Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
Die Wein-Community in Düsseldorf wächst ständig. Hip sind moderne kommunikative Gastronomie-Konzepte. Das smarte Publikum in allen Altersklassen setzt auf gute Tropfen in stylischer Atmosphäre. Wenn es dann noch Kleinigkeiten zu essen gibt – umso besser!
In dem gemütlichen Ambiente des Eiskellers gibt es allein 45 offen ausgeschenkte Weine zum Probieren und Genießen. Dorina Sill (r.) teilt ihre Leidenschaft für den Rebensaft mit Klaus Wählen. Die beiden betreiben gemeinsam den Eiskeller.
Kleine Weingüter & junge Winzer
„Unsere Idee war es, ein Lokal zu eröffnen, in dem man auf ein gutes Glas Wein vorbeikommen kann, ohne etwas zu essen“, sagt Dorina Sill, die zusammen mit Klaus Wählen den Eiskeller betreibt. Die passende Location fanden sie direkt gegenüber dem Eingang der Kunstakademie. Ein altes Gewölbe mit Backsteinwänden, das früher mal als Eiskeller der Stadt Düsseldorf genutzt wurde. „Das Ambiente ist ur-gemütlich“, schwärmen die Weinfreunde. Die Gäste können unter 300 Weinen wählen. „Ausschließlich Weine aus Europa.“ 45 werden offen ausgeschenkt. Das Glas (0,15 l) zwischen 5,30 und 10 Euro. „Bei uns werden die Weine nicht an der Theke in die Gläser gefüllt. Wir gehen immer mit der Flasche an den Tisch und lassen die Gäste probieren, ob der ausgewählte Wein ihrem Geschmack entspricht.“ Das wissen viele zu schätzen. Dorina Sill und Klaus Wählen setzen bei ihrem Angebot überwiegend auf kleine, eher unbekannte Weingüter und junge Winzer. „Sie sind innovativer.“ Oft haben diese von den Eltern das Weingut übernommen und möchten neue Ideen verwirklichen. Zum Konzept des Eiskellers gehört es, biologisch oder biodynamisch hergestellte Weine mit keinen oder möglichst wenigen Zusatzstoffen anzubieten. Daher gibt es neben Weißwein, Rotwein und Rosé auch Orange Wine. „Dabei handelt es sich um Weißweintrauben, die nach dem Rotwein-Verfahren verarbeitet werden. Dadurch verlieren die Trauben ihre Rebsortentypizität und haben das Mundgefühl eines Rotweins“, erklärt Dorina Sill. „Es ist die ursprüngliche Art, Wein zu machen. Schon die Römer und auch die Georgier nutzten sie.“ Für die Erzeugung von Weißwein werden die Trauben nach der Lese gepresst. Werden weiße Trauben wie Rotwein in der Schale vergoren, verleihen ihre Inhaltsstoffe dem Wein einen orangen Farbton und eine robuste Tanninstruktur. Solche Naturweine werden seit rund sechs Jahren vermehrt hergestellt. „Einer der renommiertesten Weinmacher auf diesem Gebiet ist der Italiener Josko Gravner. Er beschäftigt sich schon seit rund 20 Jahren mit dem Thema pure Weine.“ Alle Positionen von der Karte des Eiskellers können mitgenommen werden. „In diesem Fall zahlt man 15 Euro weniger pro Flasche als in der Weinbar.“ Zu den ausgesuchten Tropfen serviert das Eiskeller-Team Käse aus der Region, Schinken, Tiroler Speck und Mortadella sowie frisches Brot und hochwertiges Olivenöl.
Im Rheinton werden die Gäste von Sommelier Binali Ihtiyar und seiner Partnerin Janine Müller verwöhnt
Weine direkt vom Winzer
Zu den coolen Weinbars in Düsseldorf gehört Rheinton. Sommelier Binali Ihtiyar und seine Partnerin Janine Müller haben sich damit einen Traum erfüllt. „Unser Konzept ist es, abseits der Wege kleine Weingüter zu finden, die ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Uns ist es wichtig, gerade jungen Gästen, die ihre ersten Gehversuche mit dem Getränk machen, einen Zugang zu verschaffen. Früher war es elitär, Wein zu trinken. Das hat sich zum Glück geändert. Das Thema Wein wird immer größer.“ Aktuell gibt es Weine aus Frankreich und Deutschland. Binali Ihtiyar schätzt den Direktimport. „Ich liebe es, dem Winzer in die Augen zu schauen. Das ermöglicht mir Rückschlüsse auf den Wein. Pascal Arnoux im Burgund beispielsweise war sehr individuell. Seine Weine sind ebenso kantig wie er. Wein erzählt immer Geschichten.“ Das Rheinton ist eine nette kleine Bar und bietet rund 100 Wein-Positionen. In-House gibt es die Flasche ab 19 Euro. Wer möchte, nimmt sich seinen Lieblingswein mit nach Hause. „Ich arbeite nach dem Korkgeld-Prinzip. Die Flasche Château Cos D’Estournel 2007 aus dem Bordeaux kostet In-House 170 Euro, zum Mitnehmen 130 Euro.“ Offen werden sechs Weißweine, fünf Rotweine, ein Rosé und ein Schaumwein ausgeschenkt. Ihr Publikum begeistern Janine Müller und Binali Ihtiyar auch mit Jahrgangssardinen, Käseplatten, Fleischterrinen und Kniften, der rheinischen Variation der Stulle. „All unsere Produkte stammen von Herstellern, die mit Herzblut dabei sind. Wir haben das große Glück, dank eines Bäckerofens unser Brot selber zu backen.“ Nachmittags trifft man sich im Rheinton zu Kaffee und Kuchen – auch der ist natürlich selbst gebacken.
