Begeistert für Düsseldorf
Warum brauchte es 1989 einen Zusammenschluss wie die…
In der Landeshauptstadt haben 44 konsularische Vertretungen ihren Sitz. Wir stellen die einzelnen Repräsentanten hier vor. Die Königlich britische Generalkonsulin Susan Speller betont die enge Verbindung zu Nordrhein-Westfalen, spricht über den Brexit und die englische Königsfamilie.
Das deutsche Wort „Wanderlust“ wird auch in der englischen Sprache verwendet. Susan Speller beschreibt damit die harmonische Verbindung ihres Berufes mit ihren ureigenen Interessen: „Ich bin in meinem Leben sehr viel umgezogen und dabei immer noch neugierig geblieben. Mir liegt die Wanderlust im Blut.“ Seit 2013 repräsentiert die Britische Generalkonsulin ihr Heimatland in Düsseldorf. Sie brachte reichlich Erfahrung mit für diesen Posten. „Ich hatte das Glück, schon über 20 Jahre in Deutschland arbeiten zu dürfen“, sagt sie. Sie war zuvor in München, Hamburg, Bonn und zuletzt fünf Jahre lang als Pressesprecherin in Berlin. Jede dieser Städte hatte für sie ihren ganz besonderen Reiz. Auch in Düsseldorf ist Susan Speller nicht zum ersten Mal. Von 1988 bis 1990 arbeitete sie in der Handelsabteilung ihres Konsulats. „Düsseldorf hat sich sehr verändert und ist seitdem viel schöner geworden“, meint sie. „Damals gab es am Rhein noch keinen Tunnel und keine Promenade mit so schönen Cafés.“ Auch in Wittlaer, wo sie wohnt, genießt sie die Nähe zum Fluss: „Ich gehe nur ein paar Schritte, atme die frische Luft ein und bekomme sofort einen klaren Kopf. Sehr angenehm, dass am Rheinufer nicht alles zugebaut ist und man noch Schafe auf der Weide sehen kann. Diese angenehme Mischung aus ländlich und urban gefällt » mir. Ich lebe hier sehr gern.“
Im Britischen Generalkonsulat an der Oststraße hat Susan Speller 25 Mitarbeiter. „Unsere Hauptaufgaben sind die Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland“, erzählt sie. „Zu über 60 Prozent beschäftigen wir uns mit Handelsangelegenheiten. Pässe stellen wir nur in Notfällen aus, für Visen ist ein anderes Büro in Düsseldorf zuständig.“ Besonders intensiv ist der Austausch in der Chemie und Autobranche sowie bei medizinischen Geräten, Lebensmitteln und erneuerbaren Energien. Man kommt nicht umhin, Susan Speller nach den vermutlichen Folgen des Brexit zu fragen. Sie kennt das schon. „Es wird natürlich nicht leicht sein, alles zu besprechen und zu regeln“, sagt sie. „Aber für Großbritannien sind die bilateralen Beziehungen zu Deutschland wie auch zu anderen EUPartnern nach wie vor sehr wichtig. Wir streben weiterhin eine gute Zusammenarbeit an. Der Prozess wird Ende März 2017 in Gang gesetzt. Danach gibt es viel zu diskutieren.“
»Ich lebe gern am Rhein,atme die frische Luft ein und bekomme sofort einen klaren Kopf.« Susan Speller
Die gewachsenen deutschbritischen Organisationen, darunter auch die ausdauernd gepflegten StädtePartnerschaften, dürfe man keinesfalls aufgeben. Die Generalkonsulin betont die enge Verbindung speziell zu NordrheinWestfalen. „Wir waren unglaublich stolz, im Sommer an den Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag des Landes teilnehmen zu können“, ruft sie in Erinnerung. „Ein Höhepunkt war sicher der Besuch von Prinz William, der eine sehr gute Rede gehalten hat.“ Ach ja, das britische Königshaus und sein Glamour! Weiß sie eigentlich, wie sehr viele Deutsche die Engländer darum beneiden? „Ja, ich habe davon gehört“, antwortet sie und lacht. „Es sind aber nicht nur die schönen Bilder, die wir bewundern. Hinter der Monarchie steckt noch mehr. Etwas Tieferes. Auch für mich war eine große Ehre, die Königin zwei Mal persönlich zu treffen. Die machen alle einen phantastischen Job.“ Aktuell wohnen etwa 27.000 britische Staatsbürger in NRW. Was wiederum zahlreiche Clubs und Vereinigungen nach sich zieht, bei denen Susan Speller aktives Mitglied oder Ehrenmitglied ist. Sehr am Herzen liegt ihr die umfangreiche „International Library“ in Düsseldorf. „Es ist großartig, was dort zur Verfügung steht – 25.000 Bücher und 5.000 DVDs. Sehr viel wird online abgewickelt. Dazu kommen die Angebote vor Ort. Das alles kostet Geld, deshalb braucht die Bibliothek dringend Sponsoren.“
Spellers Vater arbeitete fürs Militär, vorwiegend im medizinischen Bereich. Alle zwei Jahre wurde er versetzt, und die Familie zog mit. Tochter Susan kam in Südengland nahe Southampton zur Welt, doch bald ging es nach Kuala Lumpur in Malaysia, nach Singapur und wieder zurück nach England. „Daher kommt es, dass ich mir nicht vorstellen kann, länger als ein paar Jahre an einem Ort zu leben“, sagt sie. Ihre Laufbahn zielte keineswegs von Anfang an auf eine diplomatische Karriere hin. Susan Speller studierte Sprachen, und zwar eine bemerkenswerte Kombination aus Russisch, Tschechisch und Italienisch. Auch Latein hatte sie gelernt: „Das war schon alles auf Internationalität ausgerichtet“. Im Britischen Außendienst, für den sie seit 1984 im Einsatz ist, setze man nicht auf festgelegte Ausbildungsgänge. „Was zählt, ist die Kompetenz“, stellt sie klar. „Man muss flexibel sein, vielseitig und belastbar. Es gibt in unserer Diplomatie weniger Juristen als anderswo. Die meisten sind Generalisten aus allen möglichen Bereichen. Ich kenne Kollegen, die Geschichte studiert haben oder sogar Musik.“
Was würde sie noch reizen, wenn ihre Dienstzeit in Düsseldorf endet? Kann sie überhaupt Wünsche äußern? „Das schon. Aber man hat bei einem Bewerbungsverfahren in der Regel Mitbewerber, weiß also nie, ob es mit dem Job klappt.“ Südamerika wäre vielleicht schön, überlegt sie. Da war sie noch nie. Oder Südostasien. Oder Australien, wo sie Verwandte hat. Die Welt ist groß und bunt. „Und meine Liste ist lang!“ Aber immer bleibt da auch ein fest reserviertes Plätzchen für ihre Heimat: „Wenn ich etwas vermisse, sind es unsere gemütlichen Pubs, urig und verwinkelt. Dort nach einem Spaziergang einzukehren, ist einfach herrlich.“