Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Stilechter geht es ganz bestimmt nicht: Der Store von Gobi Mongolian Cashmere wird von einem Ehepaar aus der Mongolei geführt. Im Frühjahr haben sich Oyun Ishdorj und Erdenesukh Purev in der Kö-Galerie niedergelassen. Einiges in ihrem großzügigen, lichten Laden erinnert an ihre ferne Heimat und verbreitet eine angenehm authentische Atmosphäre. Etwa die bunt bemalte Truhe oder die seltene Pferdekopfgeige – ein zweisaitiges Musikinstrument, das es nur in der Mongolei gibt. An den Wänden sind stimmungsvolle Fotografien der Tiere zu sehen, denen die hochklassige Kaschmirwolle zu verdanken ist. Es sind Hircus-Ziegen, die traditionell von Nomaden gezüchtet und gehalten werden. Sie weiden unter freiem Himmel und sind robust genug, die extremen klimatischen Bedingungen mit Temperaturschwankungen von minus 40 bis plus 40 Grad auszuhalten. Dadurch wird ihre Wolle besonders hochwertig. Höchstens 150 bis 200 Gramm pro Jahr können von einer Ziege gekämmt und gewonnen werden. Die gesamte Arbeit eines Nomaden konzentriert sich nur darauf. Auch das verdeutlicht, wie kostbar die rare Ausbeute an Luxusfasern ist.
Die Firma Gobi Mongolian Cashmere wurde 1981 gegründet. Der heutige CEO Tsagaach Baatarsaikhan brachte die Marke Gobi auf den internationalen Markt. Sie ist der mit Abstand größte Kaschmir-Produzent der Mongolei und eine weltweit anerkannte Marke. „Das Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass alles aus einer Hand kommt“, erklärt Oyun Ishdorj. „Gobi arbeitet eng mit den Viehzüchtern zusammen, kümmert sich selber um das Kämmen, das Waschen und die Verarbeitung der Wolle bis zur fertigen Mode und deren Vertrieb in mittlerweile 35 Ländern. Damit fallen die Zwischenhändler weg und die Ware wird kostengünstiger.“ 150 Kunden sind bei Gobi gelistet. In vier Filialen und 51 Franchise-Stores werden Pullover, Jacken, Mäntel und Schals aus hundertprozentigem Kaschmir angeboten. Mongolische und europäische Designer passen die Modelle den jeweiligen Märkten an.
Zu den deutschen Standorten Berlin und Hamburg kam jetzt Düsseldorf hinzu. „In dieser modebewussten Stadt schließt Gobi Mongolian Cashmere eine Lücke“, sagt Erdenesukh Purev. Er ist ein Neuling in der Branche und wechselte voller Freude von der Theorie in die Praxis. Als Mongolei-Wissenschaftler beschäftigte er sich bisher mit Geschichte und Traditionen seines Landes, das er gemeinsam mit seiner Frau vor 20 Jahren verließ. Sie studierten zuerst in Moskau, zogen dann nach Bonn. Oyun Ishdorj spricht außer Mongolisch auch Russisch, Englisch und fließend Deutsch, war als Marketing-Expertin und im Personal Management viel in Osteuropa unterwegs. Jetzt haben beide Lust, mit Gobi Mongolian Cashmere etwas Neues und Eigenes zu wagen. Mit ihrem Store schlagen sie eine Brücke in ihre Heimat. „Wir sind ja selber mit dieser Wolle aufgewachsen und haben sie schon als Kind getragen“, sagt Oyun Ishdorj. „Ich komme vom Land und weiß genau, wie diese Tiere riechen, wie sie sich anfühlen. Wir haben zu unserer Ware deshalb eine sehr persönliche Beziehung. In Düsseldorf können wir sie ausleben und nebenbei vielleicht noch ein gewisses Interesse für die Mongolei wecken.“
Das Sortiment bei Gobi Mongolian Cashmere ist umfangreich, es reicht von der Socke bis zum kuscheligen Riesenplaid. Auch bei Mänteln für Damen und Herren ist Gobi Spitzenreiter. Die Modelle im Store sind nach Farben übersichtlich geordnet. Jetzt im Sommer fallen Mint, Wollweiß, Blau, Apricot und Rot ins Auge. Dazu zarte transparente Schals und federleichte Pullis aus einem Kaschmir-Seide-Gemisch – wie ein Hauch auf der Haut. „Wir führen auch Organic Kaschmir als eine eigene Linie“, sagt Oyun Ishdorj. „Das bedeutet, die Fasern sind weicher als alle anderen, total naturbelassen und nicht gefärbt. Sie eignen sich sogar für Allergiker, die nur ungebleichtes Kaschmir vertragen.“
Das Ehepaar und die Geschäftspartner aus der Mongolei möchten ihr Geschäft in einem übergeordneten Zusammenhang sehen. Der Verkauf sei die eine Sache, die Überzeugung von dem Produkt die andere. „Wenn wir schon das Privileg haben, im Ausland gut zu leben, wollen wir dafür sorgen, dass die Strickerinnen in unserer Heimat, die ihre Kinder oder Eltern ernähren müssen, ihr Auskommen haben“, sagen sie und erklären den Kreislauf: „Wir geben ihnen Arbeit, damit sie ihre Kinder zur Schule schicken können. Je mehr Wolle Gobi bei den Viehzüchtern ordert, desto besser können ihre Familien leben. Das ist für uns auch ein wichtiger Aspekt.“
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