„Wir müssen uns dem Konkurrenzkampf stellen“
Auf die Frage, wie die ersten Wochen im…
Düsseldorfer Weinhändler verraten ihre Geheimtipps
Die deutschen Weinbaugebiete boomen. Reizvolle Landschaften, Kultur, Gastfreundschaft und Genuss gehen hier eine wunderbare Verbindung ein. Wo der Wein wächst, lassen sich genüssliche Stunden verbringen. Das wissen auch die Düsseldorfer Weinhändler. Wir haben fünf von ihnen befragt, welche deutschen Weinregionen ihnen besonders am Herzen liegen.
„Das erst 1971 als eigenständiges Weinbaugebiet bestätigte Gebiet Nahe gefällt mir besonders gut“, sagt Gaby Thomas, Inhaberin von „Der Weinladen“ auf der Birkenstraße in Flingern. „Nicht nur, weil die derzeitige Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, dort einmal das Amt ‚Deutsche Weinkönigin‘ innehatte, sondern auch, weil es von Düsseldorf aus recht schnell zu erreichen ist. Diese Region bietet für den Weinbau enorm vielfältige Böden auf teilweise engstem Raum, so dass Weine aus der gleichen Rebsorte sehr unterschiedliche Charaktere entwickeln. Mein Lieblings-Weingut ist das der Familie Gälweiler in St. Katharinen, einem schmucken und gemütlichen Ort. Abends nehme ich mir häufig eine Flasche Cabernet Blanc von dort mit nach Hause. Diese Rebsorte ist relativ neu und zählt zu den pilzwiderstandsfähigen, was bedeutet, dass der Winzer während der Vegetationsperiode weitgehend auf Pflanzenschutzmittel verzichten kann, viel seltener mit dem Schlepper in den Weinberg fahren muss, also auch weniger Emissionen in die Luft abgibt. Geschmacklich ist dieser Wein zwischen Riesling und Sauvignon Blanc einzuordnen. Er duftet nach Johannis- und Stachelbeeren und erinnert dezent an Ananas. Die elegante Säure rahmt diese feinfruchtigen Noten wunderbar ein. Kulinarisch schätze ich an der Nahe den traditionellen Spießbraten, dessen Grundlage meistens Roastbeef ist, welches nach einer nächtlichen Ruhezeit, bedeckt mit insbesondere fein geschnittenen Zwiebelscheiben, auf einem Feuer aus Buchen- und Eichenholz gebraten wird. Ein kross gebratenes Stück Schwenkbraten mit einem Glas eiskalten Cabernet Blanc, den Blick über die Rebstöcke schweifen lassen – da wächst die innere Zufriedenheit.“
„Der Weinladen“, Birkenstraße 110, Flingern, Telefon 0211 667507, www.weinladen-online.de
„Rheinhessen ist nicht nur Deutschlands größtes Weinanbaugebiet, es spiegelt in meinen Augen auch am stärksten die Erfolgsgeschichte des deutschen Weinbaus in den letzten Jahren wider“, so Nils Lackner, einer der Gründer von „Concept Riesling“ auf dem Carlsplatz. „Hat man vor einigen Jahren noch spöttisch gesagt, das Beste an Rheinhessen sei die Nähe zum Rheingau, so muss man heutzutage anerkennen, dass kaum eine andere Region trockenen deutschen Wein international so stark repräsentiert wie Rheinhessen. Spitzenwinzer wie Klaus Peter Keller, Kai Schätzel und Philipp Wittmann spielen auch in den globalen Weinszenen ganz oben mit und agieren als Leuchttürme einer neuen Qualitätsbesinnung im deutschen Weinbau. Dahinter wartet eine ganze Garde an motivierten Jungwinzern, welche auch außerhalb des Rieslingbereichs großartige Weine produzieren. Erwähnenswerte Weine sind die hochmineralischen Einzellagen-Rieslinge von Klaus Peter Keller aus Westhofen und Dalsheim oder die komplexen Niersteiner Kabinett Rieslinge aus dem Roten Hang von Kai Schätzel, der diese Stilistik auch außerhalb der Mosel salonfähig gemacht hat.
Die Jungwinzerin Anna-Maria Kreichgauer überrascht mit einer moderngeradlinigen Scheurebe, welche sie mit langer Hefelagerzeit und kompromisslos trockener Aromatik ausstattet. Und aus dem Weingut Weedenborn kommt einer der besten Sauvignon Blancs der Republik. Alle Weine gibt es bei uns. Als größte Stadt im Anbaugebiet glänzt Mainz nicht nur mit einer traumhaft schönen Altstadt, sondern auch mit einer Vielzahl an Weinstuben und Bars, in denen der rheinhessische Rebsaft zelebriert wird.“
„Concept Riesling”, Carlsplatz, Carlstadt, Telefon 0152 28759836, www.conceptriesling.com
„Ich liebe die Pfalz!“, schwärmt Susanne Fischer, Inhaberin der „Sommelerie“ auf der Bürgerstraße in Unterbilk. „Nicht nur die Weine, auch die Menschen, die sie machen. Die Pfälzer sind unbeschreiblich herzlich, korrekt und hilfsbereit. Sie haben immer einen lustigen Spruch parat, ohne dass die Ernsthaftigkeit fehlen würde, menschlich halt. Zu meinen Lieblingsweingütern zählen Dr. Wehrheim in Birkweiler und Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen. Die benachbarten Weingüter in der Südpfalz arbeiten biodynamisch und nachhaltig.
