Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Viele bekannte Düsseldorfer sind mit großer Überzeugung am Start. Sie lassen sich auch von Wind und Wetter nicht abhalten, ihr Zweirad das ganze Jahr zu nutzen. Weil es Spaß macht, schnell geht und umweltfreundlich ist.
Bäckermeister Josef Hinkel radelt jeden Tag zwischen den Geschäften in der Hohe Straße und der Mittelstraße hin und her. Der Korb am Lenker ist dann mit gut verpackter Ware
gefüllt. „Ist er leer, nehme ich schon mal ein Kind ein Stück weit mit“, erzählt er. „Oder nicht ganz so schwere Erwachsene, die haben daran auch ihr Vergnügen.“ Sein altes Bäckerfahrrad
ist ein Hingucker, „und nebenbei ein gutes Werbemittel für mein Handwerk“, räumt er ein. Ohne Gangschaltung in Schwung zu kommen, kostet allerdings etwas Mühe. Hinkels Rad ist
schwarz, das seines Betriebsleiters gelb. „Wenn bald meine Tochter einsteigt, sollten wir für sie ein rotes anschaffen“, überlegt er. „Damit hätten wir die deutschen Farben abgedeckt.“
Beim Flitzen durch sein Revier könnte er Christiane Oxenfort begegnen. Die Musikerin und künstlerische Leiterin des „Düsseldorf Festivals“ erledigt bis zu einer Reichweite von 20
Kilometern möglichst alles per Rad. Angefangen beim täglichen Weg von ihrer Wohnung in Pempelfort zum Büro in der Altstadt.
„Ein Schlechtwetterradler bin ich aber nicht“, schränkt sie ein. Für Ausflüge in die Umgebung fehlt ihr meist die Zeit. Aber in den Urlaub nimmt sie ihr Rad gerne mit. So wie vor zwei Jahren zum Mont Ventoux in der Provence. „Diesen Sommer reisen wir auch wieder nach Südfrankreich. Diesmal leihe ich mir aber ein Mountainbike oder ein Rennrad aus, damit bin ich in den Bergen sportlicher unterwegs“, hat sie sich vorgenommen.
Dass Minna Wündrich ein Rennrad besitzt, ist reiner Zufall. „Ein Freund hat es mir vor Jahren überlassen, als ich am Stuttgarter Theater war“, erklärt die Schauspielerin. „Bei den vielen
Hügeln war das sehr praktisch. Mit meinem Hollandrad konnte ich dort nichts ausrichten.“ In Düsseldorf nutzt sie es ständig. „Ich bin nicht gern auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen,
bei der Warterei kommt mir meine Ungeduld in die Quere“, sagt sie. Nur bei Regen müsse man aufpassen, damit man nicht ins Schleudern kommt, wenn die Reifen in die
Straßenbahnschienen geraten. Am liebsten radelt Minna Wündrich (am Schauspielhaus u.a. zu sehen in „Tartuffe“ und „Schwejk“) durch den Volksgarten oder am Rhein entlang.
Das Rheinufer ist auch die bevorzugte Strecke von Moderatorin Miriam Lange. „Ansonsten nutze ich mein Fahrrad für alle Einkäufe, weil man damit bequem parken kann“, erzählt sie.
„Das sieht dann abenteuerlich aus, mit Windelpaket überm Lenker und Tüten auf dem Kindersitz.“ Ihre Sprösslinge sind zwei und vier Jahre alt und der Grund, warum sie nicht ganz
so viel radelt wie früher. Gelegentlich sitzen die Kinder hinten in einem Anhänger, „aber der ist so breit, damit kommt man nicht überall durch“. Erst kürzlich hat sich Miriam Lange einen
Helm zugelegt. „Der ruiniert die Frisur, erhöht jedoch die Sicherheit.“
Der Politiker Thomas Jarzombek genießt den Blick auf den Rhein, wann immer er von Golzheim zum CDU-Büro am Schwanenspiegel unterwegs ist. „Ganz ohne Ampel, herrlich.
Auch für meine über den Tag verteilten Termine nehme ich das Rad, es ist ein reines Fortbewegungsmittel.“ Der Bundestagsabgeordnete besitzt zwei Stück: „Ein weißes in
Düsseldorf, ein schwarzes in Berlin.“ In beiden Städten sucht er nach nicht so stark frequentierten Routen, „das ist das Geheimnis, damit es Spaß macht“. In Berlin schätzt er die
Leihräder der Deutschen Bahn, um zu seiner Wohnung zu gelangen. „Leider gibt es die am Düsseldorfer Flughafen nicht“, bedauert er.
„Mein Fahrrad ist eine Terminrakete, damit bin ich immer pünktlich“, sagt Alex Iwan. Die Agentur-Chefin („textschwester“) düst gerne „highspeedmäßig“ um den Kö-Bogen und über
die Kö. Bei halbwegs gutem Wetter und einem nicht allzu anstrengenden Tageplan bricht sie morgens in Neuss auf und erreicht nach zwölf Kilometern in 50 Minuten ihr Büro in der Stadt.
„Danach bin ich erstmal fix und fertig“, gibt sie zu. Auch den Wocheneinkauf für die Familie bewältigt Alex Iwan mit dem Rad, „dann mutiert es zum Packesel“.
René Heinersdorff lässt sein Auto manchmal wochenlang stehen. „In Düsseldorf kann man viel mit dem Rad erledigen“, weiß er. Sein Tipp: „Immer am Rhein entlang und dann irgendwann
abbiegen, wie auf der Autobahn.“ Zwei Mal in der Woche steigt der Theaterleiter in voller Montur auf sein Rennrad und rauscht ab nach Krefeld. „Ein prima Kardio-Training. Im Schnitt
schaffe ich 25 km/h, nur bei Wind dauert es länger.“ Dann spürt er, wie sein Kopf frei wird. „Der Körper schüttet Glückshormone aus, das ist erwiesen. Mental geht es mir sofort besser,
und die guten Gedanken fließen nur so“, sagt er. Er träumt davon, einmal das Abenteuer zu wagen und zum Gardasee zu radeln. „Die 1.000 Kilometer müsste man in zehn Tagen
schaffen“, glaubt er.
Den gleichen Wunsch hegt auch Moritz Führmann. Gut möglich, dass die Freunde sich im Sommer gemeinsam auf den Weg über die Alpen machen. Der Schauspieler ist ein geübter
Radler. Neben alltäglichen Besorgungen und Fahrten zum Theater liebt er seine Ausflüge ins Neandertal. „Über die Bergische Landstraße geht es an Knittkuhl und einigen Bauernhöfen
vorbei, da kommen um die 50 Kilometer zusammen“, erzählt er. Zwei ganz große Touren hat Moritz Führmann schon gepackt: „Einmal in zwei Tagen zur Documenta nach Kassel, einmal in
sieben Tagen von Stuttgart nach Potsdam.“