Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Ob Wein oder Mode, Reisen oder Lifestyle – immer mehr Blogger gehen online und leben ihre Kreativität mit viel Spaß aus. Für viele ist das mittlerweile eine gute Einnahmequelle. Auch in Düsseldorf gibt es eine Vielzahl kreativer Blogger, die auf vielfältige Art und Weise präsentieren, wofür sie brennen und was die Rheinmetropole zu bieten hat.
Im Sekundentakt gehen sie weltweit online: Weblogs, oder kürzer Blogs. Die ersten entstanden zu Beginn der 90er Jahre und gewannen schnell an Popularität. Um die Jahrtausendwende wurden sie bereits zum Massenphänomen. Und aktuell schießen sie wie Pilze aus dem Boden. Die Technik wird immer einfacher und moderner. Mittlerweile kann eigentlich jeder seine Ideen online stellen. Die meisten privaten Blogger sind mit sehr viel Engagement bei der Sache, leben ihre Kreativität mit großer Freude aus und sind nicht ausschließlich auf Einnahmen aus der Blogosphäre angewiesen. Dennoch eine interessante Frage – wie verdienen Blogger eigentlich Geld? Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine davon sind gesponserte Beiträge. So wird beispielsweise die Erwähnung von Produkten in Posts abgerechnet. Der Preis dafür wird meist im Vorfeld zwischen Blogger und Firma fest vereinbart. Sogenannte Advertorials müssen gekennzeichnet sein und sind die größte Einnahmequelle für Blogger. Lukrativ sind auch Affiliate-Links. Im FashionSektor funktioniert das etwa so, dass Teile eines Outfits mit Partnershops verlinkt werden. Klickt ein Leser dann auf diesen Link und kauft das gute Stück, wird der Blogger prozentual am Umsatz beteiligt. Auch klassische Werbebanner, die man aus dem Internet kennt, können natürlich auf Blogs oder Youtube-Videos geschaltet werden. Dann wird pro Klick vergütet. Das bedeutet: Je mehr Klicks und Aufrufe, desto mehr kann man durch Banner-Werbung verdienen. Eine Steigerung der Reichweite, sprich Zahl der Follower, ist für jeden Blogger das Nonplusultra. Haben sie schließlich eine Vielzahl von Abonnenten, die regelmäßig ihre Posts lesen, steigt natürlich auch ihr Bekanntheitsgrad. Das hat zur Folge, dass sich Veranstalter gerne mit ihnen schmücken und auch bereit sind, für das Erscheinen bei Store-Openings, Fashion-Shows oder Messen zu bezahlen. Und daraus folgen dann wieder weitere Engagements. Erfolgreiche Mode-Blogger werden auch gern als Model gebucht oder bekommen kleine Rollen als Schauspieler und erhalten dafür in der Regel ganz normale Gehälter. Auch Jury-Tätigkeiten oder Modera-tionsjobs sind nicht selten und werden gut honoriert.
Jennifer Kosche gehört zur Szene. Die junge Düsseldorferin konnte es kaum fassen, als sie per Zufall im Internet ihren Namen unter den Nominierten für den „Goldenen Blogger 2017“, Deutschlands ältestem Influencer-Preis, fand. „Ich verfolge schon seit Jahren die Berichte über diesen Preis, so auch im vergangenen Dezember. Nominiert für den DIY-Blogger des Jahres sollte ich sein? Und tatsächlich: In meinem e-mail-account fand sich eine Mail des Goldene-Blogger-Teams“, erzählt die 28-jährige Social Media Managerin.
Mit ihrem Do-it-yourself-Blog „KuneCoco“ bedient sie eine Kategorie in der Blogosphäre, die zum samstäglichen Ansturm deutscher Hobbybastler auf Bau- und Heimwerker- märkte passt. Nur eins ist ungewöhnlich:
Bei Jennifer Kosche geht es dabei meist um Schweine. Wer ihre Leidenschaft für Schweine teilt, wird bei „KuneCoco – Design & Schwein“ fündig. Selbstgemachtes wie eine Schweine-Nachttischlampe, Schweine-Teebeutelhalter, Pins und Sticker, Postkarten (klar, mit Schweinen) und und und… Die Schweine-Liebe begann in ihrer Kindheit. Statt Hund oder Katze wohnten zwei Minischweine bei der Familie. „Anders als erwartet brachten die beiden schon bald 80 Kilo auf die Waage. Und Bruno, der noch immer bei meinen Eltern lebt, wiegt inzwischen 120 Kilo“, lacht sie.
Mit dem Bloggen begann sie 2005, um langweilige Schulstunden zu überstehen. Sieben Jahre später schaltete sie diesen Blog privat und startete mit „KuneCoco“ neu.
