„Wir müssen uns dem Konkurrenzkampf stellen“
Auf die Frage, wie die ersten Wochen im…
Adela Zaharia und ihr herrlicher Sopran begeistern das Düsseldorfer Opernpublikum. Zuletzt triumphierte die Rumänin in „Maria Stuarda“
Sie kennt das wohlige Gefühl, mit Ovationen überschüttet zu werden. Das passiert ihr nicht
nur bei Premieren, sondern bei nahezu jedem Auftritt. Und doch bringen die Wellen der
Begeisterung Adela Zaharia immer wieder aufs Neue zum Staunen. „Ich werde sehr verwöhnt
und bin dankbar dafür“, freut sie sich. Nicht nur in ihrem Stammhaus am Rhein, auch in
München, Los Angeles oder Berlin feiert das Publikum die großgewachsene Sopranistin aus
Rumänien. Jüngstes Düsseldorfer Glanzlicht ist ihre Titelpartie in der Oper „Maria Stuarda“ von
Gaetano Donizetti. „Das Schwierigste, was ich je gemacht habe“, beteuert Adela Zaharia. „Es
kostet mich so viel physische Kraft.“ Einmal war sie stark erkältet und hat die extrem fordernde
Rolle nach einer Ansage ans Publikum trotzdem gesungen. Man habe ihr keinerlei Schwäche
angemerkt, hieß es anschließend. „Ich bin auf Perfektionismus fokussiert“, gibt sie zu. „Schon
die allerkleinsten Mängel sind für mich ein Desaster. Aber ich kann sie mit einigen Tricks recht
gut überspielen.“ Für Adela Zaharia wurde die Deutsche Oper am Rhein zur ersten künstlerischen Heimat. Kleiner Umweg inklusive. Sie war Studentin an der renommierten Musikakademie von Cluj-
Napoca, als Intendant Christoph Meyer und Operndirektor Stephen Harrison in Rumänien zum
Vorsingen luden – auf der Suche nach neuen Talenten fürs Opernstudio. „An diesem Tag war ich
krank und so sauer wegen der verpassten Chance“, erzählt sie. Wenige Monate später bekam sie
eine zweite in Berlin. Adela Zaharia wurde ins Studio der Komischen Oper aufgenommen und
erlebte dort in Windeseile eine Überraschung nach der anderen. Sie durfte als Pamina in der
„Zauberflöte“ debütieren, als Musetta in „La Bohème“, als Micaëla in „Carmen“. Dann stand ein
Vorsingen an der Rheinoper an, und diesmal klappte es. „Im Opernstudio musste ich noch vieles
über meine Stimme lernen und verstehen“, sagt sie. „Das alles hat sich in meiner ersten
Düsseldorf-Spielzeit sehr schön erklärt. Hier habe ich mein Fach gefunden und erkannt, wie ich
am besten strahlen kann.“ Es sei mutig gewesen von Stephen Harrison, einer jungen Sängerin
wie ihr anspruchsvolle Rollen wie die Konstanze in „Entführung aus dem Serail“ oder die Lucia in
Donizettis „Lucia di Lammermoor“ anzuvertrauen. In keiner einzigen enttäuschte Adela Zaharia.
2017 gewann sie den „Operalia“-Wettbewerb von Placido Domingo in gleich zwei Kategorien.
Das Strahlen, nach dem sie so verlangte, entfaltet sich am herrlichsten im Belcanto, wie ihn auch
„Maria Stuarda“ erfordert. „In Italien liebt man diesen Stil. Operngänger in anderen Ländern
halten ihn manchmal für langweilig“, sagt sie. „Aber in Deutschland gibt es eine große Lust am
Belcanto, das hätte ich nie erwartet.“ Am liebsten singt sie in italienischer Sprache, sie sei der
rumänischen verwandt. Vielleicht bestärkte sie diese Vertrautheit in ihrem kühnen Entschluss,
bei „Lucia di Lammermoor“ an der Staatsoper München einzuspringen und sich die Inszenierung
in drei Tagen anzueignen. „Eine enorme Ehre, doch der Druck war nervenzerfetzend. Am Ende
habe ich vor Erleichterung geweint.“ Der Riesenerfolg machte ihr klar: „Ich liebe München, und
München liebt mich. Ich bin jede Spielzeit wieder da.“ Da muss man sich fragen, wie lange dieser Stern noch über der Oper am Rhein leuchtet. „Mein Vertrag läuft bis 2022“, beschwichtigt sie. „Wir haben eine Vereinbarung getroffen, die es mir erlaubt, Gastspiele anzunehmen und dennoch jedes Jahr mehrere Rollen hier zu singen.“
Am 1. März gab sie ihr Debüt als Violetta bei der Wiederaufnahme von „La Traviata“, eine Partie, die sie oft verschoben hatte. „Sie ist sehr komplex, physisch wie musikalisch. Ich wollte sie nicht eher singen, bis ich mir sicher war, sie zu bewältigen.“ Gleich nach Düsseldorf tritt sie damit in Los Angeles auf. Verhält sich das amerikanische Publikum anders als das europäische? „Oh ja, und wie!“ Sie lacht. „Ein Opernbesuch in den USA ist ein Privileg und viel teurer als bei uns. Die Zuschauer reagieren mit großem Enthusiasmus. Manchmal applaudieren sie mitten in einer Arie, wenn sie einen schönen hohen Ton hören.“ Das mag übertrieben erscheinen, aber ein wenig offener und spontaner dürfte das hiesige Publikum gelegentlich schon sein, findet sie. Mit einem Solokonzert am 7. April in der Oper betritt Adela Zaharia wieder einmal Neuland. „Mein allererster Liederabend. Ich allein, über eine Stunde. Bisher hatte ich dafür nie Zeit, jetzt bin ich gespannt darauf. Liederabende sind speziell und sehr intim. Man sieht und hört alles, wenn es nur eine Stimme und ein Klavier gibt.“ Lieder können melancholisch und beschwingt sein, was bevorzugt sie? „Ich bin total verliebt in die französischen, die gehen mehr in Richtung Melancholie“, antwortet sie und setzt hinzu: „Ich hätte gern mehr Raum für meine Projekte. Meine Arbeitsweise ist so, dass ich immer eines abschließen muss, bevor ein neues beginnt.
Nicht einfach, wenn man sehr beschäftigt ist.“ Aber eben der Preis des Erfolgs. Adela Zaharia ist
sich trotz ihrer jungen Jahre bewusst, wie wichtig Entspannung ist. „Ich brauche sehr viel Schlaf.
Und gerne wäre ich öfter am Meer, auf einer Liege irgendwo am Strand.“ Einen Menschen hat
sie dabei am liebsten um sich: Bogdan Talos, Bass an der Rheinoper. Seit dem Studium in
Rumänien sind sie ein Paar. „Acht Jahre schon! Wir hatten das Glück, in Berlin und in Düsseldorf
gemeinsam engagiert zu sein. Für eine Sängerbeziehung ist es ein Albtraum, in entfernten
Städten zu leben.“ Zumal Adela Zaharia häufig ausfliegt. Auf die Sopranistin warten 2019 noch
Partien an anderen Häusern, darunter ihr Debüt als Adina in „L´elisir d’amore“. Diese Aussicht
beflügelt sie: „Eine Rolle, die nicht gar so viel Energie raubt. Mit ihrer schönen Leichtigkeit wird
sie mir Spaß machen.“