer offene Türen einrannten. Er besitzt und liebt das Buch, in dem der Düsseldorfer Künstler seine Rhein-Wanderung von der Quelle bis zur Mündung festgehalten hat. Damalige Ausbeute: 35.000 Fotos. Vier Stationen sind jetzt in der Praxis nachzuvollziehen. Erst ist der Fluss ein schmales Rinnsal, bei Freiburg dehnt er sich aus. Dann erkennt man das Rheintal, bevor der Strom in Holland an Breite gewinnt. „An diesen Bildern können auch wir Ärzte uns kaum satt sehen“, sagt Dr. Breyer. „Wir stehen genauso gern davor wie unsere Patienten, denen wir angenehme Emotionen verschaffen.“