„Wir müssen uns dem Konkurrenzkampf stellen“
Auf die Frage, wie die ersten Wochen im…
Für die Top-Stylistin Laila Hamidi aus Düsseldorf sind Glamour und Stars in Hollywood so vertraut wie das Elend in ihrer Heimat Kabul.
Kommt gerade von der Fashion Week in New York zurück: Laila Hamidi
Als „Fashion Artist“ reist sie um die Welt und sorgt dafür, dass Stars im besten Licht erscheinen. Beim großen Auftritt auf dem roten Teppich und dem gnadenlosen Auge der Kamera überlassen die Berühmtheiten nichts dem Zufall. Gestylt und geschminkt von Laila Hamidi, fühlen sie sich sicher und schön. Ob in Hollywood, bei den Filmfestspielen in Cannes oder der „Bambi“-Verleihung – überall ist die Expertin aus Düsseldorf begehrt. Gerade war sie wieder zur Fashion Week in New York und danach noch für Shows und Mode-Shootings in den USA im Einsatz.
Doch das glamouröse Leben der bildhübschen 35-Jährigen hat zwei Seiten, wie sie kontrastreicher nicht sein könnten. Einerseits mit den Stars auf Tuchfühlung, andererseits Schutzpatronin der Frauen in Afghanistan. Um diesen Spagat zu verstehen, muss man das Schicksal von Laila Hamadi kennen. Geboren in Kabul, gehörten Trümmer, Tod und Krieg zu ihrem Alltag. Nach den älteren Geschwistern flüchteten auch die Eltern mit der damals 15-jährigen Laila nach Rotterdam. Den Neuanfang bewältigte sie spielend: „Ich wollte unbedingt weiterkommen und konzentrierte mich ganz aufs Lernen.“ Im Handumdrehen beherrschte sie die fremde Sprache, schaffte das Abitur auf Niederländisch und begann ein Wirtschaftsstudium. Ihre Familie blieb in Rotterdam, nur Laila zog davon. „Der Liebe wegen!“, sagt sie mit leuchtenden Augen. Ihr Mann wuchs ebenfalls in Afghanistan auf und verließ seine Heimat während der russischen Besatzung. Zusammen mit der geschlossenen Fußball-Nationalmannschaft, der er angehörte. In Deutschland studierte er Maschinenbau, kam durch den Beruf nach Düsseldorf.
Mit 21 war Laila Ehefrau, zwei Jahre später Mutter. Ihr Studium in einer wiederum neuen Sprache fortzusetzen, erwies sich als zu kompliziert, zumal mit einem Baby. Aber untätig wollte sie nicht sein Sie hatte Glück: Der Job in der Parfümerie Douglas öffnete ihr die Tür zu einer anderen Welt. „Ich durfte im Laden bedienen und schon bald die Kunden schminken“, erzählt sie. „Das lag mir. Weil auch meine Chefin von meinem Talent angetan war, ermutigte sie mich zur Teilnahme an einem Wettbewerb von Dior.“
Laila Hamidi schaffte es nach mehreren Ausscheidungsrunden bis ins Finale – und gewann. Sie erhielt Aufmerksamkeit und Angebote, die Karriere kam ins Rollen. Mit dem perfekten Make-up mochte sich Laila nicht mehr begnügen. „Ich bildete mich fort und entwickelte Konzepte für das komplette Styling von Kopf bis Fuß“, erzählt sie. „Das machte sonst keiner.“ Es sei eine Herausforderung, die kritischen Kunden zu überzeugen. „Du hast dafür nur wenige Minuten. Sie beäugen sich die ganze Zeit im Spiegel. Sind sie nicht zufrieden, buchen sie dich nie mehr.“ Ihr aber blieb der Erfolg treu Am 1. April folgt so etwas wie die Krönung: Bei der Beauty-Messe in Düsseldorf erhält Laila Hamidi die „Goldene Maske für Visagistik 2017“. Mit ihr werden Profis für Kreativität, Kompetenz und außergewöhnliche Leistungen ausgezeichnet.
Ihre Herkunft und die übersprungenen Hürden haben die junge Frau geprägt. „Man schätzt das Leben ganz anders“, sagt sie. Deshalb gibt sie etwas zurück, richtet Kosmetik-Workshops für krebskranke Frauen aus („dabei denke ich immer an meine Mama, die an Krebs gestorben ist“) und unterstützt den Verein „Hope“ in Afghanistan: „Wir sammeln Spenden, bringen Frauen das Nähen bei und kaufen ihnen Nähmaschinen. So können sie sich eine eigene Existenz aufbauen.“