Der Blogname setzt sich aus zwei Teilen zusammen: „‚Kune’ kommt von meiner Lieblingsschweinerasse, den neusee- ländischen Kune Kune. Und ‚Coco’ ist ein abgewandelter Spitzname von mir“, erklärt sie. Ihr zeichnerisches Talent lebt sie derzeit mit kleinen Bildchen aus, sogenannten Doodles, mit denen sie vor allem ihren Instagram-Account füttert. Motiv? Na klar…
„Etwas Geld verdiene ich mit meinem KuneCoco-Shop und Provisionen von kommerziellen Vertriebspartnern. In meinem Beruf als Social Media Managerin habe ich mich gerade selbstständig gemacht und genieße die Möglichkeit, meine Zeit frei einteilen zu können. Das kommt meinem Blog zugute: Beim Basteln ist viel Licht nötig, um gute Fotos für die Bastelanleitungen machen zu können. Also verschiebe ich alles andere in die Abendstunden.“ Aktuell hat Jennifer Kosche beim Blog rund 30.000 Seitenaufrufe und über 2.000 Instagram-Abonnenten. Viele von ihnen dürften am 29. Januar mitgefiebert haben, als sie mit den anderen Nominierten zur Preisverleihung der Goldenen Blogger nach Berlin flog. „Mit so einem Medienrummel hatte ich gar nicht gerechnet“, berichtet sie. „Die beiden Mitnominierten in der Kategorie DIY-Blogger des Jahres waren genauso aufgeregt wie ich. Und am Ende hielt tatsächlich ich den Preis in der Hand.“
Einer der europaweit einflussreichsten Wein-Blogger ist der Düsseldorfer Björn Bittner. Sein Blog „BJR Le Bouquet“ ist seit zwei Jahren online und hat bereits über 60.000 Abonnenten. „Ich habe schon immer Wein getrunken, mich aber lange nicht für die Hintergründe interessiert. Endgültig angefixt hat mich vor zwei Jahren ein Film zum Thema Wein. Seither bin ich mit großer Leidenschaft dabei und versuche, damit andere Menschen zu erreichen und sie mit meiner Leidenschaft zu infizieren“, erzählt Bittner. Seine Abonnenten sind gleichermaßen Frauen und Männer zwischen 22 und 45 Jahren, die sich für die Genuss-Themen Wein, Essen, Kochen und Reisen interessieren. „Ich bin mir sicher, dass nahezu jeder das Thema Wein spannend findet, wenn er sich, inspiriert durch meine Posts, proaktiv damit auseinandersetzt.“ Björn Bittner möchte mit seinem Blog das lange als elitär und steif wahrgenommene Thema Wein einer jüngeren Zielgruppe näherbringen. Seine junge Art und die Nutzung verschiedener Social Media-Kanäle, vor allem Instagram, sind dabei hilfreich. „Ich bin einer der wenigen Wein-Blogger weltweit, die in den sozialen Medien nicht anonym posten. Ich zeige mich selbst und teile nur eigenen Content, das erhöht die Glaubwürdigkeit. Dabei ist Düsseldorf für mich der perfekte Ort. Hier wird guter Wein geschätzt, und in der Gastronomieszene sind auch Gourmets gut aufgehoben.“ Seinen Traumjob hat der 27-Jährige damit bereits gefunden, und seit einiger Zeit kann er davon leben. Bittner moderiert unter anderem Events zum Thema Wein und bietet mit seinem Blog Winzern und Gastronomen eine Plattform, auf der sie sich präsentieren können.
Sie ist Journalistin, Schreiben ist ihr Metier. Sie ist auch Weltenbummlerin, Genussmensch und Designliebhaberin – was lag also näher, als einen eigenen Blog zu gründen? Antonia Kasparek hat schon immer viele Geschichten von ihren Reisen mitgebracht; Geschichten, die zu lang sind, um sie in Tageszeitungen in Gänze zu erzählen. Und Geschichten, die zu schade sind, um nicht geschrieben und geteilt zu werden. „Es gibt unzählige erfolgreiche Reiseblogs, aber auch sehr viele sehr schlechte…. Ich will es besser, spannender und auf meine Art machen, weil es nicht genug tolle Blogs auf dieser Welt geben kann“, beschreibt die Düsseldorferin ihre Motivation. „Obwohl ich gelernte Journalistin bin, muss ich das Bloggen auch lernen, denn der Schreibstil ist persönlicher als in der Zeitung, wo man ja versucht objektiv zu berichten. Ein Blog ist gewollt subjektiv. Und Bloggen muss natürlich Spaß machen, alles andere ergibt sich dann – hoffentlich.“ Einen Blog aktuell zu halten, neue Inhalte zu liefern und Mails und Kommentare zu beantworten, sei sehr zeitaufwändig, sagt sie. „Vor allem, wenn man es praktisch nebenbei pflegt, solange es sich finanziell noch nicht trägt. Geld damit verdienen kann man beispielsweise, indem man gekennzeichnete Werbung oder finanzierte Artikel zu Themen oder zu Produkten platziert.“ Auf facebook und Instagram ist Antonia schon länger als „Trolleygirl – Traveltheworld“ unterwegs, ihr Reise- und Lifestyleblog „trolleygirl.de“ ging erst im März online. Sie beschreibt faszinierende Orte in Deutschland und der ganzen Welt, interessante Menschen und beeindruckende Kulturen. Wer sie virtuell auf ihren Reisen rund um die Welt begleiten möchte, Reisetipps sucht oder sich einfach nur mal in warme Regionen und schöne Hotels wegträumen möchte, wird dort fündig.