Ihre Weine sind geschliffen, voller Finesse, reich an Mineralität, mit teilweise kräftiger Textur. Es sind ausdrucksstarke Persönlichkeiten. Großen Spaß macht das Höfefest ‚Fünf Winzer-Fünf Freunde‘ (meist Anfang September). Wenn es zu den Weinen der fünf Winzerbetriebe kleine Leckereien wie Zwiebelkuchen oder Pfälzer Leberwurst gibt, ist die Welt in Ordnung.“
„Sommelerie“, Bürgerstraße 28, Unterbilk, Telefon 0211 393999, www.sommelerie.de
„Die Weinregion Baden ist für uns eine der spannendsten in Deutschland“, sagen Ulrich Meyer & Christopher Sistermanns vom Weinhandel VIF auf der Rethelstraße im Zooviertel. „Der Weinanbau erstreckt sich über fast 300 Kilometer vom Bodensee entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse nach Norden. Das bringt eine unglaubliche Vielfalt an Böden, Klimaeinflüssen, Rebsorten, Traditionen und somit auch an unterschiedlichen Weinstilen. Müller-Thurgau ist out? Nicht am Bodensee! Gutedel aus dem Markgräflerland ist eine über die Region hinaus bekannte Spezialität. Weiß-, Grau- und Spätburgunder einiger Winzer vom Kaiserstuhl gehören zu den besten in Deutschland. Und natürlich darf der Riesling nicht fehlen, dessen beste Vertreter aus der Ortenau kommen. Hinzu das Savoir Vivre der Badener, gutes Essen und Trinken, das von den französischen Nachbarn auf der anderen Rheinseite inspiriert ist.
Wir lieben die Weine von Alexander Laible aus Durbach, die wir seit mehr als zehn Jahren im Sortiment haben. Der Winzer hat sich schon vor vielen Jahren von den klassischen deutschen Prädikaten wie Kabinett oder Spätlese getrennt. Er benutzt eine Qualitätseinstufung mit bis zu drei Sternen, die es ihm ermöglicht, seine eigenen Vorstellungen von gutem Wein besser umzusetzen. Seitdem wurde er von der Fachwelt mit Auszeichnungen geradezu überhäuft, zuletzt mit dem renommierten ‚Feinschmecker Wine Award‘, sozusagen dem Oscar für Winzer. Viel wichtiger aber: Die Weine sind oberlecker und schmecken viel mehr als sie kosten. Für den Sommer empfehlen wir zum Beispiel den 2017-er Grauburgunder** trocken. Er duftet nach Birnen und reifen Äpfeln, ist saftig und ausgewogen, mit elegantem Schmelz und schönem Abgang, macht einfach Spaß. Ein Besuch dieses Weinguts in der Ortenau zwischen Rhein und Schwarzwald kann mit vielen Ausflügen abgerundet werden.“
VIF, Rethelstraße 139, Düsseltal, Telefon 0211 83025149, www.vif.de
„Unter den deutschen Weinregionen gibt es mehrere faszinierende, da eine besonders hervorzuheben, ist vielleicht den anderen Gebieten gegenüber ungerecht“, meint Klaus Wählen von „Die Weinschmecker“ in Oberkassel. „Die Weinregion Rheingau hat für mich jedoch etwas Besonderes. Mein Lieblings-Winzer aus dem Rheingau ist Jörn Goziewski mit seinem gerade mal 1,5 Hektar großen Weingut Joern in Geisenheim. Ein experimentierfreudiger Winzer mit Leib und Seele, der es verstanden hat, dass der Rheingau ihm ein außergewöhnliches Wirkungsfeld hinsichtlich der Bodenstruktur und des Klimas vorhält. Das Ergebnis sind einzigartige und faszinierende Weine, überwiegend Riesling und etwas Spätburgunder, mit enormer Dichte und Komplexität.
Die Weine bleiben dabei auch noch elegant und sind noch dazu überaus trinkanimierend. Jörn Goziewski setzt bei allen Weinen auf Spontangärung und langes Hefelager in großen, gebrauchten Holzfässern oder auch Barriques. Zur Weinregion Rheingau zählen auch die alten Klöster und Schlösser, die stimmungsvoll in die Weinlandschaft eingebettet sind. Sehenswert sind Kloster Eberbach und Schloss Johannisberg, eines der ältesten Riesling-Weingüter der Welt.“
„Die Weinschmecker“, Oberkasseler Str. 74, Oberkassel, Telefon 0211 5579916, www.dieweinschmecker.com