„Wir müssen uns dem Konkurrenzkampf stellen“
Auf die Frage, wie die ersten Wochen im…
Kreativ und erfolgreich – es gibt so viele tolle Frauen in Düsseldorf, die mit Lust und Leidenschaft, Verstand und großen Visionen die Kunst-Szene der Stadt bewegen. Hier kommt die Fortsetzung der Geschichte aus der letzten Ausgabe des Top Magazins.
Kunstverständnis, ein Gespür für Wirtschaft und eine Portion Courage sind unerlässlich, wenn man den Job von Sandra Christmann ausfüllt. Als Geschäftsführerin der ArtPartner Relation GmbH besetzt die gebürtige Essenerin in der Kunstsammlung NRW eine Schnittstelle. Sie organisiert hochkarätige Veranstaltungen in den Museen K20, K21 sowie im Schmela Haus und versucht Sponsoren für das Ausstellungs- und Bildungsprogramm der Häuser zu gewinnen. „Solche Herausforderungen mag und brauche ich“, gibt sie zu und erzählt von ihrem Einstieg: „Auf meinem Schreibtisch lag die Absage eines Sponsors. Ich rief ihn an und machte ihm klar, dass wir erneut verhandeln müssen. Wenn wir kooperieren wollen, gestatte ich Ihnen auch mal ein Nein, sagte ich. Aber bitte nicht am ersten Tag.“ Ihr kühner Vorstoß zeigte Wirkung, der Sponsor blieb ihr treu. So unerschrocken sei sie immer schon gewesen, antrainieren könne man sich das kaum. „Mein Lebenslauf war ein völliger Zickzack, gerade ging es nie voran“, erzählt Sandra Christmann. „Aber es gab immer einen roten Faden – New Business, Marketing und PR.“ Nach dem Studium (Germanistik, Linguistik, Medienwissenschaft) landete sie zunächst in der IT-Branche und arbeitete sich in einem kanadischen Unternehmen zügig bis zur European Marketing Managerin hoch. Parallel hatte sie eine große Affinität zur Kunst und viele Freunde in der Düsseldorfer Szene. Also liebäugelte sie irgendwann mit einem Job, bei dem sich Kunst und Marketing verbinden ließen. Zwölf Jahre ist sie nun dabei. Fließt das Geld weiter oder sind die Sponsoren heute zugeknöpfter? „Sowohl als auch“, antwortet sie. „Unser Vorteil ist, dass unsere Häuser eine hohe internationale Qualität repräsentieren.“ Sie sei zum Glück eine geniale Networkerin, setzt sie hinzu. Ihr Blick auf die Kunstwelt habe sich mit ihrer Tätigkeit verändert – durch die enge Zusammenarbeit mit Kuratoren, den inspirierenden Umgang mit Künstlern, die intensive Sicht auf die Museumslandschaft. Es haben aber noch zwei weitere Leidenschaften Platz im Leben von Sandra Christmann, Mutter einer 25jährigen Tochter: ihr soziales Engagement für Kinder in Kenia und ihre Liebe zu Paris, „meiner zweiten Heimat, in der ich Muße habe, zu schreiben. Vielleicht wird einmal ein Roman daraus.“
Bei den renommierten Auktionshäusern der Stadt muss der Kommerz naturgemäß mehr in den Fokus rücken. Aber auch hier geht niemand ohne eine große Leidenschaft für die Kunst ans Werk. Seit 17 Jahren arbeitet Gudrun Klemm in der Düsseldorfer Dependance von „Christie‘s“. Sie nahm den klassischen Weg und wandte sich nach einigen Semestern Grafikdesign dem Studium der Kunstgeschichte zu. Sehr schnell kam sie dann zum Kunsthandel, absolvierte mehrere Praktika und hatte ihre erste Stelle gleich bei „Christie‘s.“ Am meisten liebt sie das breite Spektrum der Objekte, mit denen sie zu tun hat – Altmeister, zeitgenössische Kunst, Schmuck, Uhren. An den „Schätztagen“ ist sie umgeben von Kostbarkeiten, die auf Wunsch der Kunden unverbindlich von Experten begutachtet werden. „Dadurch ergibt sich ein Netzwerk an Sammlern und an Wissen“, sagt Gudrun Klemm und erzählt von der feinen Balance, die ein global aufgestelltes Unternehmen wie „Christie‘s“ zu meistern hat. „Wir führen große Auktionen in New York und London durch, aber ebenso bedeutsam ist die regionale Präsenz in vielen deutschen Großstädten, wo wir den direkten Kontakt zu unseren Partnern pflegen.“
Auch die Familie von Clara Maria Sels war der Kunst sehr zugetan und brachte sogar einige Maler hervor. „Sie gehörte ganz selbstverständlich zu meinem Leben, deshalb kannte ich keinerlei Berührungsängste“, erzählt die Galeristin. Großen Einfluss hatte ihre Mutter: „Sie war Biologin, erklärte mir die Natur und zeigte mir, wie man Pflanzen durch aufmerksame Betrachtung bestimmen kann.“ Ihre eigenen Neigungen zielten zunächst Richtung Fotografie und Film. Dazu studierte Clara Maria Sels Philosophie und übte sich in Bildhauerei, ohne damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Eine Zeitlang arbeitete sie als Assistentin in einem Düsseldorfer Studio für Werbefotografie. Kaum hatte sie den Entschluss gefasst, in London ein Filmstudium zu beginnen, bekam sie 1989 das Angebot, eine Galerie zu eröffnen. „Erst nach drei Monaten Bedenkzeit sagte ich mutig zu.