Head-Sommelière Rienne Bilz agiert als charmante Gastgeberin im Café du Sommelier im Andreas Quartier.
Französisches Flair in der Altstadt
Wenn jemand ein Glas Wein nach der Arbeit trinken möchte, ist das exklusive Café du Sommelier im Andreas Quartier die perfekte Adresse. Mit seinem lichtdurchfluteten Wintergarten, seinen imposanten Olivenbäumen und seinem detailverliebten Interieur bietet es Wohlfühl-Ambiente für rund 130 Liebhaber bester Weine. Die Weinkarte umfasst 38 Seiten. Head-Sommelier Rienne Bilz berät die Gäste bei der Auswahl, damit deren Geschmack und die Preisklasse des Weins miteinander harmonieren. „Wir offerieren rund 1000 verschiedene Weine aus aller Welt in der Flasche“, so die Kalifornierin. „Sie kommen aus Frankreich, Deutschland, USA, Italien, Spanien, Chile und Argentinien. Wir arbeiten mit vielen kleinen Familienbetrieben, aber auch mit großen Weingütern. Unsere Liste ist lang und bietet für jeden Geschmack etwas.“ Viele Weine werden direkt von Winzern in den USA und Frankreich geordert. „In Deutschland sind sie ansonsten nicht erhältlich.“ Rund 20 Weine werden offen ausgeschenkt. Zu den kostbaren Tropfen gibt es sowohl klassische französische Brasserieküche aber auch Snacks wie Oliven. Für frisch gebackenes Brot, Kuchen und Macarons sorgt die hauseigene Bäckerei.
Julia und Dieter Ahrweiler betreiben ihr Weinlokal mit gläsernem Weinhumidor in einer ehemaligen Galerie gleich um die Ecke vom Carlsplatz
Weinlokal in einer ehemaligen Galerie
Gute Weine sind auch das Lebenselixier von Julia und Dieter Ahrweiler. Ihr Nachname lässt Erzeugnisse aus einer der berühmtesten Rotwein-Regionen Deutschlands erwarten. „Bisher gehören Rotweine von der Ahr nicht zu unserem Portfolio“, schmunzelt das Ehepaar Ahrweiler vom Weinlokal Galerie am Karlplatz. Es befindet sich auf der Benrather Straße 6b, direkt um die Ecke von Düsseldorfs Schlemmer-Treffpunkt, dem Carlsplatz. Wer das Weinlokal, eine ehemalige Galerie, betritt, fühlt sich sofort wohl. Hier ist alles stimmig. Die Atmosphäre sorgt für Entschleunigung. Im Barbereich warten hohe Tische auf Weinfreunde. In der Lounge nehmen sie auf bequemen braunen Ledersesseln Platz – direkt neben dem gläsernen Weinhumidor. Rund 116 Posten befinden sich auf der Weinkarte. Fast die ganze Welt ist vertreten. „Offen schenken wir 78 Weine aus“, betont Dieter Ahrweiler. Der frühere IT-Manager und ausgebildete Sommelier möchte ein neues Bewusstsein für Wein schaffen. Jeder Gast soll die Möglichkeit haben, mehrere Weine zu probieren. „Ideal dafür sind unsere Flights mit drei Gläsern à 0,1 l zu einem Thema. Das kann Riesling, Neue Welt oder Champagner sein. Man kann sich sozusagen durch die Welt probieren.“ Der „Flight Bubbles“ beinhaltet jeweils ein Glas Crémant, Winzersekt und Champagner – für 20 Euro. „Speziell unsere jüngeren Gäste lieben Flights.“ Sie sind optimal, um sich an das Thema Wein heranzutasten. „Wir möchten das Mystifizierende aus dem Thema herausnehmen.“ Die Ahrweilers setzen auf Weine von wenig bekannten Winzern. „Nicht ausschließlich“, winken sie ab. „Auf unserer Weinkarte findet sich auch ein Wein von Markus Molitor – allerdings kein Riesling, sondern ein Weißburgunder. Besonders stolz bin ich, einen Priorat Crianza, einen erlesenen spanischen Rotwein, offen anbieten zu können. 12 Euro kostet das Glas.“ Gute Weine, gepaart mit gutem Essen, serviert von zwei überaus sympathischen Gastgebern mit intensivem Weinwissen und einer gesunden Portion Humor – da kommt man gerne wieder. Nicht zuletzt, weil das Weinlokal in-habergeführt ist und Julia und Dieter Ahrweiler immer selbst für ihre Gäste da sind.
Eiskeller Weinbar
Eiskellerberg 1, 40213 Düsseldorf,
Telefon 0211 20052686,
eiskellerbar.de
Rheinton
Gartenstraße 28, 40479 Düsseldorf,
Telefon 0179 7512046,
www.wein-rheinton.de
Weinlokal Galerie am Karlplatz
Benrather Straße 6B, 40213 Düsseldorf,
Telefon 0211 86399990,
www.galerie-am-karlplatz.de
Café du Sommelier
Mühlenstraße 34, Andreasquartier,
40213 Düsseldorf, Telefon 0211 2409 2140,
www.cafedusommelier.de
Wyno
Wielandstraße 54, 40211 Düsseldorf,
Telefon 0211 36771771,
www.wyno-weinhandel.de
20° Restobar
Mutter-Ey-Platz 3, 40213 Düsseldorf,
Telefon 0211 86392030,
www.20grad.com
Rocaille
Weißenburgstraße 19, 40476 Düsseldorf,
Telefon 0211 97711737,
www.rocaille.de