Das kreative Rückgrat der Stadt
Düsseldorf ist eine Kunststadt. Das sieht man allerdings…
In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt haben 44 konsularische Vertretungen ihren Sitz. Wir stellen die einzelnen Repräsentanten hier vor. José M. Carneiro Mendes ist seit einem Jahr Generalkonsul von Portugal. Im Top Magazin spricht er über seine Aufgaben, seinen Werdegang und darüber, warum er so gern am Rhein lebt.
Es gab einen Tag in diesem Jahr, an dem José M. Carneiro Mendes mit seinen Landsleuten so eng verbunden war wie selten zuvor. Am 10. Juli wurde Portugal Fußball-Europameister. Der Düsseldorfer Generalkonsul erlebte den Triumph von Paris während seines Familienurlaubs in Bayern. Er stand inmitten einer Fanmeile am Ufer der Donau in Passau, umgeben von einer Gruppe Portugiesen und sehr vielen Deutschen. Vergnügt stellte er fest, dass unter den Zuschauern fast alle seiner eigenen Nationalmannschaft die Daumen drückten – was dann auch mit einem Sieg belohnt wurde. Wieder ein Grund für José M. Carneiro Mendes, sich in Deutschland wohlzufühlen. Überhaupt habe er keinen wirklich schweren Stand auf seinem Posten, sagt er:
„Die Deutschen kommen mit Neugier und Interesse auf mich zu. Ich hörte noch nie etwas Negatives über mein Land. Das freut mich sehr.“
Seit August 2015 residiert José M. Carneiro Mendes als Generalkonsul von Portugal in Düsseldorf. Im vorderen Bereich seiner Diensträume an der Friedrichstraße herrscht zu den Öffnungszeiten reger Publikumsverkehr. Vornehmlich werden hier Pass- und andere »standesamtliche Angelegenheiten abgewickelt. Der Generalkonsul repräsentiert in NRW nicht nur sein Land, er ist auch Ansprechpartner für die hier lebenden Portugiesen. Oder diejenigen, die in Deutschland auf Reisen sind und plötzlich Hilfe brauchen. Weiter hinten mündet der Flur in das angenehm wohnlich ausgestattete Büro von José M. Carneiro Mendes. Es war vor einem Jahr sein eigener Wunsch gewesen, nach Düsseldorf zu wechseln. Wie es dazu kam? Das sei eine lange Geschichte, sagt er und beginnt zu erzählen.
Nach Abschluss seines Jurastudiums in Lissabon arbeitete er bis 1992 als Rechtsanwalt und trat dann in den Diplomatischen Dienst ein. Seine neue Aufgabe führte ihn zunächst nach Sarajevo, wo er als Leiter der portugiesischen Delegation in der Beobachter-Mission der Europäischen Gemeinschaft (ECMM) den Friedensprozess auf dem Balkan begleitete. Danach ging er für zwei Jahre als Stellvertreter des Botschafters nach Caracas in Venezuela, wo es eine riesige Gemeinde von einer Million Menschen mit portugiesischen Wurzeln gibt. Auf seiner nächsten Station in Wien war er zuständig für die Kaukasus-Angelegenheiten in der Ständigen Vertretung Portugals bei der OSZE. Es folgten einige Jahre als Leiter verschiedener Sparten beim Außen- und Finanzministerium in Lissabon. 2009 ergab sich ein erneuter Aufenthalt im Ausland: José M. Carneiro Mendes wurde Stellvertreter des Botschafters in Kiew.
Danach begann seine nicht ungefährliche Mission in Islamabad. Dort sollte er die Möglichkeiten einer Wiedereröffnung der seit 2010 geschlossenen portugiesischen Botschaft überprüfen und die Ergebnisse in einem Bericht zusammenfassen. Das gelang ihm derart überzeugend, dass sein Außenminister ihm die Leitung der neuen Botschaft antrug. Das Leben eines Diplomaten, das er sich ausgesucht hat, habe ihn zur Annahme gezwungen, fügt er lächelnd hinzu. Zwei Jahre arbeitete er, getrennt von seiner Familie, unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in Pakistan. Das brachte ihm große Meriten ein. Nicht zuletzt deshalb konnte er, als er 2013 nach einem neuen Posten Ausschau hielt, seinen künftigen Standort unter den frei gewordenen Generalkonsulaten auswählen. Und er entschied sich für Düsseldorf. „Von Wien aus war ich öfter im Süden unterwegs, aber Nordrhein-Westfalen kannte ich bisher nicht“, begründet er seine damalige Entscheidung. „Mich faszinierte vor allem auch die reiche Geschichte. Bis zurück zu den Römern, deren Spuren in dieser Region noch sichtbar sind.“ Das erste Jahr in Deutschland verging schnell. Erst vor kurzem hat der 55-jährige Generalkonsul ein Auto gekauft und wird die Umgebung mit seiner Frau bald noch besser entdecken können. Sein Sohn schloss gerade erst die internationale Schule in Lissabon ab und beginnt jetzt in England zu studieren.
In NRW leben 42.000 Portugiesen, für die er verantwortlich ist. Sie kamen über Jahrzehnte in verschiedenen Migrations-Epochen aus ihrer Heimat zu uns und sind in aller Regel sehr gut integriert. Auch mit den Beziehungen beider Länder auf wirtschaftlicher und kultureller Ebene ist der Generalkonsul zufrieden. Besonders erfreulich sei die Entwicklung im Tourismus. Gerade erst war er auf der Caravanmesse und konnte beobachten, wie umringt die Pavillons der portugiesischen Vertreter waren.
Hat er sich inzwischen gut eingelebt in seinem Domizil in Düsseldorf? „Da muss ich ein wenig ausholen“, antwortet er und berichtet zum besseren Verständnis von seiner Zeit in der Ukraine. „Ich habe Kiew damals als eine ungewöhnlich lebendige Stadt mit vielen jungen Menschen erlebt. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass es noch besser kommen könnte. Bis ich nach Düsseldorf zog.“ José M. Carneiro Mendes schätzt das überaus vielfältige kulturelle und gastronomische Angebot in der Stadt, von dem Einwohner wie Gäste gleichermaßen profitieren können. Er selber finde hier alles, was er zum Leben brauche, versichert er: „Ob Mode, Wirtschaft oder Medien, Düsseldorf zeigt sich modern, innovativ und weltoffen.“