“ Der Start fiel mit dem Mauerfall zusammen. Schwerpunkt der küns tleris chen Ausrichtung waren zunächst russische Maler der zweiten Avantgarde, einige sollten später internationale Bedeutung erringen. Nach drei Jahren verließ sie das „russische Territorium“ fast gänzlich und wandte sich der Fotografie zu. Heute stellt sie in ihrer Galerie in der Poststraße eine Mischung aus Malerei, Skulpturen, Installationen und Fotografie aus. „Mein Beruf wird nie zur Routine, weil ich immer wieder neuen Menschen begegne, mit denen ich mich im Spannungsfeld von Kommerz und Nicht-Kommerz auseinandersetzen muss und darf “, beschreibt sie ihre Tätigkeit. Von der Kunststadt Düsseldorf hält sie viel: „Auf relativ kleinem Raum wird eine enorme Vielfalt geboten – in hervorragenden Museen, in der Oper, im Theater. Kultur und Kunst sind eine wesentliche Bereicherung für eine Gesellschaft.“
„Auf relativ kleinem Raum wird in Düsseldorf eine enorme Vielfalt geboten – in hervorragenden Museen, in der Oper, im Theater.“
Mit „Christie‘s“ hatte in Amsterdam auch Dr. Daniela Antonin einmal zu tun. Als Studentin der Kunstgeschichte spazierte sie mit der kecken Frage „Ich bin Deutsche, wie kann ich hier mitarbeiten?“ in das vornehme Auktionshaus. Prompt bekam sie einen Job. Aber ihre erste Begegnung mit der Kunst verbindet die Leiterin des Stadtmuseums mit Düsseldorf und dem Café Heinemann. Sie wuchs in der ländlichen Umgebung von Schloss Ringenberg auf, Ausflüge in die Großstadt waren etwas ganz Besonderes. „Mein Onkel und meine Mutter liebten Museen, Antiquariate und Kunsttrödelmärkte. Ich durfte mit und bekam, wenn ich brav war, ein Stück Kuchen.“ Der Wunsch, Fußball-Managerin zu werden, war nicht von Dauer. Daniela Antonin studierte Kunstgeschichte mit „handfestem“ Schwerpunkt, ihr geht es bis heute um Kunst zum Anfassen – auch wenn sich in ihrem Museum viel kostbares Porzellan befindet. In einer städtischen Einrichtung sei der Gestaltungsspielraum enger getaktet als in Landesmuseen. Deshalb wünscht sich die umtriebige Chefin gelegentlich mehr Freiräume, „damit das Hetjens mit einem eigenen Profil erkennbar wird. Kulturinstitute sollten ein sinnliches Vergnügen sein.“ Die Möglichkeit, in ihrem Museum die Zeit zurückzublenden, fasziniert sie: „Wir wollen ja auch Geschichtenerzähler sein.“
Bei Dr. Susanne Anna hat sich mit ihrer Wirkungsstätte im Stadtmuseum ein Kreis geschlossen. „Mein Vater sammelte Kunst, ich bin mit dem Jungen Rheinland und der Düsseldorfer Malerschule aufgewachsen“, erzählt die Direktorin. „Das erste Museum, das ich als kleines Kind kennenlernte, war tatsächlich das Düsseldorfer Stadtmuseum.“ Eine weitere Verbindung zur Kunst ergab sich durch ihren Großvater. „Er malte Aquarelle und zeichnete“, sagt Susanne Anna. „Durch all diese Einflüsse war für mich sehr früh klar, dass ich Kunstgeschichte studiere.“ Vier Häuser prägten ihre Karriere. In Chemnitz war sie nach der Wende die jüngste Museumsdirektorin Deutschlands. Danach leitete sie das Museum Schloss Morsbroich in Leverkusen und das Museum für Angewandte Kunst in Köln. Am 1. September 2003 übernahm Susanne Anna das Stadtmuseum Düsseldorf und frischte es mit viel Energie und neuen Ideen auf. „Unverändert reizvoll und inspirierend ist für mich der lokalglobale Bezug unserer Stadtgeschichte“, umreißt sie die schönsten Seiten ihrer Aufgabe. „Von Düsseldorf aus wurden interessante Verbindungen nach ganz Europa und in alle Welt geknüpft. Als Museum sind wir ein großer Gemischtwarenladen, was immer wieder spannend ist.“ Das Haus habe sich auf die Fahnen geschrieben, lebendig und diskussionsfreudig zu sein. „Ich lerne ständig dazu, kann tolle Projekte mit Bürgervereinen, Architekten und Künstlern verwirklichen“, sagt sie, „eine riesengroße Freude und ein wunderbares Geschenk.“ Als Kunststadt spiele Düsseldorf durch die Akademie und die Tradition der großen Künstlervereine eine herausragende Rolle. Auch das Stadtmuseum leistet seinen Beitrag dazu. Gerade wurde eine Ausstellung über die Gießerei Schmäke eröffnet, die seit vielen Jahren die Arbeiten bedeutender Künstler umsetzt. „Darauf bin ich sehr stolz“, sagt die Direktorin. „Und unsere Besucher dürfen nach Herzenslust alle ausgestellten Objekte anfassen.“
In der nächsten Ausgabe des Top Magazins stellen wir weitere Powerfrauen aus der Düsseldorfer Kunst- Szene vor.