Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Couture-Sammlerin Monika Gottlieb stammt aus einer alteingesessenen Düsseldorfer Kaufmannsfamilie. Sie entschied sich vor 20 Jahren ganz bewusst dafür, in das sogenannte Zooviertel zu ziehen. Sie schätzt das bürgerliche Umfeld und die kurzen Wege. Mit dem Top Magazin bummelt sie durch ihr Quartier und erzählt, warum sie so gerne dort lebt.
Seit mehr als 20 Jahren wohne ich in Düsseltal, was von den Düsseldorfern allerdings immer noch liebevoll Zooviertel genannt wird. Und das, obwohl es schon seit Jahrzehnten keinen Zoo mehr gibt. Der Düsseldorfer Tierpark wurde im Zweiten Weltkrieg 1943 bei Bombenangriffen zerstört und nicht mehr aufgebaut. Und doch ist der Zoo im Viertel heute noch allgegenwärtig: Der heutige Zoopark ist mit seinen Wiesen und Teichen die grüne Oase Düsseltals und eine der schönsten Parkanlagen der Stadt. Bei gutem Wetter starte ich dort meinen Tag mit einer Runde Walken, danach ein gemütliches Frühstück. So lässt es sich gut leben. Ich habe mich derzeit ganz bewusst für dieses schöne Viertel entschieden, weil ich schon als Kind viel Zeit hier verbracht habe. Meine Eltern, die ein großes Geschäft auf der Kö in der Nähe des Breidenbacher Hofs führten, hatten viele Freunde hier, mit schönen Villen und weitläufigen Gärten, in denen man herrlich spielen konnte. Das hat mich sehr geprägt. Ich wusste schon in meiner Jugend sehr genau, in welchen Straßen ich später einmal leben wollte. Als ich schließlich durch einen großen Zufall meine Wohnung fand, war ich überglücklich. Das Viertel zeichnet sich durch eine hohe Wohn- und Lebensqualität aus. Ob Zoopark, Platanenallee, Schillerplatz oder Hanielpark – Düsseltal hat für innerstädtische Verhältnisse wirklich viel Grün zu bieten. Nicht zu vergessen die prächtigen Bürgerhäuser, die schon sehr eindrucksvoll sind. Es hat schon seine guten Gründe, warum Düsseltal als Wohnviertel so beliebt ist. Ich genieße es wirklich sehr, meinen Lebensmittelpunkt „am Zoo“ zu haben.
Ganz in der Nähe wohnen viele Freundinnen von mir. Das ist ein sehr netter Kreis, wir unternehmen sehr viel gemeinsam. Was ich auch sehr schätze – alles ist fußläufig schnell erreichbar. Gleich morgens drehe ich als erstes meine Runde über die Rethelstraße, eine der beliebtesten Einkaufsstraßen in Düsseldorf, gehe zur Post und erledige meine täglichen Einkäufe. Das sind kurze Wege, denn es gibt hier alles, was man braucht. Viele Geschäfte hier sind noch inhabergeführte Familienbetriebe, mit einem sehr persönlichen und überaus sympathischen Charme. Für Obst und Gemüse gehe ich donnerstags oder samstags gerne auf den kleinen Wochenmarkt am Ahnfeldplatz. Man trifft dort immer Leute, die man kennt, das ist das Schöne hier.
Da ich wegen meiner Couture-Sammlung häufig unterwegs bin zu Messen und Ausstellungen, weiß ich auch die gute Verkehrsanbindung sehr zu schätzen. Man ist schnell am Flughafen, aber auch die Anschlüsse zu den Autobahnen sind perfekt. Und mit der U-Bahn bin ich rasch in der City. Es gibt wirklich sehr wenig gute Gründe, noch einmal umzuziehen. Das einzige Viertel in Düsseldorf, das ich annährend vergleichbar attraktiv fände, wäre die Carlstadt. Wenn ich dort etwas Schönes fände, mit der Weitläufigkeit, die ich zurzeit habe, und Blick ins Grüne, könnte ich vielleicht noch mal schwach werden. Die Nähe zur Kö, meiner alten Heimat aus Kindertagen, hätte schon ihren Reiz. Man soll also niemals nie sagen.
Vita
Monika Gottlieb machte nach dem Schulabschluss eine Ausbildung im Einzelhandel, bevor sie in das 1926 auf der Königsallee gegründete elterliche Unternehmen eintrat. Von Parfums und exklusiven Accessoires, die dort angeboten wurden, führte sie der Weg sehr schnell in die europäischen Metropolen, wo sie das Einmaleins der internationalen Mode kennen und lieben lernte. Mehrsprachig aufgewachsen – die Düsseldorferin kann sich fließend auf Englisch, Französisch, Spanisch und Japanisch verständigen – knüpfte sie rasch interessante Kontakte. Wegweisend waren Begegnungen mit bedeutenden Modeschöpfern der Zeit wie Christian Dior, Yves Saint Laurent und Emilio Pucci. Ihre besondere Leidenschaft gehörte schon bald der Mode in ihrer gesamten Vielfalt: angefangen von Entwürfen und Zeichnungen bis hin zum Sammeln französischer und italienischer Couture und den dazu gehörigen Accessoires. Heute ist Monika Gottlieb gefragte Expertin, wenn es um Designer-Mode aus Paris, Mailand oder Rom geht, hält international immer wieder Vorträge zu diesem Thema. Oft genug steht ihre Haut-Couture-Sammlung im Mittelpunkt exklusiver Ausstellungen – so zuletzt 2018 die Sonder-Schau „Chanel, Dior, Pucci… Modemythen der 50er bis 70er Jahre“ im Lübecker Museumsquartier St. Annen. Für den kommenden Mai ist eine Ausstellung im „Museum of Style Icons“ im irischen Newbridge geplant. Seit vielen Jahren engagiert sich die Mode-Expertin in Düsseldorf ehrenamtlich für „Zebra“, eines der bedeutendsten, unabhängigen Brustkrebsberatungszentren in Deutschland.
Ulrike ter Glane