Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Als Geschäftsführerin der NRW. Invest trifft sie Firmenchefs und Politiker aus aller Welt, um den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen international zu vermarkten. Dabei wird Petra Wassner unterstützt von rund jeweils 40 Mitarbeitern in Düsseldorf und in 16 Auslandsvertretungen. Im Top-Interview erzählt die Politikwissenschaftlerin, welche Qualitäten ihr auf dem Weg an die Spitze geholfen haben, wie sie mit Niederlagen umgeht und welchen Traum sie sich gerne noch erfüllen würde.
Petra Wassner: NRW. Invest vermarktet den Wirtschafts- und Investitionsstandort Nordrhein-Westfalen international. Wir beraten ausländische Unternehmen bei ihrer Ansiedlung in unserem Bundesland. Es ist für mich eine absolut spannende Aufgabe, aber auch mit vielen Anforderungen verbunden. Ich muss einerseits die Regionen und Kommunen Nordrhein-Westfalens, ihre Infrastruktur, Flächen und Projekte kennen. Unser Standort ist für internationale Investoren übrigens Nummer eins in Deutschland.
Und andererseits war und ist es eine Herausforderung, über die unterschiedlichen Business-Gepflogenheiten und Kulturen der verschiedenen Investoren-Länder, in denen wir aktiv sind, Bescheid zu wissen. Da hilft mir natürlich die langjährige Berufserfahrung. In meiner Arbeit war und bin ich stets mit aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen und innovativen Trends konfrontiert, mit neuen Themen wie derzeit die Digitalisierung oder Elektromobilität. Denn wir müssen für die Vermarktung unseres Standortes stets am Puls der Zeit sein, um im Wettbewerb attraktiv zu sein. Es ist aber auch spannend, über meine Arbeit mit immer neuen Persönlichkeiten ins Gespräch zu kommen, sie zu beraten und in unser Netzwerk in Nordrhein-Westfalen einzubinden. Auch das macht meine Aufgabe so reizvoll.
Ich war bereits vor meiner Tätigkeit als Geschäftsführerin für die Landesregierung tätig. Dort habe ich vor allem Strukturen der Regional- und Wirtschaftsförderung mit aufgebaut, zum Beispiel die Gründungs- und Mittelstandsinitiativen GO und Move Ende der 90er Jahre. Die Begleitung von mittelständischen Unternehmen bei der Restrukturierung und damit verbundene Serviceangebote waren ebenso wie der Aufbau eines Weiterbildungsprogramms für die Wirtschaftsförderung in NRW meine Schwerpunkte. 2001 wurde ich vom damaligen Wirtschaftsminister in die Geschäftsführung berufen. Damit war dann der Aufbau von internationalen Strukturen für NRW verbunden.
Fachwissen, Kompetenz, Ausdauer und nicht zuletzt Einsatzbereitschaft sowie der Mut, Neues zu entwickeln. Fakt ist: Frauen müssen sich grundsätzlich mehr beweisen, um in einer männer-dominierten Arbeitswelt zu bestehen. Das bedeutet stets gute Vorbereitung und Engagement für die Sache. Aber eben auch Durchhaltevermögen.
Selbstbewusstsein, Verhandlungsstärke und Verlässlichkeit. Für mich ist es absolut wichtig, dass meine Kolleginnen und Kollegen sowie Partner wissen, sich auf mich stets verlassen zu können. Also Fairness im Business ist das oberste Gebot. Aber durchaus auch Dinge kritisch zu hinterfragen, allerdings nie ohne eine Lösung oder ein Ergebnis am Ende zu haben. Und die Bereitschaft zu Veränderungen, um die Arbeit selbst oder den Service für die Kunden zu verbessern.
Die Anforderungen in meinem Berufsleben sind recht hoch. Ich werde immer wieder mit neuen Ländern und Themen konfrontiert. Die Akquisition und Ansiedlungsprozesse für große Projekte sind dabei die größte Herausforderung. Nicht jedes Projekt führt zum Erfolg. Dennoch müssen mein Team und ich immer das Beste geben, um den Investor zu gewinnen. Dabei sind viele verschiedene Akteure und Interessen zu berücksichtigen und es muss auch mal das Unmögliche möglich gemacht werden. Es gilt, immer wie-der neue Hindernisse und Schwierigkeiten zu überwinden.
Ich bin stolz darauf, in und mit einem Team qualifizierter und kompetenter Kolleginnen und Kollegen in Düsseldorf und an unseren internationalen Standorten erfolgreich Investoren für unser Land zu gewinnen. Wir können diese Spitzenposition in Deutschland seit Jahren erfolgreich halten und ausbauen. Das ist selbstverständlich ein Gemeinschaftsergebnis. Insbesondere habe ich mich intensiv für den Aufbau der chinesischen Business Community in NRW engagiert. In zehn Jahren ist es uns gelungen, über 1.000 Firmen aus China anzusiedeln. 2014 kam der chinesische Staatspräsident Xi Jinping nach Düsseldorf und Duisburg. Für seine Wirtschaftsdelegation organisierten wir ein Forum im Industrieclub. 2016 wurde ich mit dem National Friendship Award der chinesischen Regierung ausgezeichnet. Das war für mich eine große Ehre.
