Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Vier Tage lang stand die „Art Düsseldorf“ mit einem umfangreichen Rahmenprogramm – begleitenden Dinner, Diskussionen und Partys – im Fokus internationaler Galeristen und zahlungskräftiger Sammler.
Das Alleinstellungsmerkmal von Köln als Kapitale des Kunstmarkts gilt nicht mehr. Auch bei der zweiten Auflage der neuen Kunstmesse Art Düsseldorf strömten die Besucher – Kuratoren, Sammler und Kunstfreunde aus Düsseldorf, dem Rheinland, den Benelux-Staaten und der Schweiz – in die ehemaligen Stahlwerk-Hallen auf dem Areal Böhler. Walter Gehlen, Geschäftsführer des Unternehmens Art Fair International, hat es geschafft, einen neuen Kunstmarkt zu etablieren und ihn zu steigern: Und das trotz des kurzfristigen Rückzugs des Minderheitsgesellschafters MCH aus der Schweiz, der unter anderem die „Art Basel“ veranstaltet. 40 nationale und internationale Galerien mehr waren dabei als bei der Premiere vor einem Jahr. Mit an Bord waren insgesamt 91 etablierte und junge Galerien aus 19 Ländern, auch aus Asien und den USA (zum Beispiel der New Yorker Star-Galerist David Zwirner oder die Marlborough Gallery). Darüber hinaus setzt die Messe mit dem Post Lehmann-Bereich für Galerien, die nach 2008 gegründet wurden, wichtige Impulse für den jungen Kunstmarkt.
Auch diesmal wirkte die „Art Düsseldorf“ wieder wie ein Gesamtkunstwerk und die hochrangige Gegenwartskunst kam in den Industriehallen glänzend zur Geltung. Ein bronzener Ofen von Joseph Beuys, eine millionenteure eingeschnittene goldene Leinwand von Lucio Fontana oder eine blaue Glitzermadonna mit belgischem Fisch von Jan Fabre oder drei großformatige Skulpturen der Künstler Meuser, Erwin Wurm und Tony Cragg oder die Riesenwelle, die Aljoscha mit seiner dynamischen Skulptur aus Plexiglas macht – an spektakulärer Kunst mangelt es bei der Art Düsseldorf nicht. Gleich am Eröffnungstag gab es zufriedene Gesichter: Es wurde beherzt Geld ausgegeben, zahlreiche Kunstwerke wechselten den Besitzer. So war auch Felix Krämer, Direktor des Kunstpalastes, mit einer Ankaufskommission unterwegs und kaufte als Neuzugang für die Sammlung eine Arbeit von Natalie Czech (Galerie Kadel Willborn, Düsseldorf) und eine von Stefan Wissel (Galerie van Horn, Düsseldorf). Die Ankaufssumme von 25.000 Euro wurde finanziert durch die Spenden des Freundeskreises und der Art Düsseldorf.
Bei Preisen von ein paar Tausend Euro bis zu einem „Fontane“ für 1,5 Millionen Euro war alles vertreten, was das Sammlerherz höher schlagen lässt, Kunst für reiche Sammler ebenso wie für Einsteiger. Und die Besucher, darunter die Unternehmer Nadine und Peer Schatz (Quiagen), Patrick Schwarz-Schütte (Black Horse), Monika Schnetkamp (Kai 10), waren ob des Angebots und der Inszenierung begeistert. Im Reigen der internationalen Mega-Messen lieben die Galeristen die private Atmosphäre in den Hallen mit Industriecharme. Düsseldorf habe einfach ein gutes Timing, hier sei es viel entspannter. Und an betuchter Kundschaft mangelt es im Rheinland und den Beneluxstaaten ja nun wirklich nicht.
Die Messe war natürlich auch ein willkommenes Sehen-und-Gesehen-werden, das sich Andreas Gursky und seine Ehefrau Annika Frank, Nicole Blome, Felix Thonet und Petra Schäpers (Dorotheum) nicht entgehen ließen. Der Düsseldorfer Maler Leon Löwentraut (inkognito unter der Hoodie-Kapuze) sah sich um, aber auch der Fotokünstler Wolfgang Sohn sowie Sabine Crasemann (Langen Foundation). Georg Hornemann erzählte von seiner bevorstehenden Ausstellung in einer Kirche. Etliche Künstler, wie Claus Föttinger, Titus Schade (Meisterschüler von Neo Rauch) und der in London lebende Martin Groß, nutzten die feine Kunst-Bühne und pflegten ihre Netzwerke. Vier Tage lang stand die Messe mit einem umfangreichen Rahmenprogramm, begleitenden Dinner, Diskussionen und Partys im Fokus der internationalen Kunstszene. Die nächste „Art Düsseldorf“ soll im November 2019 steigen.