„Wir müssen uns dem Konkurrenzkampf stellen“
Auf die Frage, wie die ersten Wochen im…
Jedes Teil von Frau Frohnatur ist ein Unikat. Düsseldorfs OB Thomas Geisel und seine Frau Vera lassen sich jedes Jahr von der kreativen Kostüm-Designerin närrische Roben nähen. Das Top Magazin war beim Ortstermin dabei.
Sie näht mit Angelschnur statt mit normalem Faden, sie tackert und klebt, sie bastelt und baut – Schwäne, Flamingos, Eisköniginnen, Teufelskerle und die viel beschworene Narrenfreiheit. Aus Zitronennetzen formt sie Hut-Garnituren, sie modelliert Teufelshörner, recycelt, upcycelt und verwendet Kram und Vintage-Kleider – so wie es ihr gefällt. „Frau Frohnatur“, alias Ute-Maria Kranz, ist Spezialistin für besondere „Haute Couture“ – nämlich für Karnevalisten.
Immer öfter spielt ihre handgemachte, fantasiereiche Mode für die Fünfte Jahreszeit eine tragende Rolle – von Düsseldorf bis Aachen, von Neuss bis Köln, von Mönchengladbach bis Grevenbroich werfen sich Oberbürgermeister und ihre Gattinnen, Vereins-Präsidenten und „normale“ Jecke in närrische Roben aus dem Atelier von Frau Frohnatur. Jedes Teil ist ein Unikat und „nix für Frauen, die unterm Teppich laufen“, sagt die 54-Jährige. Bei ihr wird nichts von der Stange gekauft oder gar online bestellt. Die Kunden machen einen Termin, kommen in die Werkstatt nach Grevenbroich. Es gibt „Seelenfutter“ – Brot und selbstgemachte Bärlauch-Butter, sowie zum Schnabulieren süße Leckerchen – derweil Augenmaß genommen, geschneidert und anprobiert wird – bis alles passt. Der Ortstermin ist für Jedermann verbindlich – auch für Thomas Geisel und seine Frau Vera. „Wir brauchen vier Kostüme für die kommende Session“, sagt der Oberbürgermeister. Mindestens zwei davon zaubert die Selfmade-Kostüm-Entwerferin.
Aber welches zieht man bei der Fernsehsendung in Düsseldorf und welches in Köln an? Die Auswahl ist groß. Die Entscheidung schwer: lieber „Lila Liebchen“ oder „Lady Butterfly“, „Lotti Karotti“ oder „Nestflüchtling“? Die beiden sind experimentierfreudig, haben Spaß, in so viele verschiedene Kostüme zu schlüpfen. Mit dem Riesenzylinder auf dem Kopf wächst der OB glatt über sich selbst hinaus. Doch Vera Geisel mit ihrer turmhohen Perücke überragt ihn noch. Zwischendrin erinnern sich die Zwei an die Verkleidungen aus den letzten Jahren. „Weißt du noch, ich als Charlie Chaplin und du als sexy Marlene Dietrich?“, fragt Thomas Geisel. „Das war unser Coming out als Karnevalsjecken“, sagt Gattin Vera. Wer es nicht besser weiß, könnte glatt denken, die Geisels seien gebürtige rheinische Frohnaturen. Sie probieren an, setzen Hüte und Perücken auf. Aber welche Wahl sie letztlich treffen, bleibt geheim – bis zum 12. Januar, dem großen TV-Auftritt. Und für den ist dann neben der Kostümbauerin auch Elke Pflips zuständig. Sie ist die Visagistin mit eigenem Studio in Oberkassel, der die Promis vertrauen, wenn sie vor Kameras glänzen wollen. Sie schminkt auch die männlichen Jecken und verpasst ihnen eine Perücke. „Erst dann entfalten die Kostüme ihre volle Wirkung“, sagt die Düsseldorferin mit den roten Kringellocken.
Übrigens der Name „Frau Frohnatur“ ist nicht nur ein Business-Konzept. Er entspricht dem Naturell von Ute-Maria Kranz, die mit Humor und einem Lächeln auf den Lippen durchs Leben geht. Das war schon so, als sie noch als Architektin mehr als zwei Jahrzehnte deutschlandweit Großprojekte wie die Zentrale für den Fernsehsender Sky in München entworfen hat. Was haben denn Beton und Karneval gemeinsam? „Es kommt immer darauf an, was man daraus macht“, bemerkt sie. Jede Kreation vom Kopfputz bis zum kompletten Kostüm ist einmalig. „Bei mir gibt es keine Biene Maja in zehnfacher Ausführung“, betont sie, denn „Fott es Fott!“. Was so viel bedeutet wie, wenn die gesammelten Vintagestoffe und allerlei andere Fundstücke verarbeitet sind, dann müssen neues Material und neue Kostümideen her.
Wie kommt eine erfolgreiche Architektin überhaupt auf die Idee, Verkleidungen aller Art zu entwerfen? „Ich bin auf dem Land bei Aachen groß geworden, wo alle Fes-te ausgelassen und gern kostümiert gefeiert wurden.“ Das entsprechende Angebot in Kaufhäusern und bei Discountern fand sie frustrierend: „Obwohl Tausende von Polyestern für die Kostüme ihr Leben lassen, überstehen die Nähte oft die erste Polonaise nicht.“ Frau Frohnatur, die weder Schneidern noch Nähen gelernt hat, will Alternativen bieten. Bei ihr soll jede Frau auch als „Traumtänzerin“ oder „Zorröschen“ oder „Drachentöterin“ gut aussehen. Mal schau’n, was sie dieses Mal passend zum Sessionsmotto „Jeck erst recht!“ aus den Geisels macht.