Niederlagen gehören zum Erfolg. Nicht jedes unserer Ansiedlungsprojekte führt zwangsläufig zu einem positiven Abschluss, denn wir unterliegen als Standort einem starken Wettbewerb. Wichtig ist es, kritisch zu analysieren, warum es eine Niederlage gab und dann daraus für zukünftige Projekte zu lernen. Die landeseigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft NRW.Invest mit Repräsentanzen unter anderem in Japan, China, Großbritannien, Indien und in der Türkei unter-stützt Unternehmen bei Investitionsprojekten oder der Ansiedlung in Nordrhein-Westfalen.
Das ist durchaus unterschiedlich. Reisen gehört zu meinem Job. Ich begleite häufig den Wirtschaftsminister und den Staatssekretär bei Auslandsreisen. Und wir führen zahlreiche Veranstaltungen im Ausland durch. Im Schnitt sind es etwa zehn bis zwölf Reisen pro Jahr, überwiegend in Europa, aber je nachdem auch nach Übersee. Wichtig sind mir vor allem die Besuche bei Unternehmen, die noch nicht an unserem Standort sind, um sie von NRW zu überzeugen sowie die Unternehmensbesuche bei unseren Key Accounts. In NRW betreuen wir die Investoren auch nach der Ansiedlung. Dieser Aufgabe kommt viel Bedeutung zu, denn in der Regel wachsen die Unternehmen, wenn es ihnen am Standort gut geht.
Grundsätzlich nicht. Die Position ist ausschlaggebend, weniger das Geschlecht. Mir ist es allerdings wichtig, auf die unterschiedlichen Businessgepflogenheiten einzugehen.
Nicht aufgeben und dabei aber immer fair bleiben.
Zielorientiert. Wir haben Unternehmenskennzahlen, die sich an Zielen orientieren. In Jahresgesprächen wird Resümee gezogen und es gibt ein persönliches Feedback. Ich verstehe mich als Coach meiner Mitarbeiter und berate insbesondere bei neuen oder schwierigen Situationen.
Wir haben kein spezielles Förderprogramm für Frauen. Etwas mehr als die Hälfte unserer Führungspositionen sind mit Frauen besetzt. Die Auswahl erfolgt nach Qualifikation und Eignung für die jeweilige Aufgabe.
Insgesamt haben Frauen mittlerweile mehr Chancen auf eine Führungsposition, wenngleich der Frauenanteil im Topmanagement noch nicht entsprechend ist. Nur zwölf Prozent der Vor-stände der 30 Dax-Konzerne sind Frauen. Und im Mittelstand hat nur jedes dritte Unternehmen eine Frau in der Führungsetage. Wenn Deutschland im internationalen Vergleich mit der Türkei oder Indien nicht am Ende des Rankings stehen will, müssen mehr Frauen in die Vorstände und Führungsetagen
Networking ist für meine Arbeit zentral. Das Pflegen von Geschäftskontakten und der Austausch von Informationen tragen wesentlich zum Gelingen meiner Arbeit bei. Mit Informationen vertrauensvoll umzugehen, ist das A und O dabei!
Abendtermine gehören selbstverständlich dazu, denn sie dienen dem Netzwerken. Gerade im Januar finden zahlreiche Neujahrsempfänge statt, die perfekt sind, um unsere Kundenbeziehungen zu pflegen. Wir veranstalten zum Beispiel mit der Stadt Düsseldorf und dem Wirtschaftsministerium den japanischen und chinesischen Neujahrsempfang. So habe ich die Möglichkeit, mit vielen Unternehmen der Business Communities zu sprechen. Zudem freue ich mich, an solchen Abenden auch unsere Kooperationspartner zu treffen. Einmal im Jahr würdigen wir außerdem mit dem NRW.Invest Award beispielhafte Investments in Nordrhein-Westfalen – ein wichtiges Event zur Stärkung unserer Investoren-Community. Aber selbstverständlich bleibt auch immer noch Zeit fürs Privatleben, da achte ich drauf.
Sport ist für mich wichtig. Ich laufe morgens regelmäßig mit meiner Nachbarin am Rhein in Oberkassel und ich habe mir ein halbstündiges Yogaprogramm kreiert. Abends lese ich ein spannendes Buch oder treffe mich einfach mit Freunden. Zudem bin ich kunst- und kulturbegeistert. Ich habe ein Premieren-Abo der Deutschen Oper am Rhein und eine Artcard, so dass ich alle Ausstellungen auch spontan besuchen kann.Gibt es noch einen Traum, den Sie sich gerne erfüllen würden? Absolut, ich würde gerne besser Golf spielen. Für mich ist das ein toller Sport zum Entspannen. Leider fehlt mir oft die Zeit, um zu trainieren. Und vielleicht auch die Geduld, um zu akzeptieren, nicht besser zu sein. Golf ist ein demütiger Sport. besetzt.